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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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zehntausend Mann und dabei konnte es sich nicht nur um Kersilonen handeln, denn mit Ausnahme der Flugwolfführer waren alle regulären Truppen aus Etecrar Arden bereits nach Arch Themur gefolgt – und beinahe bis auf den letzten Mann vor dem Drachenhort gefallen.
    In dumpfer Gleichgültigkeit wartete Arden, bis die Truppen vor der Festung aufmarschiert waren. Anders als seine eigene Armee, die ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Truppenteilen mit jeder nur erdenklichen Kombination von Rüstungen, Gewändern, Wappen und Fahnen gewesen war, präsentierte sich dieses Aufgebot vollkommen einheitlich. Über einem dunkelroten Wams trugen die Soldaten ein langes, matt glänzendes Kettenhemd, in das auf Brusthöhe aus goldenen Kettengliedern das vierstrahlige Sonnensymbol eingeflochten war. Auch die Fahnen und Schilde zeigten alle das gleiche Symbol, allerdings mit der sich windenden Figur des Drachen darunter. Die Männer waren zudem mit einem stabilen Helm inklusive Nasenschutz sowie robusten ledernen Beinlingen ausgestattet und trugen ohne Ausnahme lange Schwerter an der Seite und ungewöhnlich massiv wirkende Armbrüste auf dem Rücken. An der Ausrüstung dieser Truppe war sicherlich nicht gespart worden, wie Arden feststellen musste, aber ihn irritierte weit mehr, dass bei diesem Eliteregiment auf metallene Rüstungen verzichtet worden war, wie es die kirchlichen Ratgeber Arden für sein Heer empfohlen hatten. Entweder wollten diese Männer nicht gegen den Drachen ziehen oder sie wussten, dass von der Echsenkreatur kein echtes Feuer zu befürchten war.
    In diesem Moment scherte eine kleine Reitergruppe aus dem Truppenverband aus und kam auf das provisorisch wieder instand gesetzte Tor der ehernen Feste zu, wo zuvorderst Arden und ein paar Schritt dahinter Kommandant Fadwen und einige weitere Soldaten standen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Der vorderste Reiter unterschied sich äußerlich nur durch einen langen roten Mantel und ein goldenes Sonnenamulett von den anderen, trotzdem wurde schon allein an seiner aufrechten Haltung im Sattel und der herrischen Art, wie er an den Zügeln seines Pferdes riss, deutlich, dass es sich dabei um den Anführer des Heeres handeln musste. Arden erkannte ihn jedoch nicht, bis er unmittelbar vor ihm angekommen war, vom Pferd stieg und den Helm abnahm. Die in seine Stirn eingelassene goldene Sonnenscheibe, der Falkenblick und das hagere Gesicht waren unverwechselbar: Arden stand dem Citarim Torion Menaurain gegenüber.
    Obwohl Arden eigentlich viel zu erschöpft war, um Furcht oder Scham zu empfinden, befiel ihn unter der strengen Begutachtung des Kirchenfürsten nun doch eine plötzliche Unruhe. Er sah den Glaubensführer das erste Mal in solch einer martialischen Aufmachung, aber er musste zugeben, dass der Citarim dadurch noch einschüchternder wirkte als sonst. Eine deutlich spürbare Aura der Autorität umgab den obersten Vertreter der Götter wie eine unsichtbare Wolke.
    »Cit mit Euch, König Arden«, begann der oberste Citdiener mit schneidender Kälte in der Stimme. »Ich wollte die üble Kunde nicht glauben, bevor ich mir selbst ein Bild von der Lage machen konnte. Aber nun blicke ich ins Innere der von den Göttern geschaffenen Festung Arch Themur, die Euch als sicherer Hafen für Eure Streitmacht dienen sollte, und was sehe ich? Nur noch einen winzigen Bruchteil der Euch anvertrauten Truppen und die meisten davon verwundet. Könnt Ihr mir das erklären, Arden Erenor?«
    Der Citarim sprach zu ihm wie zu einem ungehorsamen Schüler, was Arden trotz seiner Müdigkeit als zutiefst beleidigend empfand.
    »Der Drache war stärker als vermutet«, erwiderte er matt.
    »Das ist alles, was Ihr als Erklärung anzubieten habt?«, erkundigte sich der Citarim streng. »Ihr handelt gegen meine ausdrückliche Empfehlung, den Drachen nicht anzugreifen, bevor ich nicht mit Verstärkung eingetroffen bin, und bietet mir als Entschuldigung nichts weiter als das?«
    Inzwischen versammelten sich immer mehr von Ardens Männern beim Tor, um der Auseinandersetzung zu lauschen.
    »Wenn Ihr mir gesagt hättet«, gab Arden äußerlich völlig ruhig zurück, »dass der Drache nicht wirklich Feuer speien kann, sondern dass es sein Geist ist, vor dem wir uns in Acht nehmen müssen, dann wäre ich besser vorbereitet in die Schlacht gegangen. Das hätte vermutlich vielen meiner Soldaten das Leben gerettet.«
    »Eure Dreistigkeit übersteigt wirklich jegliches Maß«, entrüstete sich der Citarim.

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