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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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aus eigenem Recht war. Aber vielleicht war ihr das nicht klar. Persephone war sehr jung – sie benahm sich zwar mit solcher Reife, dass er nur zu leicht vergaß, wie jung sie war –, und er hatte sich sehr lange vom Rest der Unsterblichen ferngehalten. Glaubte sie vielleicht, dass er nur Macht in seinem eigenen Reich besaß?
    Er sah, wie sie erbleichte. Demeter tat ihr weh. Wut kochte in ihm hoch. Unter seiner Hadeskappe schritt er auf seine Liebste zu.
    Demeters harte Stimme schwebte vom Orakel zu ihm herüber.
    »Vergiss nicht: Wenn du an deinen rechtmäßigen Platz zurückgekehrt bist, wird Persephone in Hades nur einen weiteren Gott sehen, mit dem sie geflirtet hat. Und was auch immer du glaubst, das zwischen dir und ihm geschehen ist – Hades wird es irgendwann genauso gehen. Höre auf die Stimme in dir, dann wirst du verstehen, dass es bei den Unsterblichen einfach so ist.«
    Hades hielt inne. Hatte er sie richtig verstanden? Er war nur ein weiterer Gott, mit dem sie geflirtet hatte? Ungläubig lauschte er Persephones Antwort.
    »Ich werde in die Unterwelt zurückkehren und meine Aufgabe zu Ende führen. Du hast gesagt, meine Zeit ist so gut wie vorbei?«
    Er war nur eine Aufgabe für sie gewesen?
    »Gut. Ich bin bereit zu gehen, wenn du es sagst.«
    Sie wollte ihn verlassen. Für alle unsichtbar, sah Hades zu, wie die Göttin, die er liebte, sich vom Orakel ihrer Mutter abwandte und in die Ferne schaute. Ihre Augen waren trocken. Ihr Gesicht war steinern. Sie sah aus wie eine Fremde.
    Nein! Er wollte es nicht glauben. Er hatte ja nur einen Teil des Gesprächs gehört. Er musste etwas missverstanden haben. Er kannte Persephone. Seine Persephone konnte ihn nicht täuschen. Als er die Hand hob, um die Tarnkappe abzusetzen, hörte er ein Geräusch. Zusammen mit Persephone drehte er sich zu dem Gott um, der über den Pfad am Rande des Averner Sees geschlendert kam.
    Apollos schönes Gesicht leuchtete vor Vergnügen. Seine Lippen verzogen sich zu einem warmen Willkommenslächeln.
    »Ah, Persephone, es freut mich, dass du meine Einladung angenommen hast. Wir alle wussten, dass zu viel Zeit in der Unterwelt die Blume des Frühlings wieder an die Sonne bringen würde.«
    Mit einem wachsenden Gefühl der Betäubung sah Hades zu, wie Apollo Persephones widerstandslosen Körper in die Arme nahm.
    Unfähig, weiter zuzusehen, kehrte der Herr der Unterwelt den beiden den Rücken zu und ritt schweigend ins Reich der Toten zurück.

23
    Es dauerte nicht lange, bis Apollo merkte, dass Persephone in seinen Armen wie eine Tote war. Er löste sich von ihr und musterte ihr blasses Gesicht.
    »Was ist los? Wieder Probleme mit Demeter?«
    Die Göttin schüttelte den Kopf. Dann blinzelte sie, und zwei perfekte Tränen rannen aus ihren Augen, hinterließen schimmernde Spuren auf ihren Wangen. Apollo überlegte gerade, ob er sie küssen oder ein Getränk für sie hervorzaubern sollte, als ein schwarzes Ungetüm um die Ecke sprengte und sich zwischen ihn und die Göttin drängte.
    »Hinfort mit dir, du Höllentier!«, schrie Apollo, stolperte rückwärts und bemühte sich, nicht hinzufallen.
    Der Hengst bleckte ihm seine gelben Zähne entgegen.
    »Schon gut, Orion. Apollo meint das nicht böse.«
    Die Traurigkeit in ihrer Stimme rührte den Gott. Er spähte an dem schwarzen Untier vorbei, das an Persephone knabberte. Geistesabwesend streichelte die Göttin das Pferd. Tränen liefen ihr über die Wangen, doch sie achtete nicht darauf.
    »Orion! Ich muss mit deinem Frauchen reden.« Mit glühenden Augen drehte sich der Hengst zu dem Gott um, der ihm als Friedensangebot die Hände offen entgegenstreckte. »Ich möchte ihr lediglich Hilfe anbieten.«
    Das Ross schien ihn zu mustern. Dann schnaubte es und streifte zärtlich die Wangen der Göttin mit den Lippen und schritt einige Meter weiter, wo es graste, ohne den Gott des Lichts aus den schwarzen Augen zu lassen.
    Apollo nahm Persephones schlaffen Arm und führte sie zu einer Bank aus nacktem Stein. Die Göttin setzte sich. Er machte eine Drehbewegung mit dem Handgelenk, und in einem Funkenregen erschien ein durchsichtiger Kelch. Der Gott bot ihn Persephone an.
    »Das ist nur Quellwasser«, sagte er, als sie zögerte. »Ich dachte, du könntest eine Erfrischung gebrauchen.«
    »Danke«, sagte sie hölzern. Das Wasser war kalt und süß. Sie trank große Schlucke, aber es konnte nicht einmal ansatzweise die Leere in ihr füllen.
    Apollo setzte sich zu ihr.
    »Was bereitet dir solche

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