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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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gehabt hätte, hätte sie jede Minute drauf geschaut. »Ich hätte gerne noch etwas Wein, bitte.«
    Eirene schnaubte verächtlich, aber schenkte ihr nach.
    Lina nahm einen großen Schluck.
    »Du verstehst mich immer noch nicht«, sagte Demeter geduldig. »In der Unterwelt gibt es keine Hölle. Es gibt nur verschiedene Ebenen von Belohnung und Bestrafung.«
    »In denen es nur tote Menschen gibt«, stieß Lina hervor.
    Traurig schüttelte Demeter den Kopf.
    »Also gut, keine toten Menschen, sondern die Geister toter Menschen.«
    »Die Seelen, Lina. Der Hades ist voller Seelen.«
    »Was genau ist denn der Unterschied?«
    »Gerade du von allen Sterblichen solltest den Unterschied kennen. Ist deine Seele nicht im Körper meiner Tochter lebendig? Gehörst du dadurch zur Schar der ungezählten Toten? Oder, wie du sagen würdest, zu den Geistern? Nein, dein Körper ist nur an einem anderen Ort. Mehr ist auch nicht mit denen geschehen, die in der Unterwelt verweilen. Auch sie sind an einen anderen Ort gekommen. Manche von ihnen verbringen die Ewigkeit inmitten der Wunder der elysischen Gefilde, andere büßen im Tartarus für ihre Sünden. Wieder andere trinken von Lethe, dem Fluss des Vergessens, und dürfen in einem neuen sterblichen Körper wiedergeboren werden. Manche schmachten am Ufer des Kokytos, dem Fluss der Klagen, und werden niemals aufhören, ihre verlorene Sterblichkeit zu beweinen. Es gibt auch welche …«
    »Moment!«, unterbrach Lina die Göttin. »Ich komme nicht mehr mit. Ich weiß überhaupt nichts über diese Flüsse und die verschiedenen Bereiche der Hölle … ähm … ich meine, der Unterwelt. Wie soll ich mit diesen, diesen … toten, vertriebenen Seelen zurechtkommen, wenn ich nicht einmal weiß, wo sie sein müssten oder was sie tun sollten? Ich habe das Gefühl, du hast die falsche Frau für diese Aufgabe ausgesucht.«
    Demeter winkte ihre Zweifel beiseite. »Das ist alles leicht zu verstehen. Hör einfach auf die Stimme in deinem Körper. Es ist noch genug von Persephones Wesen in dir, um dich durch jede Schwierigkeit zu führen, vor der du vielleicht stehen wirst.«
    Lina wirkte unsicher.
    Demeters Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. »Versuch es, Menschenkind, lausch in dich hinein!«
    Lina verengte die Augen zu Schlitzen und konzentrierte sich. Demeter hatte gesagt, da unten gebe es Flüsse. Sie konnte sich nur erinnern, von einem gehört zu haben, dem Styx. Kaum hatte sie an das Wort gedacht, kam ihr eine geflüsterte Antwort in den Sinn wie eine halb vergessene Erinnerung.
    Der Styx ist der Fluss des Hasses. Trinke nicht davon, es führt zu keinem guten Ende.
    Lina stieß einen überraschten Schrei aus. Es war nicht so, als sei ein anderer Mensch in ihrem Kopf, es war eher so, als könnte sie eine Wissensquelle anzapfen, ein Regal voll alter Enzyklopädien irgendwo in ihrem Hirnstamm. Lina freute sich an der Ironie ihres Vergleichs und lächelte die Göttin schief an, die verständnisvoll nickte.
    »Und hat Persephone auch diese Fähigkeit, solange sie in meinem Körper ist? Kann sie Informationen von – ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll – von meinem Echo erhalten?«
    »Von deinem Echo. Das ist eine hervorragende Umschreibung. Ja, sie hat dieselbe Fähigkeit. Obwohl sie sterblich ist, wird sie nicht in deiner Welt verloren sein.«
    »Und sie ist wirklich sterblich, solange sie in meinem Körper ist?«, fragte Lina.
    »Natürlich. So wie du zu einer Göttin wirst, solange deine Seele die körperliche Hülle meiner Tochter bewohnt.«
    Demeters Worte trafen Lina, als sie gerade einen Schluck Wein trinken wollte. Sie verschluckte sich, und fast wäre ihr der Ambrosia aus der Nase geschossen.
    »Ich … ich bin eine Göttin?«, stotterte sie.
    »Ja«, sagte Demeter. »Solange du Persephones Körper bewohnst, bist du mit ihrer Macht ausgestattet.«
    »Macht?«, wiederholte Lina irritiert.
    »Selbst in eurer dummen Welt der Sterblichen müsst ihr doch wissen, dass Göttinnen über sehr viel Macht verfügen«, fuhr Eirene sie an.
    »Merda!«,
fluchte Lina verärgert. Warum war Eirene ihr gegenüber so feindselig? »Könntest du vielleicht mal etwas Nachsicht walten lassen? Wie würde es dir gefallen, wenn du einfach aus deiner Welt gepflückt und mitten in Tulsa, Oklahoma, wieder abgesetzt würdest, ungefähr im Jahr zweitausendirgendwas« – mit einem Blick auf Demeter fügte sie hinzu – »nach Christus, und dir sagt ein Fremder, dass du sechs Monate lang eine Aufgabe

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