Göttin des Frühlings
Überraschung.«
Ehe Persephone etwas erwidern konnte, klingelte die Tür erneut. Eine große, gutaussehende Frau betrat majestätisch die Bäckerei.
Seufzend sah sich Persephone über die Schulter um.
Die Frau wählte einen Tisch in der Nähe des Ladenfensters. Sie nahm Platz, als machte sie sich bereit, Hof zu halten.
»Ich hatte so ein Gefühl, dass Mutter mir folgen würde«, sagte Persephone.
Anton kam aus der Küche geflitzt.
»Ach, Gottchen, wer hätte gedacht, dass wir kurz vor Schluss noch mal so zu tun bekommen?« Wie eine Feder wehte er zu Demeter hinüber. »Darf ich Ihnen etwas bringen?«
Die Göttin sah ihn mit einer erhobenen Augenbraue an. »Wein. Roten.«
Anton legte nachdenklich den Kopf schräg. »Wäre der Chianti des Hauses in Ordnung?«
»Wenn Carolina ihn ausgewählt hat, werde ich mich ihrer Empfehlung anschließen.«
»Ah, Schätzchen, da haben Sie recht. Unsere Lina kennt sich aus mit Wein«, flötete er. »Sonst noch etwas?«
»Anton!« Lina hatte ihre Stimme wiedergefunden. »Du kannst zurück an den Teig gehen. Ich kümmere mich um diese beiden Damen.«
Demeter hob die Hand, um Lina zum Schweigen zu bringen. »Nein. Mir gefällt dieser …« – sie erwiderte Antons abschätzenden Blick – »dieser junge Mann. Ihr beiden müsst euch unterhalten. Er soll mich bedienen.«
Anton warf Lina einen triumphierenden Blick zu.
»Darf ich Ihnen noch etwas anderes bringen außer Wein? Wir haben heute eine absolut köstliche Pizza. Ich verspreche auch, sie eigens für Sie mit meinen lilienweißen Händen in den Backofen zu schieben.«
»Pizza?« Die Göttin sprach das Wort aus, als kenne sie es nicht.
»Käse, Tomaten, Knoblauch, Basilikum – zum Umfallen lecker.«
»Erschaffe sie für mich«, sagte Demeter mit einer herrischen Handbewegung.
Anton lächelte zufrieden. Bevor er sich zum Gehen wandte, sagte er: »Schätzchen, wie heißen Sie? Ich glaube, ich habe Sie noch nie hier bei uns gesehen.«
Lina wollte etwas sagen, doch Persephone schüttelte den Kopf, damit sie schwieg.
»Sie dürfen mich Robin Grünbaum nennen.«
»Gut, Ms Grünbaum, darf ich nur sagen, dass Ihr Outfit an jeder anderen wie ein unförmiger Sack aussehen würde, aber an Ihnen sieht es aus wie das Kleid einer Göttin. Sie sind wirklich majestätisch.«
»Natürlich bin ich das«, sagte Demeter.
»Ihr Wein kommt sofort.« Anton huschte in die Küche. Als er an Lina und Persephone vorbeiging, flüsterte er ihnen zu: »Bei so einer Queen Mum bin ich hin und weg.«
Persephone tarnte ihr Lachen mit einem höflichen Husten. Lina sah ihren Angestellten warnend an.
»Robin Grünbaum?«, fragte sie, als Anton in der Küche verschwunden war.
»Mutter hat einen ziemlich ausgefallenen Humor, besonders was Namen betrifft.«
»Ich sitze zwar in einer anderen Ecke, aber ich bin nicht taub!«
»Natürlich, Mutter«, sagte Persephone.
»’tschuldigung, Demeter«, rief Lina.
Die beiden jungen Frauen tauschten einen wissenden Blick aus, der zu einem Lächeln wurde.
Persephone musterte die Bäckerei mit neugierigem Blick. »Ist Dolores nicht da?«
»Ich habe sie früher nach Hause geschickt.
Persephone nickte. »Sie arbeitet hart. Sie hat ein wenig Freizeit verdient.«
»Es ist schwer, sie zu überreden, mal ein bisschen frei zu nehmen.« Der Satz kam Lina und Persephone gleichzeitig über die Lippen.
Sie starrten sich an.
»Tja …«, machte die junge Göttin.
»Ja«, sagte Lina.
»Hier kommt Ihr Chianti und ein bisschen Brot mit Olivenöl.« Anton stellte das Glas mit rotem Wein und einen Brotkorb vor Demeter. »Ihre Pizza ist auch jeden Moment so weit.« Er tänzelte an Lina vorbei und summte dabei »Shall We Dance« aus
Der König und ich
. Persephone winkte er liebenswürdig zu.
Sie lachte. »Anton hat mir gefehlt.«
»Tja, der wächst einem schnell ans Herz.«
»Kommt zur Sache!«, mahnte Demeter.
»Mutter, bitte! Trink deinen Wein. Deine Pizza muss backen. Hab mal ein bisschen Geduld.« Persephone seufzte und wandte sich wieder an Lina. »Es ist nicht leicht, die Tochter einer Göttin zu sein.«
»Ich weiß«, erwiderte Lina.
»Ja, das stimmt.« Persephone senkte den Blick auf die Theke und atmete tief durch. »Ich musste zurückkommen.«
Linas Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Warum?«
Die Göttin sah ihr in die Augen. »Ich bin nicht glücklich. Mir fehlt meine Bäckerei – unsere Bäckerei, deine Welt«, stammelte sie.
Lina warf Demeter einen flüchtigen Blick zu und
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