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Göttin der Wüste

Göttin der Wüste

Titel: Göttin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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noch dort unten gegraben.«
    »Wann haben Sie Selkirk kennengelernt?«
    »Als er Männer für sein Projekt anheuerte, für die Suche nach der Galeere.«
    »Ich dachte, das sei geheim?« bemerkte Elias.
    »Ich kenne Sie, mein Freund«, gab der Professor lachend zurück. »Natürlich haben Sie Ihrer Schwester längst davon erzählt. Wer könnte diesen Augen schon widerstehen? Nicht einmal der eigene Bruder …«
    Cendrine wich seinem Blick mit einem koketten Lächeln aus. »Sie waren also schon damals in der Kalahari dabei.«
    »In der … ach, du liebe Güte, das meinen Sie! Selkirk’s hoax hat man das damals genannt. Nein, nein, damit hatte ich nichts zu tun. Das war eine seiner fixen Ideen – und er hatte eine Menge davon, glauben Sie mir. Niemand weiß so recht, was dort draußen wirklich geschehen ist. Offiziell hieß es, er hätte nichts entdeckt, aber ich glaube, der alte – wie heißt es auf deutsch? – Schlaumeier, nicht wahr? Nun, ich glaube, der alte Schlaumeier hat einige Leute ganz schön an der Nase herumgeführt.«
    »Dann ist er in der Kalahari doch auf etwas gestoßen?« fragte Cendrine mit gespieltem Erstaunen. »Auf was?«
    »Wenn ich das wüßte.« Er beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ganz im Vertrauen … ich kann Ihnen doch vertrauen, oder?«
    Cendrine nickte.
    »Also, ganz im Vertrauen«, begann er von neuem, »er muß dort irgend etwas gefunden haben, das aus Stein war. Festem, solidem Stein. Auf gar keinen Fall die Galeere, die er dort eigentlich vermutete. Selkirk hat eine ganze Reihe von Transporten aus eigener Tasche finanziert, die irgendwelche Teile nach Windhuk brachten.«
    »Die alten Steine in den Mauern des Hauses?«
    »Ganz genau. Ich selbst habe das Haus nie von innen gesehen, aber ich habe von diesen Relikten gehört. Ich müßte mich sehr täuschen, wenn sie nicht aus der Kalahari stammten.«
    »Aber er hat nie verraten, woher genau?«
    »Nicht direkt.« Er machte eine kurze Pause, dann fügte er hinzu: »Ich kenne den Ort allerdings trotzdem.«
    Cendrine überspielte ihr Erstaunen schleunigst mit einem trockenen Husten. »Sie waren dort?« fragte sie anschließend, immer noch merklich erregt.
    Professor Pinter schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich bin nicht lebensmüde – und verfüge leider nicht einmal über einen Bruchteil von Selkirks Mitteln.« Er lächelte und bedachte Cendrine mit einem Augenzwinkern. »Die Archäologen von heute sind nicht mehr die gierigen Schatzsucher, die sie noch vor vierzig, fünfzig Jahren waren. Was Sie hier sehen, ist alles, was ich besitze. Schauen Sie mich nicht so ungläubig an, das ist die Wahrheit! Aber, egal, auf jeden Fall brauchte man, um Selkirks Grabungen in der Kalahari heute nachvollziehen zu können, eine Mannschaft von, sagen wir, zweihundert Mann. Mindestens! Kein Mensch auf der Welt würde eine solche Aktion finanzieren, nicht so weit draußen im Nichts, und nicht solange es keinerlei Hinweise gibt, daß es dort tatsächlich etwas von Wert zu holen gibt. Ich könnte darauf wetten, daß Selkirk, als er die Steine abtransportieren ließ, auch alles andere, das von Interesse war, mitnahm.«
    »Wie genau kennen Sie die Stelle, an der Selkirk gegraben hat?«
    Pinter stieß ein tiefes Lachen aus. »Wenn man Sie reden hört, mein Kind, könnte man meinen, eine der anderen großen archäologischen Gesellschaften hätte Sie hergeschickt, um mich auszuspionieren. Sagen Sie, plant Titus Kaskaden vielleicht, seine Geschäfte in Südwest auf wissenschaftlichem Gebiet zu erweitern?«
    »Nein«, gab sie zurück und wagte nicht, Elias’ Blick zu kreuzen. »Nicht, daß ich wüßte. Aber Sie müssen zugeben, daß dies alles höchst interessant ist. Ich meine, erst eine Expedition in die tiefste Kalahari, um ausgerechnet ein uraltes Schiff zu finden, und dann diese Steine überall im Haus der Kaskadens. Gönnen Sie einer jungen Frau doch ein wenig Gänsehaut.«
    Sie wußte, daß sie damit den richtigen Ton traf, und Pinter fiel sogleich darauf herein. »Ich könnte Ihnen natürlich Geschichten erzählen … verdammt, hätte dieses Zelt Balken, sie würden sich bis zum Boden biegen!« Er lachte, und Elias und Cendrine fielen aus Höflichkeit mit ein.
    »Wo war der Ort, an dem Selkirks Ausgrabungen stattfanden?« fragte sie schließlich noch einmal, in der Hoffnung, daß ihre Direktheit ihn nicht erneut mißtrauisch machte.
    »Warten Sie«, bat Pinter und stand auf. Er trat an einen Schrank, dessen eine Tür nur noch an der

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