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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Töpfchen. Eins für dich, die anderen für deine Freundinnen. In deines habe ich etwas Bergamotteessenz hinzugegeben, in die anderen Rosenöl.«
    Nadina nahm zufrieden die verschraubten Gläser, die mit einer Mischung aus Kakaobutter, feinstem Wachs und aromatischen Ölen gefüllt waren. Als ich von dem Reisenden das billige Abfallprodukt der Kakaofertigung verlangt hatte, war mir nämlich wieder eingefallen, was meine Mutter aus der von dem kochenden Kakao abgeschöpften Masse hergestellt hatte. Die sogenannte Kakaobutter war ein besonders zartes Fett, das empfindliche Haut geschmeidig hielt. Es duftete ganz leicht nach Schokolade, was niemand als unangenehm empfand, es schmolz etwa bei Körpertemperatur, weshalb es sich leicht verstreichen ließ, und es wurde nicht so schnell ranzig wie die meisten anderen Fette und Öle. Zum Schmieren von Maschinen und Wagenrädern war es wahrhaftig zu schade. Ich hatte mit verschiedenen Zusätzen experimentiert und eine Hautcreme hergestellt, die Melisande und vor allem Nadina zu Begeisterungsausbrüchen verleitete.
    »Du könntest ein Vermögen damit machen, milaja .« Nadina fuhr mit der Fingerspitze in die zartgelbe Creme und verteilte sie auf dem Handrücken. Dann schnupperte sie daran. »Ein bisschen wie Orangentrüffel. Bin ich zum Anbeißen!«
    »Pass nur auf, wenn du morgen durch das Café gehst. Oberst von Macke beginnt schon zu sabbern, wenn du die Tür aufmachst.«
    » Der muss beißen deine Trüffel, nicht mich.«
    Eine meiner neuesten Schöpfungen waren Pralinen aus Schokolade, Butter, fein geriebenen Orangenschalen, konzentriertem Orangensaft und gehackten Walnüssen. Das Konfekt erfreute sich großer Beliebtheit, und weitere Variationen, etwa mit Vanille, mit Marzipan und kandierten Kirschen, folgten.
    Nadina blieb noch eine Weile bei mir sitzen und sprach mit mir über die geschäftliche Entwicklung. Wir erwogen, zusätzlich zu der beflissenen Dame, die derzeit nachmittags aushalf, zwei weitere Bedienungskräfte einzustellen. Auch weitere Investitionen fassten wir ins Auge, etwa eine breitere Markise über Eingang und Fensterfront und die Anschaffung einer modernen Kochmaschine. Darunter verstand man einen kohlebefeuerten Herd mit den verschiedensten Funktionen zum Kochen, Braten und Backen, wie ihn sich bisher nur sehr Wohlhabende in ihre Küchen einbauen ließen. Aber die Geschäftslage war so gut, dass wir ernsthaft über diese hilfreiche Anschaffung nachdenken konnten.
    Und welch weltstädtisches Flair das Café Nadina aufzuweisen hatte, konnte ich am nächsten Tag zwei weitgereisten Herren zeigen.
     
    Es war bereits Viertel vor zehn, und nur noch drei unermüdliche Disputanten saßen in einer Ecke und versuchten, die Probleme des preußischen Staates und der Welt im Allgemeinen über ihrem Kaffee zu lösen, als zwei lachende junge Männer, leicht schwankend, durch die Tür traten. Nadina war schon nach oben gegangen, Melisande verfütterte irgendwelche Reste an den – derzeit schwedischen – Pianisten, also blieb es an mir hängen, die Angeheiterten zu empfangen.
    »Setzen Sie sich an diesen Tisch, meine Herren, ich bringe Ihnen sofort die Karte«, bat ich und rückte zwei Stühle auffordernd zurecht. Der Schwarzhaarige setzte sich und grinste seinen blonden Begleiter übermütig an. Er bediente sich der englischen Sprache.
    »Sie ist hübsch, Jan, aber sie ist nicht blond.«
    »Deshalb brauchst du sie auch nicht zu heiraten.«
    »Aber sie ist hübscher als die Blonde, die mich heiraten will.«
    »Die musst du auch nicht heiraten.«
    »Nein, da nehme ich lieber die da. Die hat schönere Augen.« Der Mann drehte sich zu mir um, die ich mit der Speisekarte in der Hand noch immer wartend neben dem Tisch stand. »Würden Sie mich heiraten, Miss?«, fragte er mit einem breiten Grinsen, da er nicht wissen konnte, dass ich die englische Sprache ausreichend beherrschte.
    »To my deepest regret, Sir, I must relinquish this privilege.« Fassungslos sah mich der Schwarzhaarige an, und der Blonde schüttelte sich vor Heiterkeit.
    »Gilbert, ich fürchte, du hast dich soeben bis auf die Knochen blamiert«, bemerkte er. Dann wurde er etwas ernster und wandte sich an mich: »Verzeihen Sie, Fräulein, wir sind übermütig und ein bisschen – mhm – beschickert.«
    »Das ist Ihr gutes Recht, gnädiger Herr. Doch ich empfehle Ihnen einen starken Kaffee und einen Imbiss.«
    »Ah, Kaffee!«, rief sein Begleiter aus und versuchte sich in der deutschen Sprache. »Sie haben

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