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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Schmiede arbeitest.«
    Er hatte aufgehört, Metall auf Metall zu schlagen. Ihre Stimme klang zu laut in der widerhallenden Stille. Er konnte sich nicht überwinden zu sprechen.
    »Hades?« Sie räusperte sich und fuhr fort, obwohl er nicht reagierte. »Ich würde heute gerne noch mehr vom Elysium sehen. Würdest du mich begleiten?«
    Ihre Stimme. Sie war so jung und süß. Kurz wankte seine Entschlossenheit. Dann fiel ihm wieder ein, wie bereitwillig sie sich von Apollo hatte in die Arme nehmen lassen. Als er sich langsam umdrehte, wich Persephone seinem Blick aus. Hades merkte, wie sich seine Seele noch etwas mehr auflöste.
    »Tut mir leid, aber unsere Ausflüge haben nun ein Ende. Wie du sehen kannst, habe ich Arbeit fertigzustellen.«
    Linas Magen drehte sich. Der Mann, der sich von der Schmiede zu ihr umdrehte, war nicht ihr Geliebter. Er war der kalte, herrische Gott, den sie bei ihrem Eintreffen in der Unterwelt kennengelernt hatte. Nein – sie betrachtete ihn genauer und stellte fest, dass auch das nicht stimmte. Diesen Gott hier hatte sie noch nie gesehen.
    »Aber ich dachte, du zeigst mir gerne dein Reich«, sagte sie ahnungslos.
    Er lachte, aber seine Stimme war ohne jede Wärme, seine Augen kalt und ausdruckslos.
    »Persephone, lass uns damit aufhören …«
    »Aber«, unterbrach sie ihn kopfschüttelnd, »gestern Nacht … Ich verstehe das nicht.«
    Die naive Bestürzung in ihrem Gesicht durchbohrte ihn. Das war alles nur grausame Verstellung! Er wollte seinen Schmerz hinausschreien, stattdessen schleuderte er den Hammer mit dem Zorn eines Gottes durch den Raum. Funken flogen, der Boden unter ihren Füßen bebte. Seine Augen glühten, seine Stimme donnerte.
    »Ruhe! Ich bin der Herr der Toten, kein niedriger Lehrer!«
    Linas Gesicht verlor jede Farbe. »Du hast mir also die ganze Zeit nur vorgespielt, dass du …«
    » ERZÄHL DU MIR NICHTS VON VORSPIELEN !« Die Wände der Schmiede vibrierten, so heftig war der Zorn des dunklen Gottes. Bevor er den Raum zerstörte, in dem sie sich befanden, brachte Hades seine Wut unter Kontrolle. Durch zusammengebissene Zähne schleuderte er ihr sarkastisch entgegen: »Bist du hier nicht auf
Urlaub
, Persephone? Verkleidest dich als Königin der Toten?« Sein Lachen war kalt und grausam. »Du bist vielleicht noch jung, doch wir beide wissen, dass du alles andere als unerfahren bist. Ja, unsere
Lektionen
waren amüsant, aber dir muss klar sein, dass es nun Zeit ist, diese Scharade zu beenden, und da ich spüre, dass dein Besuch sich dem Ende zuneigt, ist die zeitliche Abfolge perfekt. Leider habe ich zugelassen, dass unser Techtelmechtel mich zu lange von meinen Pflichten abgehalten hat. Falls ich nicht noch einmal Zeit finden sollte, vor deiner Abreise mit dir zu sprechen, darf ich dir jetzt schon eine angenehme Rückkehr ins Land der Lebenden wünschen. Vielleicht wirst du die Unterwelt noch einmal besuchen wollen, vielleicht auch nicht.«
    Lässig zuckte er mit den Schultern und drehte Persephone den Rücken zu, umklammerte einen anderen Hammer mit der zitternden Faust und nahm das rhythmische Schlagen wieder auf. Er musste nicht sehen, wie sie ging, er spürte es. Bald lief ihm Schweiß übers Gesicht, vermischte sich mit stillen Tränen. Dennoch schlug er immer weiter auf das stumme Metall ein, bis der Schmerz in seinen Armen so groß war wie der Schmerz in seiner Seele.
     
     
    »Ich gehöre nicht hierher.« Linas Lippen waren blutleer. Sie sprach ihre Gedanken laut aus, um sich zu beweisen, dass ihre Zunge noch Worte formen konnte. Es nützte nichts, sich einzureden, dass Demeter Recht gehabt hatte und Hades’ Benehmen ihr gegenüber normal für einen Unsterblichen war. Sie war keine wahre Göttin, deshalb war es ihre sterbliche Seele, die nun trauerte, ihre sterbliche Seele, die nicht verstand.
    Lina floh aus der Schmiede, ohne darauf zu achten, wohin ihre Füße sie trugen. Sie wollte nur noch fort. Sie ging an den Ställen entlang, hastete zwischen Reihen von Ziersträuchern hindurch, doch statt sich in Richtung der Pfade in Hades’ Park zu orientieren, tauchte sie in den umgebenden Wald ein. Schließlich erkannte sie trotz des Chaos in ihrem Kopf, dass sie den Weg zur Glühwürmchenwiese eingeschlagen hatte, und änderte sofort die Richtung. Ihr Verstand schrak zurück vor den süßen Erinnerungen an jene Nacht. Sie konnte es nicht ertragen, dorthin zu gehen.
    Sie nahm die Geister der Toten nur als vage, ferne Erscheinungen wahr, die leise ihren Namen

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