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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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bekommst du jetzt deine erste Lektion in der Liebe unter Göttern: Glaube kein Wort von dem, was ein Gott sagt, wenn er versucht, eine Göttin in sein Bett zu bekommen. Er hat nur das gesagt, von dem er geglaubt hat, du wolltest es hören, damit du dich ihm hingibst.«
    Lina weigerte sich, Demeters Worte zu glauben, und schüttelte heftig den Kopf, doch die Göttin ignorierte sie und schimpfte weiter.
    »Was hast du denn geglaubt? Dass du für alle Ewigkeit mit ihm zusammenbleibst? Vergiss, dass du sterblich bist! Vergiss, dass du aus einer anderen Welt stammst! Selbst wenn du wahrhaftig die Göttin des Frühlings wärst, glaubst du ernsthaft, dass Hades und Persephone vermählt würden, dass ihre Namen für alle Ewigkeit verbunden wären? Diese Vorstellung ist doch absurd! Wie soll der Frühling im Land der Toten existieren?«
    »Der Frühling muss dort gar nicht existieren. Ich werde dort leben. Ich, die sterbliche Carolina Francesca Santoro. Ich werde in der Unterwelt bleiben und ihren Gott lieben. Tausche mich einfach aus. Gib mir meinen Körper zurück und gebe diesen hier« – sie wies auf sich selbst – »wieder deiner Tochter.«
    »Das geht nicht. Du bist nicht von dieser Welt, Carolina.« Die Wut wich aus Demeters Gesicht. »Du wusstest, dass deine Zeit dort begrenzt ist. Ich habe nie etwas anderes behauptet.«
    »Es muss eine Möglichkeit geben.«
    »Nein. Wir beide müssen uns an den Schwur halten, den wir geleistet haben.«
    »Darf ich ihm nicht mal sagen, wer ich bin?«, fragte Lina hoffnungsvoll.
    »Denk mit dem Kopf, Carolina, nicht mit dem Herzen. Was würde der Herr der Toten tun, wenn er wüsste, dass er nicht die Frühlingsgöttin, sondern eine Bäckerin aus der sterblichen Welt umworben hat? Würde er deine Täuschung einfach so vergessen?« Demeter hob die Hand, um Linas Einspruch zuvorzukommen. »Es ist unerheblich, dass du nicht vorhattest, ihn zu täuschen. Du behauptest, dass ich Hades nicht kenne, doch alle Unsterblichen wissen immerhin eines über ihn: Dem Herrn der Toten ist die Wahrheit wichtiger als alles andere. Wie würde er auf deine Lüge reagieren?«
    »Aber er liebt mich.«
    »Falls Hades jemanden liebt, dann ist es Persephone, die Göttin des Frühlings, die seine Zuneigung gewonnen hat«, sagte Demeter abschließend. »Denke nur einen Augenblick darüber nach, wie die Geister der Unterwelt sich fühlen würden, wenn sie erführen, dass die Göttin, die ihnen solche Freude brachte, nur eine maskierte Sterbliche ist.«
    Lina zuckte zusammen. »Es würde sie verletzen.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Ich kann es niemandem sagen.«
    »Nein, Tochter, das kannst du nicht.«
    Lina schloss die Augen, und Demeter sah, wie die Frau im Körper ihrer Tochter Mühe hatte, ihre schmerzhaften Worte zu akzeptieren. »Vergiss nicht: Wenn du an deinen rechtmäßigen Platz zurückgekehrt bist, wird Persephone in Hades nur einen weiteren Gott sehen, mit dem sie geflirtet hat. Und was auch immer du glaubst, das zwischen dir und ihm geschehen ist – Hades wird es irgendwann genauso gehen. Höre auf die Stimme in dir, dann wirst du verstehen, dass es bei den Unsterblichen einfach so ist.«
    Als Lina die Augen öffnete, war ihr Blick entschlossen.
    »Ich werde in die Unterwelt zurückkehren und meine Aufgabe zu Ende führen. Du hast gesagt, meine Zeit ist so gut wie vorbei?«
    Demeter nicke.
    »Gut. Ich bin bereit zu gehen, wenn du es sagst.«
    »Ich wusste, dass ich mit dir eine weise Wahl getroffen habe.« Das Bild der Göttin begann zu verschwimmen. »Kehre mit meinem Segen zurück, Tochter«, sagte sie, dann war sie fort.
    Lina wandte sich von dem Orakel ab. Ihr Blick glitt über die Schönheit des Averner Sees, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sie weinte nicht. Sie rührte sich nicht, als könne sie die Reglosigkeit vor weiteren Schmerzen bewahren.
     
     
    Gehüllt in Unsichtbarkeit, war Hades zunächst in der Öffnung des Tunnels stehengeblieben. Seine unmittelbare Reaktion auf das Wiederfinden Persephones war Erleichterung. Sie verließ ihn doch nicht. Sie sprach nur mit dem Orakel ihrer Mutter. Er konnte nicht hören, was sie sagte, doch beim Zusehen wurde seine Erleichterung schnell von Sorge vertrieben. Persephone war erkennbar bestürzt, sie sah fast ängstlich aus.
    Hatte sie ihm deshalb nicht erzählt, dass sie mit Demeter sprechen wollte? Hatte sie Angst davor, wie ihre Mutter auf ihre Liebe reagierte? Hatte sie ihn nur schützen wollen? Sie musste doch wissen, dass er ein mächtiger Gott

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