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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Arm und zog ihn hinter sich her, von der Festungsmauer fort auf das Krankenlager zu. Noch ehe sich Nataol entscheiden konnte, ob er nicht gerade einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte, waren die Kinder durch die Reihen der am Boden aufgebahrten Verwundeten hindurch und zwischen den darunterliegenden Zelten in der Dunkelheit verschwunden.
     
    Arton sah längst schon die Gesichter seiner Gegner nicht mehr, noch wusste er, wie viele er bereits erschlagen hatte. Der Kampf tobte wie ein Gewittersturm um ihn. Ihre Hundertschaft hatte es gerade noch bis knapp vor das Lager des Kirchenheeres geschafft, als sie von den ersten zu Fuß heraneilenden Fardjanitruppen abgefangen worden waren. Von da an schienen die Feinde überall regelrecht aus dem Boden zu wachsen. Von allen Seiten kamen sie, teils zu Pferde, die allermeisten jedoch zu Fuß. Der kleine Ausfalltrupp des Königs schwand dahin wie das Holz unter einem Hobel.
    Aber noch befand sich Fendralin fest in Ardens Hand und solange das so blieb, würde nicht einer von ihnen wanken, auch wenn alles verloren schien. Sie alle kämpften, fühlten, atmeten durch die Götterklinge. Wenngleich sie auch bei Arton nicht dieselbe zwingende Wirkung entfaltete wie bei den Menschen ihres Trupps, konnte selbst er ihr machtvolles Wispern vernehmen, ihren Glanz eher spüren als sehen. Fendralin war das Licht, ließ keine düstere Verzagtheit zu, selbst wenn der Nebenmann in den Staub fiel. Das Schwert wollte siegen, gänzlich ungeachtet der Überlegenheit des Feindes, bis zur bitteren Neige.
    Arton glaubte, Pfeile durch die Luft schwirren zu hören. Sie schlugen aber nicht in den eigenen Reihen ein, sondern lichteten augenscheinlich die des Gegners. Hatten sich die Istanoit bis hierher durchgeschlagen, um ihnen beizustehen? Möglich war es, doch würde ihnen das etwas nutzen? Der Feind stand einfach zu dicht. Ein Dutzend Schläge prasselte beinahe gleichzeitig auf ihn ein. Er musste sich ganz seinen Reflexen überlassen. Vor ihm kam plötzlich eines der gewaltigen Fardjanirösser herangeprescht. Es warf die eigenen Leute einfach zur Seite, um sich und seinem Reiter einen Weg bis zu den Ecorimkämpfern zu bahnen. Dann bäumte es sich auf. Hufe so groß wie Essteller erhoben sich über Artons Kopf. Er wollte zurückweichen, doch überall hinter ihm und um ihn herum standen seine Kameraden, ebenso bedrängt wie er. Also sprang er vorwärts. Mit einem gezielten Streich durchtrennte er den Sattelgurt, der unter dem Bauch des Pferdes verlief. Das dicke Fell des Tieres bewahrte es vor einer tiefer gehenden Verletzung, dennoch wieherte es vor Schmerz und richtete sich auf seinen Hinterbeinen noch weiter auf. Der Sattel geriet ins Rutschen und nahm den Fardjanireiter mit sich. Das Pferd schlug mit den Vorderbeinen aus. Arton duckte sich, aber er war zu nah. Als das Streitross sich unversehens wieder auf alle viere herabfallen ließ, wurde er von dem massigen Leib erfasst und zu Boden geworfen. Er kam unmittelbar zwischen den Beinen des mächtigen Tieres zu liegen. Direkt neben seinem Kopf donnerte im nächsten Augenblick einer der Hufe auf den Boden. Das wütende Schlachtross war genau auf solche Situationen hin trainiert worden. Es versuchte, seinen Gegner zu zertrampeln.
     
    Thalia musste nur dem beständigen Gedankenflüstern folgen, um ihren Weg durch die nächtliche Festung zu dem Steinhaufen zu finden. Unter normalen Umständen hätte sie sich so allein in der Dunkelheit wahrscheinlich gefürchtet, aber in ihrem Kopf herrschte solch ein Aufruhr, dass für alles andere kein Platz blieb. Arlion stolperte hinter ihr her und nur ihr fester Griff um sein Handgelenk verhinderte, dass er stürzte. ›Zottelbart!‹, rief sie in Gedanken, sobald sie die schemenhaften Umrisse des flachen Steinhügels ausmachen konnte, der die Untergrundbehausung des Einsiedlers markierte. ›Zottelbart, du musst mir helfen.‹
    ›Da bist du ja wieder‹, antwortete die Stimme des Haarigen in ihrem Kopf. ›Eigentlich will ich nicht mit dir reden, du hast unser Geheimnis verraten.‹
    ›Darum geht es doch‹, dachte sie zurück. Sie konnte ihn zwischen den Steinen nicht sehen, aber offenbar war er wieder dort unten eingesperrt worden. ›Du musst mir zeigen, wie man den Drachen rufen kann!‹
    Ein Moment völliger Gedankenlosigkeit folgte. »Bist du von Sinnen!«, kreischte Hador in Laut- und Geistsprachen gleichzeitig.
    Der plötzliche Ausbruch ließ Thalia zusammenfahren, aber ihrer Entschlossenheit tat das

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