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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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wenn sie sich in deiner Welt wohl nur sehr selten zeigen). Bevor du die Frischkäsecreme dort stehen lässt, musst du drei Runden um den Baum tanzen und dich dabei auf die süße Schönheit der Nacht konzentrieren. (Lina, es sind keine besonderen Schritte, die du dabei machen musst. Lausche einfach deiner Seele und sei fröhlich! Ich glaube, dein Körper wird dich überraschen … Mich hat er auf jeden Fall erstaunt.)
    Lina stöhnte und las die letzte Zeile erneut.
Mich hat er auf jeden Fall erstaunt.
Sie wollte nicht mal ansatzweise wissen, was Persephone damit gemeint hatte, aber die tiefen Blicke von Scott sowie der Umstand, dass er kaum die Finger von ihr lassen konnte, sprachen eine ziemlich deutliche Sprache.
    Nun, es war ja nicht so, dass sie selbst in Persephones Körper besonders keusch gewesen wäre. Aber auch darüber wollte sie lieber nicht nachdenken. Lina richtete ihre Aufmerksamkeit auf das Ende des Rezepts.
    Hol die Frischkäsecreme am nächsten Morgen ab. Für den menschlichen Verzehr musst du sie zehnfach verdünnen. (Sei vorsichtig, Lina! Ich kann mir kaum vorstellen, was mit Anton passieren würde, wenn er sie unverdünnt probiert.)
    »Kein Witz«, murmelte Lina. »Von wegen Nymphen. Wahrscheinlich würden ihm Flügel wachsen.« Sie lachte.
    Dann hielt sie inne. Persephone hatte sie gerade wieder zum Lachen gebracht. Dabei war sie nicht mal anwesend. Kein Wunder, dass alle so begeistert von ihr waren.
    »Gut, Kinder«, sagte sie zu Flecki-Floh und Edith Anne. »Ich trinke jetzt dieses letzte Glas Wein aus, dann werde ich diesen geißblattfarbenen Tontopf mit nach draußen nehmen, ihn unter einen alten Baum stellen, schnell ein bisschen herumspringen und dann flugs ins Bett gehen.« Sie bekam einen Schluckauf. Ihre Haustiere betrachteten sie mit anklagendem Blick. Sie schienen immer zu wissen, wenn Frauchen zu viel getrunken hatte.
    Lina klemmte sich den Tontopf unter den Arm und stolperte auf die Tür zu. Natürlich stand ihr Edith Anne mitten im Weg.
    »Keine Sorge, altes Mädchen! Ich gehe nirgends ohne dich hin.« Das war einer der Vorteile, seit ihr Hund wie mit einer Nabelschnur an sie gebunden zu sein schien – sie brauchte sich keine Gedanken mehr um eine Leine zu machen. »Wir sind gleich zurück. Versprochen«, sagte Lina zu Flecki-Floh, der sie mit einem zugleich verächtlichen und besorgten Blick ansah.
    Draußen war es kälter geworden, und Lina wünschte sich, ihren Mantel übergezogen zu haben, doch auch der Kaschmirrolli, den Persephone für ihre Garderobe erstanden hatte, war kuschelig warm – selbst wenn Lina fand, dass das Zartrosa eher einer Jugendlichen stand als einer Frau mittleren Alters, egal wie viele Komplimente sie bekam, wann immer sie den Pullover trug.
    Vergiss es, sagte sie sich. Sie hatte keine Kraft, um sich Gedanken über ihre Kleidung zu machen, und solange sie keine Lust hatte, auf Shoppingtour zu gehen, konnte sie nicht viel daran ändern. In den sechs Monaten hatte Persephone jedes einzelne Kleidungsstück in Linas Schrank ausgetauscht. Komplett. Von den Schuhen über Blazer bis zu einer neuen Form von sexy Seidenhöschen und dazu passenden BH s.
    »Wo hat dieses Mädchen nur die ganze Zeit dafür gefunden?«, fragte sie Edith Anne. Der Hund gab ein Schnauben von sich und hielt mühevoll mit Lina Schritt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es auch nicht. Ich finde, wir sollten sie nur noch die ›Göttin des Shoppens‹ nennen und nicht ›Göttin des Frühlings‹.«
    Sie kicherte. Ehrlich gesagt, war sie leicht angeheitert. Für das, was sie vorhatte, war das auch nötig.
    Sie folgte dem kleinen Backsteinpfad, der von ihrer Wohnung zum zentral gelegenen Hof führte, und hörte den Brunnen, bevor sie ihn sah. Vor sechs Monaten und zwei Wochen hatte er beruhigend auf sie gewirkt. Als sie sich nun dem Innenhof näherte, verkrampfte sich ihr Magen.
    Glücklicherweise war niemand zu sehen. Lina warf einen Blick auf die Uhr und drehte das Zifferblatt so, dass die Zahlen vom Licht des Vollmonds beschienen wurden. Viertel vor elf. Wie konnte es so spät geworden sein? Sich innerlich wappnend, näherte sie sich der alten Eiche – eben jener Eiche, unter der sie die wunderschöne Narzisse entdeckt hatte.
    Sie sah noch fast genauso aus wie vor sechs Monaten. Damals waren die Zweige kahl gewesen, nur kleine Knospen hatten darauf gewartet, sich zu öffnen und zu wachsen. Jetzt waren die Zweige wieder so gut wie nackt. Nur wenige Blätter in der Farbe von

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