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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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beweglicher wurde. Sie hatte ihn zu einem Gefäß getrimmt, das einer Göttin würdig war. Als Lina ins Bett schlüpfte, konnte Persephone fast spüren, wie sich die warme, weiche Katze vertraut an ihre Hüfte schmiegte.
    Das Bild im Orakel wirbelte herum und verblasste.
    »Was hast du, Tochter? Warum wirkt ihr so unglücklich, du und die Sterbliche?« Beim Klang von Demeters Stimme zuckte Persephone schuldbewusst zusammen. »Nein«, sagte die große Göttin schnell, damit ihre Tochter sich keine Entschuldigung zurechtlegte. »Ich will keine leeren Worte hören, die meine Gefühle schonen sollen. Ich will die Wahrheit.«
    Persephone sah ihrer Mutter in die Augen. Wenn Demeter die Wahrheit wollte, sollte sie sie bekommen. »Es fehlt mir, Mutter. Ich hatte es nicht beabsichtigt, aber ich habe mich in Linas Welt verliebt. Sie ist so pulsierend, so chaotisch und
lebendig
. Dort wusste niemand, dass ich eine Göttin bin. Sie wussten nicht, dass ich deine Tochter bin, dennoch nahmen sie mich freundlich auf.«
    »War es nicht eher Carolina, die sie aufnahmen?«, fragte Demeter vorsichtig.
    »Nein. Ich war zwar in ihrem Körper, aber die Seele war meine.«
    Demeter schüttelte traurig den Kopf. »Carolina hat dasselbe zu mir gesagt, nur habe ich nicht auf sie gehört. Ich glaube, das war ein Fehler.«
    »Was ist, wenn es eine Möglichkeit gäbe, deinen Fehler wiedergutzumachen?«
    »Diesmal würde ich darauf hören.«
    Persephone lächelte ihre Mutter liebevoll an. »Gut. Ich habe da nämlich eine Idee.«

27
    »Soll ich wirklich früher gehen? Es macht mir echt nichts aus, länger zu bleiben«, sagte Dolores.
    »Nein, Schätzchen.« Lina winkte ihr mit einer Leinenserviette zu. »Ich bestehe darauf. Es ist nicht viel zu tun, und wir schließen eh in einer halben Stunde. Das schaffen Anton und ich schon allein.«
    »Na, wenn du wirklich meinst …«, sagte Dolores zweifelnd.
    »Klar, geh schon! Lina und ich kommen gut zurecht. Was glaubst du, was ich bin, inkompetent?«, murrte Anton.
    »Ich habe nie behauptet, dass du inkontinent wärst – zumindest nicht in deiner Hörweite.« Dolores verfiel in prustendes Gekicher angesichts ihres Witzes.
    Anton baute sich zu seiner vollen Pracht auf. »Ich werde nie wieder nett zu dir sein!«, rief er wie Scarlett O’Hara und stieß eine Faust in die Luft.
    Lina lachte. »Ich glaube nicht, dass Scarlett solche Stiefel angezogen hätte.«
    »Hätte sie wohl, wenn sie schwul gewesen wäre«, sagte Anton selbstgefällig.
    »Okay, Leute, ich bin weg!« Dolores öffnete die Tür, zögerte und lächelte Lina noch mal an. »Es ist schön, dich wieder lachen zu hören, Chef.« Dann eilte sie hinaus in den Oklahoma-Abend.
    Verdutzt über Dolores’ Worte, starrte Lina auf die Tür.
    »Sie hat recht, weißt du«, sagte Anton und strich ihr über den Arm.
    »Danke.« Lina tätschelte seine Hand. »Es ist schön, wieder zu lachen.« Die beiden lächelten sich an. »Ich räume hier draußen auf. Könntest du vielleicht hinten den Teig fertigmachen? Er müsste jetzt so weit sein, dass er in Stücke geschnitten und in die Brotformen gelegt werden kann.«
    Anton nickte und huschte durch die Schwingtüren, die die Küche vom Café trennten. Lina nahm das Schild mit der Aufschrift PIZZA DEL GIORNO von der Wand, um die Spezialität des nächsten Tages darauf zu schreiben. In dem Moment öffnete sich klingelnd die Ladentür.
    »Ich komme sofort!«, rief sie, ohne sich umzudrehen. »Sie haben Glück; eine Pizza des Tages ist noch übrig. Sie ist wirklich lecker, mit drei Sorten Käse, Knoblauch, Basilikum und sonnengetrockneten Tomaten.«
    »Das ist eine von meinen Lieblingspizzen, aber ich habe die ganze Zeit von einer schönen Scheibe warmem Gubana geträumt, dick mit Butter bestrichen.«
    Lina erstarrte. Diese Stimme … Sie kannte die Stimme dieser Frau so gut wie ihre eigene. Lina drehte sich um und war aufs Neue ergriffen von der Schönheit der Göttin. Sie trug Jeans und einen bequemen Strickpulli, hatte ihre langen Haare zu einem dicken Pferdeschwanz nach hinten gebunden, doch ihre lässige Aufmachung konnte ihre einzigartige Anmut nicht verhehlen.
    »Hallo, Lina.«
    »Hallo, Persephone.«
    Die Göttin lächelte. »Darauf können wir uns immer verlassen – wir würden uns auch mitten in einer Menschenmenge wiederfinden.«
    »Ich …« Lina fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wollte sie ihre Verwirrung fortwischen. »Ich habe nicht damit gerechnet, dich zu sehen. Das ist eine

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