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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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»wie dieser Citarim überhaupt irgendetwas herausfinden konnte. Ich habe ihm gar nichts gesagt … also ich meine, ich habe nichts gedacht … ach, das ist schwer zu erklären.«
    »Weißt du, Thalia«, erwiderte der Priester behutsam, »ich verstehe mich auch etwas auf diese Art von Gedankensprache. Ich bin lange nicht so kompetent wie der Citarim oder Arton, wahrscheinlich nicht einmal wie du, mein Kind, aber dennoch meine ich, einschätzen zu können, was dir widerfahren ist. Der Citarim suchte wohl gerade nach solch tastenden Gedanken, wie du sie ausgesandt hast, man könnte sagen, er hat eine Art Falle für sie geschaffen. Er tat dies vermutlich, weil er befürchtete, Arton oder Arden könnten versuchen, seinen Leuten irgendetwas einzuflüstern oder dergleichen. Als er dann merkte, dass er es mit einem Kind zu tun hat, das über wenig Erfahrung mit der Geistsprache verfügt, versuchte er, dir Informationen zu entlocken. Da dein Geist so weit geöffnet war, konnte er allerdings nicht nur die Worte vernehmen, die du ihm bewusst zu verstehen gabst, sondern er drang gleichzeitig in deinen Geist ein und konnte dort auch die Dinge lesen, die du eigentlich für dich behalten wolltest und über die du vielleicht nur nachdachtest.« Er sah begütigend auf sie herab. »Aber dich trifft keinerlei Schuld, mein Kind. Du konntest ja nicht wissen, was geschehen würde.«
    »Wird es jetzt gefährlich für Tarana und Daia und Arton und … all die anderen?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
    Nataol zögerte. »Ich will dich nicht anlügen.« Er legte ihr tröstend die Hand auf das strohblonde Haar. »Es wäre durchaus möglich.«
    Thalia vergrub schluchzend ihr Gesicht in den Händen.
    »Aber um zu erfahren, was vor den Mauern geschieht, fragen wir am besten jemanden, der einen Blick über die Zinnen werfen kann.« Nataol streckte den beiden Kindern die Hände entgegen. »Kommt mit, wir gehen zur Mauer.«
    Von Nataol an den Händen geführt, mussten sie erneut das Verwundetenlager durchqueren, in dem außer dem alten Priester noch mindestens drei Dutzend weitere Helfer und fünf Wundärzte zugange waren, bis sie schließlich an dem Treppenaufgang anlangten, der sich zum Wehrgang auf der Mauerkrone emporschraubte. Da sich Nataol den beschwerlichen Aufstieg nicht zutraute, harrten sie einfach am Fuße der Stiegen aus, bis ein Soldat herabkam, den sie befragen konnten.
    Sie mussten nicht lange warten. Es handelte sich allerdings nicht etwa um einen einzelnen Bewaffneten, sondern gleich um einen ganzen Zug, der vor ihnen auftauchte und sich im Laufschritt weiter in Richtung des Eingangs bewegte.
    »Auf ein Wort«, rief ihnen Nataol hinterher, »was geht draußen vor sich?«
    Einer der Männer wandte sich im Laufen zu ihnen um. »Der König is’ entdeckt worden. Sie haben ihn eingekesselt. Wir sammeln uns am Tor, um ihm zu helfen. Aber’s sieht übel für uns aus, sehr übel.«
    Thalia gab nur ein leises Wimmern von sich und ließ den Kopf sinken. Dabei fiel ihr tränenverhangener Blick auf die Drachenschuppe an ihrem Hals. Sie strich kummervoll über den Talisman. Dann straffte sich ihr Körper plötzlich wieder. Sie wirbelte zu dem betagten Gottesmann herum.
    »Ihr seid doch ein Priester?«, fragte sie Nataol mit weit aufgerissenen Augen.
    »So ist es«, antwortete dieser verwundert.
    »Könnt Ihr einen Schwur aufheben?«
    »Einen Schwur?« Nataols Verwirrung wuchs. »Du meinst, ob ich dich von einem Schwur entbinden kann?«
    »Ja genau.« Thalia wirkte auf einmal so nervös, als stecke sie bis zum Ellbogen in einem Wespennest. »Ich habe Tarana etwas geschworen, aber daran kann ich mich jetzt nicht mehr halten, wenn ich ihr helfen will.«
    »Wenn du vorhaben solltest, aus der Festung …«, begann Nataol besorgt.
    »Nein, nein, nein«, versicherte Thalia hastig, »ich bleibe hier. Es geht nur darum, dass … ich nicht mit jemandem sprechen soll, mit dem ich jetzt aber gerade sehr dringend sprechen muss. Biiiiiitteeee! Es ist sehr wichtig.«
    Nataol fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut, wollte aber dem armen Mädchen die Bitte auch nicht abschlagen. »Also gut, ich denke, wenn es nur darum geht und es dir solch eine Herzensangelegenheit ist, dann kann ich das durchaus für dich tun.« Er räusperte sich und hob die rechte Hand. »Im Namen der vier großen Götter entbinde ich dich hiermit von deinem Schwur.«
    »Das war’s?«, erkundigte sich Thalia zweifelnd.
    Nataol nickte. Daraufhin packte sie ihren Bruder am

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