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Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition)

Titel: Göttersturz, Band 2: Der Galgenaufstand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Schütz
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oft hoch und trug ihn zu dem brennenden Gemäuer. »Nicht zu nah ans Feuer, bleib hier! Du kannst nichts mehr für sie tun. Es tut mir leid.«
    Rowen sackte auf die Knie, vergrub die Finger in dem Ring aus Asche, den das Feuer um das Haus gemalt hatte. Asche. War es das, was noch von Rosanna übrig war? Von ihrer samtenen Haut und ihren undurchdringlichen Augen? Von ihren Träumen und ihren kleinen Hoffnungen?
    Es ist meine Schuld , dachte Rowen. Schmerz, Schuldgefühle und Trauer vermengten sich in seinem Inneren zu einem gallertartigen Klumpen. »Hätte ich mich nicht Salus angeschlossen, würde sie noch leben«, würgte er weinend hervor.
    Aus dem Nichts heraus versetzte Jolla ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf.
    »Hey!«
    Der vierschrötige Kerl deutete mit dem Zeigefinger auf ihn. »Hör auf damit! Solche Gedanken zerfressen einen, Kleiner, und ich spreche aus Erfahrung. Schuld bist nicht du, Schuld sind nur die, die ihr das angetan haben.«
    »Vielleicht ist sie entkommen«, sagte Rowen, doch der Klumpen in seiner Magengrube pulsierte rhythmisch, als wollte er ihn verhöhnen. Das glaubst du doch selbst nicht!
    Er dachte an ihr Gespräch zurück, an das Angebot von Kanzler Vallantus. Wenn er sich doch nur anders entschieden hätte! Aber war es nicht auch da schon viel zu spät gewesen? In dem Augenblick musste die Nachricht vom Ende des Kreuzzugs schon in aller Munde gewesen sein. Egal welche Entscheidung er getroffen hätte, er hätte nichts mehr hieran ändern können. Und vielleicht war dies das Allerschlimmste daran.
    Existiert Orchon doch und das hier ist seine Rache an mir?
    Er rollte sich in der Asche ein, zog die Beine an, genoss die Wärme des Feuers. Ich hoffe, du hast es jetzt auch warm, Rosanna, wo immer du auch bist.
    »Ich bleibe hier, Jolla«, sagte er. »Geh zum Onyxpalast, aber lass mich hier.«
    »Verletzt, verzweifelt und noch dazu in diesem Chaos?«, rief der Leibwächter. »Das kannst du vergessen!«
    Er packte Rowen im Nacken wie einen Hundewelpen und zog ihn hoch. »Zeit zum Trauern wirst du noch genug haben.«
    »Lass mich hier! Lass mich bei ihr!« Rowen strampelte und boxte gegen Jollas Brustkorb, aber genauso gut hätte er auch auf eine Statue einschlagen können.
    »Sie ist nicht mehr hier, Maus. Du weißt doch, was mit Dingen geschieht, die gestohlen worden sind. Sie sind nicht weg, sie sind nur an einem anderen Ort.«

Ein Gnadenstoß
    Rowen und Jolla tauchten in den Schatten der Galyrischen Sanduhr, dem Wahrzeichen Sichelstadts. Sie ragte so hoch auf wie der Glockenturm eines Orchosakrum aus dem Vorplatz des Onyxpalasts und war im ersten Jahr unter dem Ewigen Konzil erbaut worden. Der Sand, der durch sie lief, sollte niemals verrinnen. Jeden Morgen gossen Sklaven neuen Sand nach. Damit die Uhr nicht überlief, befand sich ein kleines Loch an ihrem Boden, durch das der herunterrieselnde Sand langsam wieder ablief.
    Jetzt prangte ein Riss im Liatretglas und der Sand hatte sich bereits zu einem schulterhohen Hügel aufgehäuft. Auf ihm lag ein spindeldürrer Mann, alle Viere von sich gestreckt. Sein Blut hatte den Sand unter ihm rot gefärbt.
    Als Rowen ihn erkannte, verschwand die dumpfe Taubheit, die sich über ihn gelegt hatte. »Marentius!«
    Der Hehler, der seine Schwestern entführt hatte, hob den Kopf, als sie näherkamen. Zitternd hob er die Hand und winkte sie herbei. »Ro-Rowen!«
    Er runzelte die Stirn. Sollte er nicht eher Angst vor Rowens Zorn haben? Was sollte das werden?
    »Kennst du diesen Mann?«
    »Das ist Marentius. Der Kerl, der meine Schwestern entführt hatte. Ich dachte, du würdest ihn kennen.«
    »Zu Gesicht bekommen habe ich ihn nie. Als Salus deine Geschwister befreit hat, habe ich nur Schmiere gestanden, bis er mit ihnen aus dem Versteck zurückgekehrt war«, sagte Jolla. »Warum winkt er dich jetzt auch noch herbei?«
    »Wir werden es gleich erfahren.« Rowen löste sich von ihm und kroch auf Marentius zu. Die Tat dieses Raffzahns hatte ihn erst dazu getrieben, all dies in Gang zu setzen. Wäre es sonst jemals zu dem Massaker auf dem Richtplatz gekommen? Oder zu dem, was gerade geschah? Er schüttelte unmerklich den Kopf. Es war feige, seine Schuld auf solche Weise abzustreifen.
    Eine riesige Menge, noch viel größer als die auf dem Richtplatz, hatte sich vor dem Onyxpalast versammelt, während der hintere Teil des Vorplatzes in beinahe gespenstischer Stille lag. Nur eine verirrte schwarze Katze, die wohl das Feuer aufgescheucht hatte, strich über das

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