Götterschild
Bajula!« Der Ausruf kam von Tarana, die die Verwundete gerade mit Arden und Arton an der Spitze ihrer kleinen Einheit erreicht hatte. »Daia! Wie schlimm ist es? Sag etwas.«
Daia rang sich zu einem matten Lächeln durch. »Es ist nur die Schulter. Deine Verletzung bei Königswacht war weit schlimmer«, meinte sie beruhigend. »Lasst mich einfach hier und holt euch endlich diesen verwünschten Citarim.«
»Wir können sie dort drüben in den Zelteingang legen«, schlug Arton vor, als er die betroffenen Gesichter von Meatril und Tarana sah. »Ihr wird niemand etwas tun. Die paar Fardjani, die der Drache noch übrig gelassen hat, haben sich jetzt um Wichtigeres zu kümmern, als verletzte Gegner in ihrem Lager aufzuspüren.«
»Ich sehe den Citarim«, rief Targ, der wieder ein Stück weit vorausgeeilt war. »Er hat alle Priester um sich versammelt und betet. Auch der feiste Malun ist dabei. Etwa hundert Fardjani beschützen ihn.«
»Er will die Themuraia rufen«, versetzte Arton. »Wir sollten uns beeilen.«
Sie brachten die blasse Daia zu dem verlassenen Zelt hinüber und ließen sie widerstrebend zurück. Dann folgten sie Arden, der seinen Trupp in die von Targ gewiesene Richtung führte. Schon nach wenigen Hundert Schritt trafen sie auf die letzte Verteidigungslinie der Fardjani. Der monotone Singsang der priesterlichen Gebete drang an ihre Ohren. Und da, inmitten seiner Götterdiener, stand auch ihr Feind, der Citarim, das dunkle Schwert Themuron gen Himmel gestreckt. Ihr Ziel war in greifbare Nähe gerückt. Ohne einen Augenblick des Zögerns stürzten sie sich auf die Fardjani, die ihnen den Weg zum Glaubensführer verstellen wollten. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Feinde vermochte keinen von Ardens Getreuen zu schrecken.
Ein orangegelber Feuerblitz hoch über dem Heerlager brachte die Kampfhandlungen jedoch auf einen Schlag fast gänzlich zum Erliegen. Ein dumpfer Knall folgte. Kaum jemand konnte dem Drang widerstehen, in den nachtschwarzen Himmel zu starren. Ein weiterer Blitz flammte über das Firmament und enthüllte ein Bild voll albtraumhafter Unwirklichkeit: eine riesige, schlangenhafte, geflügelte Silhouette, die umschwärmt wurde von kleineren Flugwesen in großer Zahl. Und immer wieder wuchsen Feuerblumen aus dem Leib der großen Kreatur. Die mit Verzögerung herabschallenden Donnerschläge ließen den Grund erbeben.
Es dauerte lange, bis sich diese unvergleichlichen Bilder des Flammengewitters hoch über ihnen in so etwas wie Verständnis umsetzen ließen. Aber es gab keinen Zweifel. Der Drache kämpfte gegen mindestens hundert Flugwölfe und diese waren offenbar mit irgendeinem Dämonenwerk des Citarim ausgestattet worden. Nur Meatril und Targ, die die Rede des Sondergesandten Malun in Kersilon gehört hatten, wussten, um was es sich handelte. Die Säbelschwingen trugen Cits Zorn in ihren Krallen, mit dem sie den Drachen treffen und vom Himmel holen wollten.
Zwei gleichzeitig ausgelöste Explosionen vertrieben die Nacht für einen Moment. Der Drache sah aus, als würde er straucheln. Er wand sich und schlug mit seinen gewaltigen Schwingen. Dann war klar, was er tat. Er versuchte auszuweichen. Denn eine große Schar Flugwölfe näherte sich ihm von der Seite. Unförmige Schatten lösten sich aus ihren Krallen. Vier große Flammenpilze wuchsen dicht beieinander mitten im Heerlager des Citarim aus dem Boden, gleich darauf noch mindestens zehn weitere. Schreie und das panische Wiehern von Pferden erfüllten die Luft. Offenbar hatten die Flugwölfe ihr Ziel verfehlt und die explosiven Geschosse vollbrachten ihr Werk der Vernichtung nun in den eigenen Reihen. Mehrere Feuer brachen an den Einschlagstellen aus. Im Schein der Flammen ließ sich der Luftkampf, der sich über ihren Köpfen abspielte, nun in seiner ganzen erschreckenden Gewalt verfolgen. Ein erbärmliches Quieken schallte durch die Nacht, als einer der Flugwölfe zwischen den alleszermalmenden Kiefern des Drachen endete. Aber die übrigen ließen sich nicht entmutigen. Wie treue Jagdhunde, die einen Bären zur Strecke bringen sollen, attackierten sie unablässig weiter. Drei Flammenblitze rissen rauchende Löcher in die rechte Drachenschwinge. Das mächtige Geschöpf geriet ins Trudeln.
Mit einem Schlag seines Schwanzes traf der Drache zwei seiner Verfolger, die augenblicklich selbst in Flammen aufgingen. Als glühende Kadaver fielen die Flugwölfe vom Himmel.
Fünf geflügelte Angreifer formierten sich und schossen auf den Kopf
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