Götterschild
erschüttert auf den nächstbesten Stuhl nieder. Die in Ardens Brief beschriebenen Ereignisse als schlechte Nachrichten zu bezeichnen, kam dem Versuch gleich, den Sturz von einer Klippe zu einem kleinen Missgeschick herabzuspielen. Dies war eine ausgewachsene Katastrophe, deren gesamtes Ausmaß sich nach den nur oberflächlichen Angaben in Ardens Botschaft gar nicht ermessen ließ. Targ blickte Meatril hilflos an, fand aber keine Worte.
»Er bittet uns um Verzeihung«, bemerkte Meatril gedankenverloren. »Das hätte ich niemals für möglich gehalten.«
Targ blinzelte irritiert, denn obgleich er diese Passage natürlich nicht übersehen hatte, war Ardens ausdrückliche Entschuldigung für sein »arrogantes und dummes Benehmen seinen treusten Gefährten und Ratgebern gegenüber«, wie er sich ausdrückte, nicht gerade der Teil des Briefes, der Targ im Moment am meisten beschäftigte.
»Wir müssen ihm helfen«, entschied Meatril, ohne weiter nachzudenken.
»Aber … ausgerechnet jetzt?«, stammelte Targ.
Meatril zuckte die Schultern. »Ich weiß, dass es in der momentanen Situation nicht gerade ratsam ist, die Verteidigung der Stadt zu schwächen, indem wir mit einem Heer nach Arch Themur ziehen. Die Frage ist allerdings, was geschehen wird, wenn wir es nicht tun.«
»Normalerweise wäre ich der Erste, der dir begeistert folgen würde«, versicherte Targ ungehalten. »Nicht wegen Arden, sondern weil Megas höchstwahrscheinlich dem Heerbann des Citarim angehört. Ich war ja Zeuge, wie ihn das Kirchenoberhaupt praktisch dazu gezwungen hat. Aber was sollen wir mit zwei-, dreihundert Mann dort ausrichten? Mehr Waffenfähige bekommen wir auf die Schnelle nicht zusammen. Noch nicht einmal Pferde haben wir.« Targs Ärger wuchs mit jedem Wort, das er sprach. Auf einmal trat er wütend gegen das Tischbein, sodass Shyrali und der immer noch essende Bote Zeral von dem lauten Krachen erschrocken zusammenzuckten. »Und wieder komme ich nicht an den verderbten Mörder heran!«, rief Targ. »Es ist wie ein Fluch!«
»Aber vielleicht erhalten wir nun den Lohn für deine beherzte Rettungstat«, meinte Meatril unvermittelt. Targ runzelte verwirrt die Stirn, da er nicht wusste, auf was sein Schwertbruder hinauswollte.
»Er spricht von den befreiten Istanoit«, erläuterte Shyrali, die offenbar sofort begriffen hatte, was Meatril meinte.
»Genau«, bestätigte dieser. »Wir werden sie mit auf unseren Weg nach Arch Themur nehmen.«
Targ machte ein Gesicht, als seien die beiden nun völlig übergeschnappt. »Das sind fast ausschließlich Kinder und Greise, wollt ihr mit denen gegen den Citarim kämpfen?«
»Du verstehst nicht«, sprach Meatril das Offensichtliche aus. Erst jetzt schien er seine Überlegungen gänzlich abgeschlossen zu haben und holte zu einer umfassenderen Erklärung aus. »Die Istanoit sind dafür bekannt, äußerst rachsüchtig auf jeden Übergriff gegen einen Angehörigen ihres Volkes zu reagieren. Wenn wir mit unserem kleinen Aufgebot durch die Istaebene ziehen, werden wir über kurz oder lang auf einen der Nomadenstämme stoßen und die fragen sich mit Sicherheit bereits, wer für das Gemetzel an Taranas Leuten verantwortlich ist. Die von dir geretteten Istanoit können sie aus erster Hand darüber aufklären. Wir werden die Nomaden dann noch davon überzeugen, dass der Schuldige in Arch Themur zu suchen ist und sich außerdem noch ihre Stammesschwester Tarana in seiner Gewalt befindet. Wenn uns das gelingt, würde ich meinen linken Arm darauf verwetten, dass uns alle Stämme der Istanoit unterstützen werden. Unser Heer kann so in wenigen Tagen ganz leicht auf über tausend Berittene anwachsen.«
»Ihr wollt ein Heer aufstellen?« Die verwunderte Frage kam von Rai, der gerade auf zwei Krücken gestützt ins Zimmer humpelte. »Geht es immer noch um Megas?«
Meatril klärte den Tileter über Ardens schriftlichen Hilferuf auf und darüber, wie ihre Pläne aussahen.
»Das … ist kaum zu glauben«, sagte Rai schockiert. »Dieser Citarim scheint … verrückt zu sein.«
»Verrückt, fanatisch, skrupellos, tyrannisch, nenn es, wie du willst«, entgegnete Targ aufgebracht, »er muss aufgehalten werden, ebenso wie Megas, ein für alle Mal. Wenn wir nichts unternehmen, wird der Citarim Arden die Krone und Ecoriras Schwert entreißen. Dann steht seiner versponnenen Idee von einem Kirchenreich, in dem die Menschen nur noch Sklaven der Priesterherrscher sein werden, nichts mehr im Weg.« Er wandte sich
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