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Göttertrank

Göttertrank

Titel: Göttertrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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auch – wie sagt man – Buletten?«
    »Wir haben auch Buletten und ganz frisches Schmalzbrot.«
    »Ich Sie doch heiraten.«
    Ich konnte ihnen die Ausgelassenheit nicht übel nehmen, obwohl die drei Honoratioren am Ecktisch mir schon kritische Blicke zuwarfen. Ich lachte nur und fragte: »Wie wünschen Sie Ihren Kaffee?«
    »Schwarz wie die Sünde«, verlangte der Blonde.
    »Und mir Sie bringen Batido«, bat der andere mit einem herausfordernden Zwinkern in den Augen.
    »Sehr wohl, die Herren.«
    Ich hörte, als ich mich umdrehte, um in der Küche die Zubereitung zu übernehmen, die beiden wieder lachen. Vermutlich amüsierten sie sich, das Serviermädchen drangekriegt zu haben. Aber ihnen stand eine Überraschung bevor. Melisande löste sich von ihrem Pianisten und machte Teller mit Broten und kalten Frikadellen zurecht, ich vermischte Kakaopulver mit kaltem Wasser, Vanille und schwarzem Pfeffer und schlug diesen Brei in heißem Wasser auf. Mit dem schwarzen Kaffee, dem Batido und den Tellern belud ich ein Tablett, setzte mein unbewegtes Madonnengesicht auf und brachte es an den Tisch der beiden fröhlichen Herren.
    »Kaffee, schwarz, Batido, Schmalzbrote und Buletten. Ich wünsche den Herren einen guten Appetit.«
    Der Schwarzhaarige nippte misstrauisch an dem Kakaogetränk, stellte die Tasse langsam ab, erhob sich und machte eine tiefe Verbeugung vor mir.
    »Excusez-moi, Fräulein.«
    »Gewährt, mein Herr.«
    Die drei letzten Gäste winkten mir zu, sie wollten die Rechnung begleichen, und als sie endlich das Café verlassen hatten, waren die beiden Männer mit ihrer Mahlzeit fertig. Kaffee, Kakao und Brote hatte wohl etwas ernüchternd gewirkt, die Albernheiten waren einem ruhigen Gespräch gewichen. Es war fast halb elf geworden, und ich begann, die Tischdecken abzuräumen und die Lampen zu löschen. Auf diese Weise wollte ich zu verstehen geben, dass ich zu schließen beabsichtigte. Doch zeitigte meine Tätigkeit keinen Erfolg. Ich beschloss, etwas direkter zu werden, und trat an den Tisch.
    »Wünschen die Herren noch etwas?«
    »Oh!« Betreten sah der Blonde sich um. »Wir sind die Letzten.«
    »Nun, gewöhnlich schließen wir um zehn Uhr.«
    »Und wann machen Sie wieder auf, Fräulein?«
    »Morgen um elf. Sie können ein spätes Frühstück bekommen, und am Nachmittag bieten wir Torten und Gebäck an.«
    »Dann reservieren Sie uns bitte einen Tisch für das Frühstück.«
     
    »Gilbert de Valmont und Jan Martin Jantzen«, erzählte ich Melisande, als ich mich am Arbeitstisch in der Küche niederließ und die Schuhe von den Füßen streifte.
    »Der Blonde ist Jantzen, nehme ich an. Wo kommen die her? Sie sind neu hier.«
    »Auf Kavalierstour.« Ich streckte mich. »Dieser Gilbert de Valmont ist sehr charmant. Aber er hat sich vorgenommen, eine Blondine zu heiraten.«
    »Na, dann muss er sich vor den Fangnetzen unseres Zuckertöpfchens in Acht nehmen. Gut unterrichtete Kreise munkeln, es habe sich letztes Jahr in Magdeburg kein passender Deckel gefunden. Und bei den Eingeborenen hier stehen die Chancen schlecht, habe ich flüstern hören. Ihr Ruf ist reichlich ramponiert, obwohl alle nach außen hin so tun, als wäre sie ein Blümchen Unschuld. Also dürften unsere beiden Kavaliere zu ihren bevorzugten Opfern gehören. Haben sie Hintergrund?«
    »Jantzens ist ein Bremer Handelskontor, vorwiegend Kaffee, wenn ich das richtig verstanden habe. De Valmont besitzt eine Kakaoplantage.«
    Melisande kicherte, verwandelte sich in Haltung und Mimik in eine hungrige Katze, weshalb Murzik, der am Herd saß, sich fauchend mit aufgeplustertem Schwanz zurückzog. »Kakao, sagst du? Unser Leckermäulchen wird sich die Lefzen lecken und die Reißzähne polieren!«
    Und so war es denn auch.

Trügerische Hoffnung
    Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
die Krallen scharf, die Augen gluh.
    Wilhelm Busch
     
     
    Dorothea hatte keine gute Zeit hinter sich. Das ganze letzte Jahr hatte sie die beständigen Vorwürfe ihrer Mutter zu ertragen, ihr Vater, maßlos ergrimmt über Maximilians schmähliche Flucht, beachtete sie überhaupt nicht mehr. Sein Auge hatte nur einmal wohlwollend auf ihr geruht – als Julius von Massow um ihre Hand angehalten hatte.
    Wie auch immer war es ihrer Mutter gelungen, den eigentlichen Grund für die Auflösung der Verlobung ihrem Gatten gegenüber geheim zu halten. Die Baronin jedoch hatte herausgefunden, was sich in der Küche

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