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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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die Augen auf, obwohl dies bei Gedankenbildern natürlich sinnlos war. Das mussten Fendralin und Themuron sein und diese Krieger, es konnte kein Zweifel bestehen, waren Caras und Torion Ikarion.
    Gerne wäre Arton noch bei diesem Bild geblieben, doch die Reise durch die Geschichte der Ostlande, auf die ihn die Themuraia mitgenommen hatten, machte nicht dort halt, wo er es wünschte. Dazu hätte er den entsprechenden Wunsch äußern müssen, doch gerade diese Einflussnahme wollte er um jeden Preis vermeiden, zu beeindruckend war die ungestörte Gedankenwelt, die sich hier vor seinem geistigen Auge entfaltete.
    Der Krieg gegen die Drachen, so ließen sich die nun folgenden Bilder zusammenfassen, ging mit unverminderter Härte weiter und musste Jahrhunderte gewährt haben. Berge von Toten auf allen Seiten, doch vor allem leblose Drachenleiber tauchten immer wieder auf. Dann trat plötzlich ein grundlegender Wandel in den Schlachtszenen ein, auf einmal kämpften die Zarg gegen Menschen und ein riesiger Drache legte eine fremdartige Stadt in Schutt und Asche. War das am Ende gar die mythische Stadt der Naurain, die die Menschen im Bund mit der Echse erobert und vernichtet hatten? Doch Artons Frage blieb unbeantwortet. Weiter jagte die Erinnerung der Zarg voran, der große Drache verwüstete nunmehr ausschließlich Menschensiedlungen, was zweifellos die Ereignisse während des zweiten Drachenkriegs widerspiegelte. Die Themuraia blieben in dieser Zeit eine Weile vor weiteren Kämpfen verschont. Dann begann das Sterben von Neuem in der Schlacht um Arch Themur und schließlich befanden sie sich unversehens wieder in jener Höhle, die Arton nur in seinen Gedanken erschaffen hatte, um den Wurzelbälgern dort seine Vorstellung vom Kampf gegen den letzten Drachen mit dem erhofften blutigen, aber siegreichen Ende zu zeigen. Der Erinnerungsstrom fror förmlich ein beim Anblick des reglosen Drachenkörpers. Und Arton fühlte sich schuldig. Er empfand Bedauern, tiefes Bedauern, eine Traurigkeit, die über jedes ihm vertraute Maß hinausging. Aber es war nicht sein eigener Kummer, den er spürte, das musste er sich in diesem Moment wieder ins Gedächtnis rufen, diese Emotionen kamen von den Themuraia. Sie betrauerten den Tod des letzten Drachen.
    Das war zu viel für Arton. Er brach den Kontakt ab und fand sich gleich darauf auf der Ebene von Arch Themur wieder inmitten einer Armee gut bewaffneter Zargkämpfer. Sein Kopf schien innerlich zu brennen, gleichzeitig fühlte er sich leer. Alles hätte er erwartet – Furcht, Verweigerung, Ablehnung, sogar Feindseligkeit –, aber nicht … das. Die Themuraia waren noch niemals mit dem Drachen im Bunde gewesen, sie hatten immer nur gegen ihn und später auch seine Verbündeten, die Menschen, gekämpft. Weshalb sollte sie sein Ende mit solcher Schwermut erfüllen?
    Er musste fort von hier. Arton sandte den Wurzelbälgern im Geiste den knappen und ungewöhnlich harschen Befehl, sich weiter zu sammeln und dann an Ort und Stelle zu verbleiben, danach kehrte er raschen Schritts ins Lager zurück, die Faust immer noch fest um Themurons Heft geschlossen. Er wusste nicht, wie lange die Themuraia ohne seine unmittelbare Präsenz in ihren Gedanken tatsächlich zusammenbleiben würden, aber das war ihm im Moment gleichgültig. Notfalls müsste er sie eben noch einmal zusammenrufen. Er wollte jetzt nachdenken und dazu brauchte er seinen Verstand für sich allein.
    Doch dazu sollte es nicht kommen. Noch bevor er sein Zelt im Heerlager der Kirchentruppen erreicht hatte, fühlte er plötzlich, wie ihn jemand mittels der Geistsprache zu erreichen versuchte. Es handelte sich um ein sehr behutsames, gezieltes Suchen, was bedeutete, dass diese Gedankenbotschaft nur für ihn bestimmt war. Er öffnete seinen Geist und erkannte im gleichen Moment die wohlvertrauten Gedankenmuster von Nataol, die für ihn unverwechselbar waren.
    ›Ich muss Euch in Eurem Zelt sprechen‹, ließ ihn der Hohepriester wissen. ›Sofort.‹
    Arton machte sich nicht die Mühe zu antworten, denn er hatte nur noch wenige Hundert Schritt bis zu seiner Unterkunft zurückzulegen. Als er das Zelt betrat, fuhr Nataol erschrocken herum, was ein sehr ungewöhnliches Verhalten für den ehrwürdigen Kirchendiener darstellte.
    »Arton!«, rief er aus, zwang sich aber sogleich dazu, seine Stimme wieder zu senken. »Ich hatte Euch nicht so schnell zurückerwartet.«
    »Was ist denn los?«, erkundigte sich dieser wenig erbaut davon, dass sich die

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