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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Drang, auf die glatten Steinwände der Höhle einzuschlagen. Ihr Duft würde ihn warnen, wenn sie ihm zu nahe kam, genau wie die Reflexion des Sonnenlichts auf ihren kupferfarbenen Haaren. In seinen Träumen hatte er diese Haare berührt. Er hatte mit den Fingerspitzen über ihre nackte Haut gestrichen und ihre wundervolle Weichheit genossen. Und sie hatte ihn ebenfalls gestreichelt, nicht wie ein Tier, sondern wie einen Geliebten. Er hatte die Erinnerung an ihre gemeinsamen Träume in ihren Augen gesehen und sich sehnlichst gewünscht, er könnte sich ihr hingeben, genau wie er sich gewünscht hatte, er könnte sich ihrem Körper hingeben, als sie sich in seinem letzten Traum so begierig an ihn gepresst hatte.
    »Nein!«, brüllte er.
    Er durfte so etwas nicht noch einmal zulassen. Hekate gab ihm diese eine Chance, seinen Fehler wiedergutzumachen. Er durfte die Empousa nicht lieben. Er konnte sie nicht lieben. Und dieses Mal würde er sich keine Illusionen machen, dass sie seine Liebe eines Tages vielleicht erwidern könnte, auch wenn ihre Gefühle in Wirklichkeit ganz egal waren. Sie war Hekates Empousa, also musste sie sterben.
    Der Wächter sank auf das Bett aus dicken Fellen, auf dem er schlief, und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er wollte weinen, aber in seinem Inneren gab es nichts als Schmerz und Verzweiflung. Er hatte keine tröstlichen Tränen in sich.
    »Tut es dir leid, dass ich ihr erlaubt habe, dich zu erwecken?«
    Der Wächter hob ruckartig den Kopf und sah seine Göttin in vollem Ornat: gehüllt in den Mantel der Nacht, mit einem Kopfschmuck aus Sternen, in der einen Hand eine helllodernde Fackel, die andere auf dem Kopf eines ihrer gigantischen Hunde ruhend. Er fiel vor ihr auf die Knie und senkte den Kopf so tief, dass seine Hörner den Boden zu ihren Füßen berührten.
    »Große Göttin! Ich bin überglücklich, mich wieder in Eurer Gegenwart zu befinden.«
    »Erhebe dich, Wächter«, befahl Hekate.
    »Das kann ich nicht, Göttin. Nicht, bevor ich Euch für mein Verbrechen um Verzeihung angefleht habe.«
    »Du hast kein Verbrechen begangen. Du bist nur der Menschlichkeit zum Opfer gefallen, die ich in dir angelegt habe. Es war ein Fehler, dass ich dich so streng für eine Schwäche bestraft habe, die ich selbst dir auferlegt habe.«
    Seine Schultern bebten vor Anstrengung, seine turbulenten Gefühle im Zaum zu halten. »Dann bitte ich Euch darum, mir meine Schwäche zu verzeihen, Große Göttin.«
    Hekate beugte sich zu ihm hinunter und berührte seinen gesenkten Kopf. »Ich habe dir meine Vergebung bereits bewiesen, indem ich es meiner neuen Empousa ermöglicht habe, dich zu befreien. Nun erhebe dich, Wächter.«
    Langsam stand er auf. »Danke, Große Göttin. Ich werde Euch nicht noch einmal enttäuschen.«
    »Das weiß ich. Wir werden nie wieder über die Vergangenheit sprechen. Was zählt, ist, dass du endlich zu mir zurückgekehrt bist. Ich habe dich ebenso schmerzlich vermisst wie mein Reich.«
    »Ich bin bereit, wieder in Euren Dienst zu treten, Große Göttin, wenn Ihr es mir gestattet.«
    »Das tue ich.« Hekate strich mit der Hand durch die Luft und sammelte unsichtbare Energie, bis ihre Finger zu glühen begannen. Dann sandte sie das Licht mit einer eleganten Handbewegung zu ihm und sagte: »Hiermit gebe ich dir die Herrschaft über die Fäden der Realität zurück.«
    Der Wächter senkte erneut den Kopf, als die Magie in seinen Körper zurückkehrte und ihn mit ihrer vertrauten Wärme erfüllte. Als er dazu fähig war, blickte er in die grauen Augen seiner Göttin.
    »Danke, Hekate.«
    »Du musst mir nicht danken. Ich habe dir nur zurückgegeben, was dir gehört. In all der Zeit, die du weg warst, haben die Dienerinnen nicht gelernt, mit deiner Gabe umzugehen. Nicht einmal die Elementare waren so geschickt darin, die Fäden der Realität in das Netz aus sterblichen Träumen einzuweben, wie du.«
    »Ich werde meine Pflichten sofort wieder aufnehmen«, verkündete er.
    »Nichts anderes habe ich von dir erwartet. Aber heute Nacht befehle ich dir, dich auszuruhen. Es reicht, wenn du morgen mit deiner Arbeit beginnst.«
    »Ja, Große Göttin.« Er nickte. Dann senkte er wieder den Kopf, in der Erwartung, dass sie wie sonst in einem Sternenregen verschwinden würde. Als sie es nicht tat, blickte er zu ihr auf, offensichtlich verwundert über ihr Zögern.
    »Göttin?«
    »Wie du weißt, ist meine Empousa zurückgekehrt.«
    Er nickte wortlos.
    »Sie ist …« Hekate schwieg einen Moment

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