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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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wollte es nicht, es ist einfach passiert. Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun.«
    Sein schönes junges Gesicht lief rot an, und Lina merkte, dass er eine Mauer des Stolzes um sich errichtete. Scott stand auf. Er schob das Kinn vor, doch seine Augen waren traurig.
    »Mir war nicht klar, dass es jemand anderen gibt, aber ich hätte es wissen müssen. Du bist zu umwerfend, um allein zu sein. Ich entschuldige mich dafür, dich belästigt zu haben. Auf Wiedersehen, Lina.«
    »Auf Wiedersehen, Scott«, rief sie ihm nach, als er die Bäckerei hinter sich ließ.
    Lina fühlte sich wie dreiundsiebzig und nicht wie dreiunddreißig, als sie langsam ins Geschäft zurückging.
    Anton, Dolores und so gut wie alle Gäste schauten ihr erwartungsvoll entgegen, doch als sie sahen, dass Lina alleine war, wandten sie schnell den Blick ab.
    »Ich glaube, ich mache heute früher Schluss«, sagte Lina.
    »Oh, kein Problem, Chefin.« Anton lächelte sie an und tätschelte mütterlich ihren Arm.
    »Ja, wir können auch allein zumachen«, sagte Dolores. »Du brauchst ein bisschen Freizeit. Du hast wirklich schwer gearbeitet.«
    Anton nickte. »Schlaf doch morgen früh mal aus, dann gehst du zu einer schönen Massage und lässt dir das Gesicht machen. Du weißt schon, in diesem Laden, den du vor ein paar Monaten entdeckt hast. Du hast gesagt, dort wüssten sie, dass man eine Frau wie eine Göttin behandelt.«
    »Soll ich anrufen und einen Termin für dich machen?«, fragte Dolores.
    »Nein, das geht schon«, sagte Lina und griff zu Handtasche und Jacke. »Aber du hast recht. Ich glaube, ich schlafe morgen etwas länger.« Sie wollte ihre Angestellten anlächeln, doch ihre Lippen schafften nicht viel mehr als eine Grimasse.
    »Ach, übrigens, unser Ambrosia-Frischkäse ist schon wieder so gut wie ausverkauft. Du müsstest bald neuen machen. Oder … du verrätst uns dein Geheimrezept«, sagte Dolores und sah ihre Chefin mit wackelnden Augenbrauen an.
    »Ja, wir haben ja schon versprochen, es nicht an Terroristen oder an Mars zu verkaufen, auch wenn es den grässlichen Riegeln neues Leben einhauchen würde.« Anton schüttelte sich theatralisch.
    Lina suchte ihren Humor. »Jedes Mädchen braucht ein paar Geheimnisse.« Sie zwinkerte Anton zu und warf sich die Handtasche über die Schulter. »Wir sehen uns morgen Nachmittag, dann bringe ich einen neuen Eimer Ambrosia-Frischkäse mit.« Sie versuchte, beschwingt durch die Tür zu huschen.
    Ihre Angestellten sahen ihr nach. Kaum war sie außer Sicht, versammelten sie sich hinter der Theke und steckten die Köpfe zusammen.
    »Irgendwas stimmt nicht mit ihr«, sagte Dolores.
    »Natürlich nicht, sie hat sich schließlich von dem jungen Hengst getrennt«, sagte Anton.
    »Es steckt mehr dahinter.« Dolores seufzte. »Sie hat Scott gemocht, aber ich hatte nie das Gefühl, dass er ihr mehr bedeutete. Sie wollte nur ein bisschen Spaß haben. Sich von ihm zu trennen, dürfte sie nicht so traurig machen.«
    Anton dachte darüber nach und nickte. »Du hast recht. Es ist etwas anderes. Sie ist nicht sie selbst – wieder nicht. Weißt du noch, wie seltsam sie sich im Frühling benommen hat?«
    »Natürlich weiß ich das noch, aber da hatte sie Angst, die Bäckerei zu verlieren.«
    »Tja, sie hat
Pani della Dea
gerettet, und das hat ihr gut getan. Sie hat ihr gesamtes Auftreten verändert. Sie hat sich andere Klamotten gekauft, ist am Fluss entlang geskatet. Sie hat bestimmt fünf Kilo abgenommen.«
    Dolores nickte. »Sie hat sich sogar eine neue Frisur schneiden lassen.«
    »Und sie fing an, mit jungen Männern auszugehen. Mit begehrenswerten jungen Männern«, fügte Anton hinzu.
    »Und was sagt uns das jetzt? Das ist alles nichts Neues. Was hat das damit zu tun, was jetzt mit ihr los ist?«, fragte Dolores.
    Anton zuckte mit den Schultern. »Könnte eine Art verspätete Stressreaktion sein. Oder ein dramatisches Syndrom von gespaltener Persönlichkeit, das bei ihr erst im mittleren Alter in Erscheinung tritt.«
    Dolores verdrehte die Augen. »Du darfst nicht so viele Gesundheitssendungen im Fernsehen gucken. Wie wäre es hiermit: Womöglich hat sie einfach nur zu hart gearbeitet und braucht einen Urlaub.«
    »Ach, man! Du verdirbst mir immer den dramatischen Effekt«, schmollte Anton.
    »Behalten wir sie einfach im Auge und nehmen ihr so viel Arbeit ab wie möglich. In Ordnung?«
    »Okay.«

26
    »Ja! Ja! Ja! Ich weiß – ich liebe dich auch.« Lina hatte Mühe, durch die Tür zu kommen, vorbei

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