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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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was sie tun sollte. Plötzlich fühlte sie eine sachte Berührung in ihrem Kopf, einem zarten Lufthauch gleich. Unmittelbar darauf erhob sich Arton abrupt und starrte entgeistert auf den Anhänger an Thalias Hals.
    »Eine Drachenschuppe?«, murmelte er vor sich hin. »Und ich habe dem Andenken meiner Mutter so wenig Beachtung geschenkt.«
    Lauter und an alle gewandt setzte er dann hinzu: »Ich glaube, es ist von größter Wichtigkeit, dass wir uns mit diesem Eremiten einmal ausführlich unterhalten.«
     
    Als die Wachen mit dem zerzausten Gefangenen zurückkamen, waren alle im Zelt bereits aufs Äußerste gespannt. Arton hatte ihnen inzwischen auseinandergesetzt, dass es sich bei Thalias Amulett um ein Geschenk seiner eigenen Mutter Siva handle und wozu es angeblich verwendet werden könne. Nun brannten natürlich alle darauf, mehr zu erfahren und vor allem eine Antwort darauf zu erhalten, woher der Einsiedler alle seine Kenntnisse hatte.
    »Lasst mich los, Gesindel, liederliches«, keifte dieser die Wachen an, als die ihn ein wenig unsanft ins Zelt stießen. »Ihr werdet es noch bereuen, dass ihr mich so schlecht behandelt, das werdet ihr, jawohl!« Er drohte ihnen mit seinem mageren Zeigefinger, was die Soldaten aber nicht im Mindesten beeindruckte. Auf ein Kopfnicken Ardens verließen sie wieder das Zelt.
    Der zerlumpte Festungsbewohner musterte die Anwesenden reihum mit einem Ausdruck unverhohlenen Misstrauens in seinen kohleschwarzen, tiefliegenden Augen. Als er schließlich Thalia halb versteckt hinter Tarana entdeckte, stemmte er vorwurfsvoll die Hände in die Hüften und bewarf sie förmlich mit seinen zornigen Gedanken: ›Du hast es ihnen gesagt, nicht wahr? Obwohl du versprochen hast, nichts zu verraten. Du hast unser Geheimnis preisgegeben und deshalb muss ich jetzt hier sein! Schämen sollst du dich, ja, schämen.‹
    »Du bist also ein Fardjani«, stellte Arton gelassen fest und beendete damit zu Thalias Erleichterung die geistige Schimpftirade des Einsiedlers. »Du sollst wissen, dass außer Thalia auch noch einige andere in diesem Zelt die Geistsprache beherrschen. Also wäre es ratsam, deine Gedanken ein wenig zu zügeln.«
    Der Einsiedler fuhr zu ihm herum und aus dem Haarfilz heraus traf Arton der erstaunlich intensive Blick des heruntergekommenen alten Mannes. ›Du musst Arton sein‹, stellte er gedanklich fest. ›Du hast das Amulett von deiner Mutter erhalten, habe ich recht, hab ich?‹
    Arton hob erstaunt die Brauen. »Du hast recht. Aber wir sollten uns, bevor wir weitersprechen, darauf einigen, dass wir uns in der Lautsprache unterhalten, damit alle etwas verstehen können. Und vielleicht verrätst du uns auch deinen Namen, meinen kennst du ja anscheinend schon.«
    »Mein Name?«, wiederholte der Eremit laut und kicherte dann gluckernd in sich hinein. Er warf Thalia einen vielsagenden Blick zu. »Nennt mich doch Zottelbart. Den Namen hat mir dieses reizende Kind verpasst, das hat sie, jawohl.«
    Während Thalia erneut rot anlief, zuckte Arton nur mit den Schultern. »Wenn du meinst. Also, fangen wir doch damit an, dass du mir sagst, was du von meiner Mutter weißt?«
    »Oh, dies und das«, meinte Zottelbart einsilbig. Es sah sich noch einmal im Zelt um. »Ob es hier vielleicht etwas zu trinken gibt? Meine Kehle ist ganz ausgetrocknet, das ist sie. Und etwas zu essen war auch nicht schlecht, ja, in der Tat. Die Festung ist nämlich nicht gerade eine reich gedeckte Tafel, wenn ihr versteht, was ich meine. Es ist schwer, hier etwas Nahrhaftes zu finden, das weniger als sechs Beine hat, wirklich, das ist es. Ihr habt doch bestimmt ein bisschen Braten oder eine andere Leckerei unter euren Vorräten, habt ihr doch, oder? Dann würde mir das Erzählen gleich viel leichter fallen, oh ja.«
    Nachdem sie den Wünschen des Einsiedlers zähneknirschend nachgegeben und diesem dann notgedrungen eine ganze Weile bei seinem geräuschvollen Mahl zugesehen hatten, erkundigte sich Arton schließlich ungeduldig: »Und? Können wir jetzt weitersprechen?«
    »Ja, ja«, meinte der Eremit mit vollen Backen und wischte sich die Reste des Bratens aus dem Bart. »Waf war es nofmal, daff ihr wiffen wolltet?«
    »Meine Mutter?«, wiederholte Arton entnervt.
    »Af ja.« Zottelbart schluckte den Bissen hinunter, der ihn am deutlichen Sprechen gehindert hatte. »Sie war es, die das Amulett aus dem belagerten Arch Themur schaffte, in der Tat, ebenso wie das Schwert Fendralin. Sie stand zunächst auf der Seite der

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