Goettin der Legenden
überraschen, das bereitete ihr großes Vergnügen. »Bitte erklärt mir diese Zehenmalerei.«
»Sie macht eine Menge Spaß«, erklärte Isabel. »Und so werden Frauenzehen hübscher.«
»Wo ist diese Farbe hergekommen? Hast du sie aus Dumont mitgebracht?« So entspannt hatte Gwen noch nie mit Isabel geredet.
»Nein, ehrlich gesagt mussten wir gerade eine Weile experimentieren, bis wir die richtige Mischung herausgefunden hatten. Wir haben etwas Wasser mit Blumen gefärbt und dann Maisstärke dazugegeben, damit das Gemisch festklebt.«
»Festklebt?«, fragte Gwen.
»Anhaftet«, erklärte Mary. »Damit es trocknet und auf den Nägeln bleibt.«
Gwen kam mit zwei Kelchen Wein zurück, reichte Isabel den einen und hielt den anderen Mary hin.
Mary sah zu Isabel hinüber, die zustimmend nickte. »Ausnahmsweise ein bisschen, aber nur weil diese Frauenrunde als besondere Gelegenheit durchgeht.«
Mary nahm den Kelch lächelnd entgegen. »Herzlichen Dank, Ho…«
»Gwen. Und da ich deine Königin bin, musst du tun, was ich sage. Ich bitte dich, dass du mich mit meinem Vornamen anredest. So wie die Komtess Isabel.«
Isabel starrte Gwen an, die ihren Blick mit einem freundlichen Lächeln erwiderte.
O Mann.
Sie hatte keine Ahnung, wie Gwen die Wahrheit herausgefunden hatte, aber auf einmal hatte sie das sichere Gefühl, dass die Königin Bescheid wusste.
»Du weißt es«, flüsterte sie und duzte Gwen nun ebenfalls.
Gwen schenkte sich einen Kelch Wein ein und nahm wieder Platz. »Ja, das tue ich.«
»Aber woher?«
Mary sah besorgt zwischen ihnen hin und her. »Ich weiß nicht genau, worüber ihr redet, aber ich schwöre Euch, Isabel, dass ich niemandem auch nur ein Wort von unseren Gesprächen erzählt habe. Nun ja, bis auf … oh, nein! James?«
»Ganz ruhig, Mary. Arthur selbst hat es mir gesagt«, erklärte Gwen. »Er war wie immer übertrieben ehrlich.«
Isabel verschlug es vor Verblüffung die Sprache. Arthur hatte seiner Frau erzählt, dass … ja, was eigentlich genau? Vielleicht nur, dass sie miteinander ins Bett gingen? Oder dass er …
»Er hat mir gesagt, dass er dich liebt, Isabel«, stellte Gwen klar.
Mary starrte sie einen Moment wortlos an, dann erhob sie sich abrupt. »Vielleicht gehe ich besser und kümmere mich um … irgendwas.«
»Setze dich wieder hin«, sagten Isabel und Gwen gleichzeitig.
Gwen lachte. »Manchmal wird die Wahrheit überbewertet, findet ihr nicht auch? Aber heute war sie genau das, was ich hören musste. Wie immer hat Arthur das verstanden.«
»Oh, Gwen, es tut mir so leid«, stieß Isabel hervor. »Ich wollte dich nie … es war nicht …«
»Was tut dir leid? Dass du deinem Herzen gefolgt bist? Dass du einen wundervollen Mann zum ersten Mal seit langem glücklich gemacht hast? Denkst du, ich würde dir das übelnehmen? Wäre ich jetzt hier, wenn ich dir Böses wollte?«
Mit einem Mal wurde Isabel bewusst, wie beharrlich Gwen darauf bestanden hatte, ihr Wein einzuschenken. Beunruhigt spähte sie in ihren Kelch.
Die Königin grinste, nahm Isabel ihren Weinkelch ab und trank einen großen Schluck. »Nein, Isabel, ich habe nicht vor, dich zu vergiften. Arthur hat mir eindeutig zu verstehen gegeben, dass jeder bezahlen wird, der dir auch nur ein Haar krümmt. Und zwar mit dem Leben. Da ich kein Verlangen habe, seinen Zorn auf mich zu ziehen, kannst du dich darauf verlassen, dass ich dir niemals schaden werde.«
»Und das würde ich auch nicht zulassen«, fuhr Mary sie an. »Um keinen Preis.«
Der Königin zu drohen, das war ziemlich dreist für eine Dienerin. Und entsprechend riskant. »Keine Sorge, Mary«, beruhigte Isabel sie schnell. »Gwen ist hier, um bei den Hochzeitsvorbereitungen zu helfen, nicht wahr, Gwen?«
»Ja, so ist es. Allerdings würde ich zu gern an dieser Zehenmalerei teilnehmen, bevor wir uns an die konkrete Planung machen. Ich habe heute Abend ein … Treffen, und ich möchte ihn überraschen.«
Isabel und Mary wechselten einen Blick. »Dann schlage ich vor, dass Ihr Eure Schuhe auszieht, Hoheit«, sagte Mary.
»Wenn du gleich meine Zehennägel anmalst, muss ich darauf bestehen, dass du mich Gwen nennst.«
»Also gut, Mylady, aber nur unter uns. Wie ich Isabel bereits gesagt habe, werde ich weder sie noch Euch jemals in der Öffentlichkeit mit Vornamen ansprechen. Bitte besteht nicht darauf, wenn wir drei nicht allein sind.«
Gwen sah Isabel fragend an.
»Ihre Freundinnen, wenn man sie denn so nennen kann, meiden sie – aus
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