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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Recyclingpapier klammerten sich noch an die Äste. Lina senkte den Blick. Dicke, knorrige Wurzeln durchzogen den Boden am Fuße des Stammes. Langsam ging sie um den Baum herum und spähte in die Dunkelheit.
    Abgesehen von Erde und Wurzeln war der Bereich um den Stamm herum leer. Es gab keine verborgene Blume, die nach einem ersten Kuss, nach Mondlicht und Frühling duftete. Was hatte sie denn erwartet? Lina runzelte die Stirn und schob den Tontopf mit der Frischkäsecreme in eine flache Nische zwischen zwei Wurzeln nahe dem Stamm. Dann trat sie zurück.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie Persephones Anweisungen.
Bevor du die Frischkäsecreme dort stehenlässt, musst du drei Runden um den Baum tanzen und dich dabei auf die süße Schönheit der Nacht konzentrieren.
Gut. Sie rieb sich die Hände. Ich werde daran denken, wie schön die Nacht ist, dann tanze ich um den Baum herum und bin fertig.
    Sie schaute sich um. Abgesehen von Edith Anne, die ein paar Meter entfernt hockte und aufmerksam zusah, war der Hof immer noch verlassen.
    »Gut so«, murmelte Lina. »Die würden mich für verrückt halten.«
    Edith schnaubte.
    »Keine Sorge, es dauert nicht lange.«
    Denke an die Schönheit der Nacht, mahnte sich Lina. Sie blickte nach oben. Der Mond sah wirklich schön aus, so wie er gleich einer von innen beleuchteten silbernen Scheibe herabschien.
    Lina machte einen zögernden Schritt, hob die Arme über den Kopf und vollführte eine halbe Drehung. Mondlicht fiel durch die Zweige der Eiche und liebkoste das Kaschmir auf ihren Armen, so dass die Wolle silbrig-rosa glänzte. Sie hüpfte über eine Wurzel und wunderte sich, wie anmutig sich ihr Körper bewegte.
    Einmal hatte sie den Baum umrundet.
    Ein laues Lüftchen wehte durch die Zweige der alten Eiche, und das trockene Laub säuselte eine Herbstmelodie. Lina reckte die Arme und drehte sich. Sie hielt das Gesicht gen Himmel, ließ ihre Haut vom Mond streicheln. Die Nacht fühlte sich reich und voller Zauber an.
    Ein zweites Mal umrundete sie den Baum.
    Lina streckte das Bein durch und schwang es nach vorn. Sie hatte das Gefühl, summende Frauenstimmen in Harmonie mit dem Klang der Blätter zu hören. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass sich vertraute Gestalten zu ihrem Tanz gesellten. Sie glitzerten und glühten, und ihre Flügel gaben ein melodisches Summen von sich. Mit ausgestreckten Armen hüpfte Lina umher, drehte sich und genoss die Schönheit der Nacht.
    Ein drittes Mal war sie um den Baum herumgetanzt.
    Sie hielt inne. Ihr Atem ging schwer und war in der kühlen Luft zu sehen wie eine Wolke magischen Rauchs. Sie schaute sich um, doch die Nymphen, die mit ihr getanzt hatten, waren verschwunden. Edith Anne watschelte an ihr vorbei und schnüffelte neugierig am Baumstamm. Mit gespitzten Ohren spähte sie nach oben in die Zweige.
    »Sie sind fort«, erklärte Lina ihr. »Komm, altes Mädchen. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Durch den Tanz fühlte sich ihr Körper lebendiger an als in den letzten zwei Wochen. Vielleicht sollte sie sich mehr bewegen. Anton und Dolores hatten sich des Öfteren bei ihr erkundigt, warum sie plötzlich mit dem Inlinern am Fluss aufgehört hätte. Lina dachte darüber nach.
Sie
war niemals Inliner gefahren – noch nie. Aber Persephone offenbar ziemlich häufig. Und das hatten ihr Dolores und Anton gar nicht erzählen müssen. Lina trug eine ganze Kleidergröße kleiner. Ihre Beine waren schlank und ihr Po fester, als er mit zwanzig gewesen war.
    Lina schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, ging sie direkt ins Badezimmer, streifte die Schuhe ab und zog sämtliche Kleidung aus, bis sie splitternackt vor ihrem langen Spiegel stand.
    Sie sah gut aus, und zwar nicht nur für eine Frau von Mitte dreißig. Abgesehen von den dunklen Rändern unter den Augen wirkte ihre Haut fest und gesund. Lina trug das Haar immer noch so wie Persephone – schulterlang in wilden Locken. Ihre Brüste waren nicht mehr perfekt rund, aber sie waren voll und weiblich. Sie hatte eine schöne Taille und nicht zu breite Hüften, außerdem straffe Oberschenkel und sehnige Waden.
    Lina lächelte ihr Spiegelbild an. Sie war hübsch und klug, sexy und erfolgreich – was konnte sich ein Mann mehr wünschen?
    »Es ist höchste Zeit, dass du über ihn hinwegkommst, Lina«, sagte sie sich.
    Mit einem Gefühl der Endgültigkeit knipste sie das Licht im Badezimmer aus und kuschelte sich ins Bett. Als Flecki-Floh sich an ihrer Hüfte

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