Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
Vom Netzwerk:
hat.«
    Anstatt seiner Anweisung augenblicklich Folge zu leisten, trat der junge Geist auf ihn zu. Eurydike sah dem Gott in die Augen, und er spürte die sachte Berührung ihrer Hand auf seinem Arm.
    »Du musst sie zu uns zurückbringen, Hades.« Ihre Stimme war wie erstickt.
    »Das werde ich«, sagte er und eilte zu den Ställen.
     
     
    Zerberus dicht auf den Fersen, preschte Orion durch den Wald. Der dreiköpfige Hund jagte lautlos, folgte dem Geruch seiner Göttin. Hades’ Hände waren feucht vor Schweiß, sie umklammerten die Zügel des Hengstes. Das Tier brauchte gar nicht angetrieben zu werden, um auf der Spur des Hundes zu bleiben, die unaufhaltsam in das dunkle Reich des Tartarus führte.
    Seine Gedanken bekriegten sich in seinem Kopf. Er musste sie furchtbar verletzt, sie bis ins dunkle Reich getrieben haben. Er hatte ihr nicht wehtun wollen. Sein eigener Schmerz und seine Eifersucht hatten ihn vergessen lassen, wie jung sie war. Persephone konnte unmöglich wissen, auf was sie zusteuerte. Nicht einmal ihr Status als Göttin würde ihr Schutz bieten vor der im Tartarus herrschenden abgrundtiefen Verzweiflung. Er zerbrach sich den Kopf, ob sie die Narzisse aus Amethyst getragen hatte, als sie bei ihm in der Schmiede war. Ja, er glaubte schon. Schwache Erleichterung linderte seine Panik. Der Amethyst würde sie schützen. Es war ein mächtiger Stein, den er extra für sie geschliffen hatte. Seine schützenden Eigenschaften waren gewaltig.
    Hades wollte sich nicht vorstellen, was mit Persephone geschehen mochte. Als Gott der Unterwelt kannte er die Schrecken des Tartarus nur zu gut. Es war der ewige Hort der Verdammten. Nur die Seelen von Sterblichen, die sich ganz der Dunkelheit verschrieben hatten, wurden in diesen Bereich verbannt. Hades hasste den Tartarus, erkannte aber die Notwendigkeit, das unabänderlich Böse irgendwo unterzubringen.
    Und eben dorthin war seine Liebste gegangen.
    Orion blieb neben dem Hund stehen. Zerberus schnüffelte im trockenen Laub und kratzte an etwas, das im schwachen Licht silbern blitzte. Hades stieg ab und hob den Gegenstand auf. Es war Persephones Amethystkette. Sie hatte keinen Talisman mehr, der sie beschützen konnte.
    »Schneller, Zerberus!«, befahl der Gott.
    Der Hund legte noch größeren Einsatz an den Tag, und Orion tat es ihm nach. Sie brachen aus dem Wald heraus. Am feurigen Ufer des Phlegethon war Zerberus stehengeblieben. Der Hund heulte kläglich und stieß mit allen drei Köpfen gegen etwas, das Hades für den zusammengesunkenen Körper eines toten Tieres hielt. Dann durchschnitt ein herzzerreißendes Wiehern von Orion die Luft, und der Hengst raste die Uferböschung hinab zu dem Hund. Als das Pferd zum Stehen kam, erkannte Hades den Körper.
    »Nein!«
    Er sprang von Orions Rücken und schob Zerberus’ gewaltige Gestalt beiseite. Persephone war auf dem rissigen Boden zusammengebrochen. Sie hatte die Arme um die Beine geschlungen und die Knie an die Brust gedrückt. Ihr Körper sah aus wie eine starre Kugel. Ihre Augen waren geöffnet, doch ihre Pupillen waren stark erweitert; sie starrte blind in die Dunkelheit jenseits des lodernden Flusses.
    Hades folgte ihrem Blick. Die Schwärze des Tartarus breitete sich am Ufer aus. Der Gott schaute zu Boden. Düstere Zungen schoben sich aus dem Phlegethon und durchweichten den Boden rund um Persephone.
    Wut stieg in dem Herrn der Unterwelt auf. Schnell bückte er sich und knotete die zerrissene Kette um Persephones schlaffen Hals. Der Amethyst begann zu leuchten. Dann hob Hades die Arme, und die Luft um ihn herum begann sich zu drehen. Mit einer Stimme voller Zorn und Liebe befahl er der näher kommenden Dunkelheit: »Zurück! Du hast kein Recht, dieser Göttin Leid anzutun!«
    Die dunklen Ranken erzitterten, lockerten aber nicht ihren Griff um Persephone.
    »Ich bin Hades, Herr der Toten, und ich befehle euch: Rührt sie nicht an!«, brüllte der Gott und schleuderte all seine Macht gegen die heimtückischen Finger des Bösen.
    Die Dunkelheit wich zurück und verschwand mit einem zischenden Geräusch wie ein Dieb in der Nacht.
    Hades fiel neben Persephone auf die Knie. Er packte die Göttin bei den Schultern und drehte ihren starren Körper zu sich um.
    »Persephone!«
    Sie reagierte nicht. Stattdessen starrte sie, ohne zu blinzeln, in die Düsternis jenseits des Phlegethon. Ihr Gesicht war leichenblass, ihre Haut kalt. Sie atmete in kurzen, flachen Zügen, als bekäme sie keine Luft.
    »Es ist fort. Es kann dir

Weitere Kostenlose Bücher