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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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entschieden fest.
    ›Ich habe nichts getan‹, antwortete Zottelbart beleidigt. ›Ich habe nur hier gelebt. Das darf mir keiner verbieten.‹
    ›Schon gut’, lenkte Thalia ein. ›Ich glaube dir ja.‹ Sie seufzte. ›Und wenn du es unbedingt wissen willst, Tarana hat das Amulett von Arton bekommen, Arton E …‹, sie musste nachdenken, ›Arton Erenor.‹
    ›Erenor!‹, entfuhr es dem zotteligen Wilden. ›Beschreib ihn mir, bitte, beschreib ihn.‹
    ›Er hat nur ein Auge’, begann Thalia, ›und eine große Narbe im Gesicht …‹
    ›Nein, nein‹, unterbrach sie der wunderliche Festungsbewohner, ›ich will wissen, welche Farbe seine Augen haben und seine Haare.‹
    ›Beides schwarz‹, entgegnete Thalia, ›und er ist sehr kräftig.‹
    »Pah, Erenor, pah!«, spie ihr der Haarige entgegen und verfiel dabei wieder auf seine merkwürdige Kombination von Geist- und Lautsprache.
    ›Warum ärgert dich das so?‹, erkundigte sich Thalia verwundert, aber sie erhielt keine Antwort. Nach einer Weile des Schweigens wurde ihr das Warten zu lang. ›Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt, jetzt bist du dran. Erzähl mir von dem Geheimnis.‹
    ›Geheimnis, ja, Geheimnis‹, flossen Zottelbarts Gedanken ihr wieder entgegen. ›Ein Geheimnis ist es in der Tat, mittlerweile. Früher nicht. Früher wusste jeder, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte, jeder kannte und respektierte es.‹ Er brachte sein Gesicht ganz dicht an den Spalt, durch den er Thalia sehen konnte, und starrte sie aus seinen pechschwarzen Augen an.
    Thalia wurde es mulmig zumute und für einen Moment überlegte sie, ob sie nicht lieber das Weite suchen sollte. Doch die Neugier war stärker. ›Und weiter?‹
    ›Weißt du, was Drachen sind, mein Kind?‹ Der Haarige fragte so zaghaft, als fürchte er sich vor seinen eigenen Gedanken.
    ›Ich kenne ein paar Märchen über Drachen, ja‹, erwiderte Thalia wahrheitsgemäß. ›Sie sind groß und böse, horten Gold und fressen gerne Jungfrauen.‹
    Zottelbart sog zischend die Luft ein. ›Nein, nein, nein, das ist alles Unsinn. Gewaltiger Unsinn. Drachen gibt es wirklich. Das ist kein Märchen. Einst beherrschten sie sogar die Welt. Groß sind sie, das ist wirklich wahr. Den Rest vergiss am besten ganz schnell wieder. Das ist alles nur dummes Zeug, das bloß diejenigen Menschen erzählen, die nie einen Drachen gesehen haben.‹
    ›Und du hast schon mal einen gesehen?‹ Thalia klang halb bewundernd, halb skeptisch.
    ›Oh ja, oh ja‹, kam sachte die Antwort zurück, und eine kalte Welle der Furcht schwappte von dem Langbärtigen zu Thalia hinüber. ›Ich habe ihn schon oft gesehen, oft. Wie er am Himmel kreist, zwischen den Gipfeln der höchsten Berge seine Bahnen zieht. Immer auf der Suche. Immer gefährlich. Nur hierher kommt er nie. Die Drachenspieße der Festung halten ihn ab. Hier sind wir sicher.‹
    Jetzt wurde es Thalia doch zu wunderlich. ›Und was hat das alles mit meinem Amulett zu tun?‹, erkundigte sie sich ungeduldig.
    ›Was glaubst du denn, aus was der Anhänger gemacht ist?‹ Zottelbart mochte sein Geheimnis offenbar nicht so einfach preisgeben.
    ›Ich weiß nicht‹, entgegnete Thalia und strich über die Raute. ›Es ist kein Holz und kein Eisen, Stein aber auch nicht, und für etwas aus Tierhaut ist es zu hart. Es fühlt sich ein bisschen so an wie Hirschhorn.‹
    ›Wie klug du bist, mein Kind, wie klug’, lobte der Haarige. ›Es ist tatsächlich Horn, aber nicht von einem Hirsch, sondern von einer Echse.‹
    Mit großen Augen starrte Thalia auf das Amulett. ›Willst du damit sagen, das ist Drachenhorn?‹
    ›Es ist eine der Schuppen des großen Drachen, ganz recht’, bestätigte Zottelbart ehrfürchtig. ›Der Drache gab sie einst den Menschen als Zeichen für den Skardoskoin, den Drachenbund. Wer sie berührte, konnte den Drachen auch noch aus weiter Ferne rufen, um Rat einzuholen oder Hilfe zu erbitten. Denn früher einmal, da waren Drachen und Menschen Freunde, musst du wissen. Sie beherrschten dieses Land, in dem du jetzt bist, gemeinsam. Aber die Menschen vergaßen ihre Treue zu der alten Echse und brachen ihr Wort, ja sie brachen es. Es kam zum Streit und deshalb ist der Drache jetzt sehr böse und tötet die Menschen, wenn sie ihm über den Weg laufen.‹
    Thalia zeigte sich tief beeindruckt, aber auch ein wenig enttäuscht. ›Dann ist das Amulett jetzt nutzlos?‹
    ›Oh, ich denke, man kann den Drachen immer noch damit rufen, oh ja‹, bemerkte der

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