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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Gebetsgemurmel der Priester begleitete den Citarim, als dieser Themuron hoch in die Luft erhob, als präsentiere er es seinem Gott. Dann kamen die Zarg. Doch es waren nicht mehr nur ein paar Hundert, sondern mindestens zweitausend. Und wieder warfen sie sich gegen den steinernen Verteidigungswall, kletterten einfach über die davor liegenden Leichen ihrer Artgenossen hinweg, die noch von den Kämpfen des vergangenen Tages dort zurückgeblieben waren, und fluteten erneut ins Innere der Festung. Es fehlte nicht viel und Arch Themur wäre an diesem Tag gefallen. Nur weil sich schließlich die gesamte Zinnenbesatzung und selbst Köche, Wundheiler, Handwerker und Verwundete unter Ardens Führung den Feinden am Eingang entgegenwarfen, konnten in den Abendstunden die letzten Zarg, die in die Festung eingedrungen waren, bezwungen werden. Danach kehrte wieder Ruhe ein, aber es war nicht die Art von Ruhe, mit der eine Phase der Erholung einsetzt, sondern eher jene endgültige, absolute Ruhe, die auch als Grabesstille bezeichnet wird. Nicht einmal jeder zweite der Kämpfer sah die Sonne am Ende dieses schrecklichen Tages untergehen.
    Die Ecorimkämpfer und Shyrali hatten sich zu einem kleinen Halbkreis in der Nähe des Walls zusammengefunden, wo sie einfach am Boden saßen und sich gegenseitig ihre Wunden versorgten. Glücklicherweise war auch an diesem Tag keiner von ihnen ernsthaft verletzt worden, dennoch trug jeder die Zeichen der Schlacht überdeutlich am Körper. Arton hinkte ein wenig, weil ihn einer der Wurfzacken der Zarg am rechten Oberschenkel gestreift hatte, Meatril und Targ waren jeder mit einem Dutzend kleiner, stark blutender Schnittwunden übersät, die sie dem Splitterregen nach dem Einschlag eines der Steingeschosse der Flugwölfe zu verdanken hatten, Daias linker Arm war von einem größeren Brocken getroffen worden und lag jetzt in einer Schlinge, während Tarana von einem ihrer flinken Gegner an der Schwerthand erwischt worden war. Shyrali trug immer noch einen Kopfverband von ihrer Verwundung am ersten Tag der Schlacht, hatte heute allerdings keine neue Verletzung erhalten und half deshalb nach Kräften bei der Versorgung der anderen. Doch sie alle bewegten sich mechanisch, so als funktionierten ihre Körper nur noch unbewusst. Jede Kraftreserve schien verbraucht, jeder Muskel brannte, jede Regung bedeutete Qual. Keiner machte auch nur eine Handbewegung, die nicht unbedingt nötig war.
    Irgendwann trat Arden in ihre Mitte. Auch ihm waren die Strapazen inzwischen anzusehen, aber in seinen Augen loderte ungebrochener Kampfgeist.
    »Wir müssen einen Ausfall wagen«, eröffnete er, ohne Zeit mit langen Vorreden zu vergeuden.
    Seine Gefährten schienen jedoch zu müde, um sich zu einer Antwort durchzuringen. Für eine geraume Weile sagte niemand etwas.
    »Mit welchen Truppen?«, fragte Meatril endlich tonlos. Jedes Wort kostete Überwindung.
    »Die besten Schwertkämpfer und alle verbliebenen Istanoit«, entgegnete Arden bestimmt.
    »Das ist verrückt«, brummte Targ, »zu viele Zarg.« Er wandte sich an Arton. »Sagtest du nicht, der Citarim könne nur einige Hundert kontrollieren?«
    »Ich habe den Citarim unterschätzt«, räumte dieser ohne Umschweife ein. »Er hat offenbar einen Weg gefunden, die Geisteskraft seiner Priester mit der seinen zu bündeln, und so die Zahl der beherrschten Themuraia mehr als verdoppelt.«
    Arden winkte ab. »Wir werden nicht gegen die Zarg kämpfen. Wenn mein Plan funktioniert, wird der Citarim keine Gelegenheit bekommen, noch mehr von ihnen zu rufen.«
    »Du willst dir Themuron holen«, stellte Meatril fest. Seiner matten Stimme war weder Zustimmung noch Ablehnung zu entnehmen.
    »Noch heute Nacht«, bestätigte Arden, »nachdem wir uns ein wenig ausgeruht haben.«
    »Ist das kein zu großes Risiko?«, warf Tarana ein. »Sollten wir unsere Kräfte nicht lediglich auf einen Punkt konzentrieren?«
    »Das haben wir getan«, gab Arden zurück, »drei Tage lang. Und wo stehen wir jetzt? Einen weiteren Tag am Torwall werden wir nicht überleben.«
    »Wir könnten uns in die Treppenaufgänge und die Räume innerhalb der Mauern zurückziehen«, ließ sich Shyrali vernehmen. »Mit ausreichend Vorräten können wir dort eine ganze Zeit Widerstand leisten.«
    »Das mag uns als letzte Zuflucht dienen, wenn es keine Hoffnung mehr gibt.« Arden lächelte verbissen. »Ich denke aber, noch ist es nicht so weit.«
    »Arden hat recht«, pflichtete Arton seinem Bruder unversehens bei. »Wir

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