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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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müssen Themuron unbedingt wieder zurückgewinnen, sonst lässt uns der Citarim einfach ausbluten.«
    Arden nickte erleichtert. »Ich bin froh, dass wir da einer Meinung sind.« Er wandte sich den anderen zu. »Und, wie sieht es aus? Kann ich auch auf eure Hilfe zählen?«
    »Ich glaube, das war nie die Frage«, gab Meatril zurück. Die Erschöpfung schien langsam von ihm abzufallen. »Wohin du gehst, gehen auch wir. So hätte es schon immer sein sollen.«
    Arden presste für einen Moment die Lippen aufeinander, so als ringe er mit seiner Fassung. »Also gut«, fuhr er dann eilig fort, »ich hatte mir die Sache so vorgestellt: Wir seilen uns irgendwo abseits des feindlichen Heerlagers mit ungefähr hundert Schwertkämpfern von den Mauern Arch Themurs ab, schleichen uns zum Lager und kämpfen uns bis zum Zelt des Citarim durch. Wir müssen davon ausgehen, dass sich Themuron dort befindet. Arton kennt den Weg.« Dieser bestätigte dies mit einem Nicken.
    »Aufgrund der besonderen Fähigkeiten der Fardjani können wir nicht davon ausgehen«, sprach Arden weiter, »dass unser Eindringen ins Lager lange unbemerkt bleibt. Gleich wie leise wir auch bei der Beseitigung der Wachen vorgehen, spätestens ab diesem Augenblick werden sie unsere Anwesenheit spüren. Damit wir es also nicht in kürzester Zeit mit der gesamten Kirchenstreitmacht zu tun bekommen, werden wir mit unserem Angriff warten, bis die Istanoit und jeder, der sonst noch reiten kann, zum Tor hinausgaloppiert sind und mit allen Pfeilen, die sie haben, für etwas Ablenkung sorgen. Dazu müssen wir den Steinwall zwar abbauen, aber wir werden ihn ohnehin nicht mehr brauchen. Entweder bringt uns diese Nacht den Sieg oder sie besiegelt unseren Untergang.«
    »Mit hundert Kriegern ins Heerlager des Citarim.« Targ pfiff leise durch die Zähne. »Hört sich für mich ziemlich verrückt an.«
    »Megas wird dort sein«, bemerkte Meatril nüchtern.
    »Dann bin ich dabei«, erwiderte Targ schon im nächsten Atemzug.
    »Wir werden dir alle folgen«, meinte Meatril und jeder in der Runde, selbst Shyrali, nickte zustimmend. »Heute Nacht wird die Schlacht entschieden.«
     
    Noch einsamer konnte man sich nicht fühlen, davon war Thalia überzeugt. Nur mit Arlion an ihrer Seite saß sie ganz allein in dem kleinen, düsteren Armeezelt, das Tarana und den Kindern nach ihrem Eintreffen in dieser grauenhaften Festung zugewiesen worden war. Ihr Bruder schlummerte zu einer kleinen Halbkugel zusammengerollt neben ihr und gab gelegentlich ein erbarmungswürdiges Wimmern von sich, das Thalia zusätzlich verstörte. Als weit schlimmer empfand sie allerdings die schrecklichen Träume, die unablässig von ihrem Bruder in ihren Kopf herübergekrochen kamen wie ekelerregende, fette Maden. Es war natürlich kein Wunder, dass Arlion von solchen Albträumen geplagt wurde, denn was sie in den letzten drei Tagen an entsetzlichen Dingen zu sehen bekommen hatten, reichte für ein ganzes Leben. Thalia war tagsüber damit beschäftigt gewesen, dem alten Priester Nataol, der mit Tarana und Daia in die Festung gekommen war, zu helfen, die zahllosen Verwundeten zu versorgen. Dabei wurde jede Hand gebraucht und so hatte sich Thalia zumindest ein wenig nützlich machen können. Doch der Anblick der Verletzten ging Thalia bis tief unter die Haut, auch wenn Nataol darauf geachtet hatte, dass sie nicht bei den Schwerstversehrten aushalf. Dennoch hatte sie niemand auf so viel Leid vorbereiten können. Es mit anzusehen, wäre ja bereits schwer genug zu ertragen gewesen, doch ihre Gabe zwang Thalia anfangs dazu, die Qualen und Ängste der Verwundeten auch noch mitzufühlen, als wären es ihre eigenen. Das einzig Gute daran war, dass sie auf diese Weise ganz schnell lernte, ihre spezielle Wahrnehmung gegen die Außenwelt besser abzuschotten, sonst hätte sie wohl nicht einmal einen Tag im Wundlager durchgestanden.
    Arlion auf die gleiche Weise vor den leidvollen Gedanken zu beschirmen war ihr hingegen nur zeitweise gelungen. Sie hatte ihn natürlich nicht allein lassen können, während Tarana und Daia am Eingang der Festung kämpften, oder um genau zu sein, hatte sie dies sogar versucht, war aber kläglich an dem Dickkopf des kleinen Jungen gescheitert. Deshalb hatte er sie täglich zum Wundlager begleitet und bezahlte dies jetzt mit den fürchterlichen Albträumen.
    Solange Thalia wenigstens ab und zu des Nächtens Taranas tröstende Nähe hatte fühlen dürfen, war das alles noch nicht ganz so schlimm

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