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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Schmerzen?«, fragte er.
    Sie schwieg so lange, dass er schon glaubte, sie würde gar nicht mehr antworten. Dann sprach sie mit einer Stimme, die von solcher Hoffnungslosigkeit erfüllt war, dass der Gott merkte, wie sich seine Brust innerlich zusammenzog.
    »Meine eigene Dummheit, die bereitet mir diese Schmerzen.«
    Apollo nahm ihre Hand. »Wie kann ich dir helfen?«
    Da schaute sie ihn an, und der Gott hatte das Gefühl, als könnte sie ihm bis tief in die Seele blicken.
    »Beantworte mir eine Frage: Was liebt in uns, der Körper oder der Geist?«
    Apollo lächelte und wollte eine gewitzte Antwort geben, doch dann merkte er, dass sie ihm nicht über die Lippen ging. Wieder einmal überraschte Persephone ihn mit ihrer Aufrichtigkeit. Seit ihrem letzten Treffen war die Frühlingsgöttin immer wieder in seinen Gedanken aufgetaucht. Er sah ihr in die Augen. Ihren offensichtlichen Schmerz konnte er nicht verniedlichen, deshalb antwortete er ihr ehrlich.
    »Persephone, du stellst diese Frage dem falschen Gott. Wie du weißt, habe ich viel Erfahrung mit den Gelüsten des Körpers. Ich spüre Verlangen und stille es. Aber Liebe? Diese am schwersten zu fassende Emotion? Ich habe gesehen, wie sie einen siegreichen Krieger in die Knie zwang und einer einzelnen Jungfrau mehr Kraft verlieh als Herkules, aber ich kann nicht behaupten, dass ich sie jemals wahrhaft gespürt hätte.« Wehmütig streichelte er ihre Wange. »Doch wenn ich dich ansehe, wünsche ich mir, es wäre anders.«
    Es wurde heller. Die Morgendämmerung kündigte sich an. Apollos Streitwagen musste in der Nähe sein, er hatte nur noch wenig Zeit. Der Gott merkte, dass er zwar neben Persephone saß und ihr Trost und Mitgefühl anbot, sie ihn jedoch kaum wahrnahm. Sie starrte auf die Mündung des Tunnels, der in Hades’ Reich führte. Apollo ließ die Hand sinken.
    »Du liebst Hades!« Er machte sich nicht die Mühe, das Staunen in seiner Stimme zu verbergen.
    Plötzlich schaute Persephone ihn an. »Und warum findest du das so abwegig? Weil ich der Frühling bin und er der Tod ist? Oder weil Unsterbliche nicht wirklich wissen, wie man liebt?«
    »Ich habe es einfach nicht für möglich gehalten«, sagte Apollo.
    »Das ist es wahrscheinlich auch nicht.« Das Feuer in ihrer Stimme war schon wieder erloschen, die Hoffnungslosigkeit wieder da. Persephone sprang auf. »Orion!« Übernatürlich schnell stand der Hengst an ihrer Seite. Ohne ein weiteres Wort stieg sie auf und drückte dem Pferd die Fersen in die Flanken. Orion machte einen Satz nach vorn, und Apollo konnte nur noch mit offenem Mund auf den Staub starren, den die eisenbeschlagenen Hufe aufwirbelten.
    »Persephone und Hades? Wie kann das sein?«, murmelte er.
     
     
    Hades war in seiner Schmiede. Er schürte das Feuer so heiß, dass es fast unerträglich war, und zog sich bis auf den Lendenschurz aus. Er wollte nicht an einem Hufeisen arbeiten. Das würde ihn nicht befriedigen. Er brauchte etwas anderes, etwas Größeres. Er wollte ein Schild schmieden, es aus dem härtesten Metall arbeiten. Ein Schild, das einen Körper, vielleicht sogar eine Seele schützen konnte.
    Er schürte die Kohlen, bis sie sengend heiß kreischten. Dann stieß er das rohe Metallblatt hinein und zog es erst wieder heraus, als es willig glühte. Dann begann er, es nach seinem Willen zu formen.
    Immer weiter arbeitete Hades. Seine Schultern schmerzten, die Schläge durchfuhren seinen Körper, doch er konnte den Schmerz nicht aus seiner Seele hämmern. Er machte ihr keine Vorwürfe. Sie war einfach eine junge Göttin. Er hätte es besser wissen sollen. Es war klug von ihm gewesen, sich von den Unsterblichen abzusetzen. Persephone hatte nur bewiesen, wie vorausschauend das von ihm gewesen war. Mit seiner Art war er seit ungezählten Zeitaltern zurechtgekommen. Es war dumm von ihm gewesen, davon abzuweichen.
    Hades spürte ihre Gegenwart in dem Augenblick, als sie die Schmiede betrat. Gedankenverloren fragte er sich, ob er immer wissen würde, wenn sie in seiner Nähe war. Wie konnte seine Seele mit ihrer verbunden sein, wenn sie ihn gar nicht liebte? Darüber musste er nachdenken. Später. Wenn er wieder allein war, wenn er an sie denken konnte, ohne diese unverhüllte Sehnsucht zu empfinden. Nun musste er dem ein Ende machen. Er musste wieder so werden wie früher, bevor er sich noch mehr demütigte. Und bevor sie ihm bleibende Schmerzen zufügte.
    »Wenn du nur wüsstest, wie unglaublich schön du bist, wenn du in deiner

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