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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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so läuft es ab«, beharrte Lina stur.
    »Die Geschichten, die du über dieses Reich kennst, sind nur die Schatten der Wahrheit. Stell sie dir als Geschichten vor, die zu oft von zu vielen Klatschweibern erzählt wurden. Die Wahrheit wurde verdreht, verändert und benutzt, um Geheimnisse zu erklären. Denke logisch, Tochter der Sterblichen! Glaubst du ernsthaft, dass ich irgendjemandem erlauben würde, meine Tochter zu rauben?«
    Lina sah in Demeters Augen. Die Göttin bannte ihren Blick. Ihre Macht war greifbar. Lina musste an ihre Mutter und ihre Großmutter denken. Sie erkannte in Demeter die beschützende, ehrliche Stimme einer Mutter, die alles dafür tun würde, damit ihrer Tochter nichts geschah. Und Demeter hatte die Kraft einer Unsterblichen, mit der sie ihre mütterlichen Instinkte durchsetzte.
    »Wenn du es so darstellst, erscheint es nicht sehr logisch, dass eine Göttin ihre eigene Tochter missbrauchen lassen würde«, sagte Lina langsam. »Andererseits bin ich nicht wirklich deine Tochter.«
    Ein aufrichtiges Lächeln milderte den Gesichtsausdruck Demeters, so dass Lina deutlich ihre Liebe zu Persephone erkennen konnte. »Du stehst an Stelle meiner Tochter. Du sprichst durch ihre Lippen, du wohnst in ihrer Gestalt. Ich würde nicht zulassen, dass dir Schaden geschieht, Kind.«
    »Und der König der Hölle will mich nicht rauben – beziehungsweise Persephone?«
    »Nein, Lina. Hades ist ein zurückgezogener, düsterer Gott. Er tollt nicht mit Nymphen umher; er hat keine Partnerin, noch hat er irgendein Interesse an einer Göttin gezeigt, seit …« – Demeter schnaubte verächtlich, ihr schönes Gesicht verzog sich vor Verachtung – »… jedenfalls länger, als ich mich erinnern kann. Seine trübe Existenz wird von den Aufgaben der Unterwelt in Anspruch genommen. Für Liebe oder Leben hat er nichts übrig. Und vergiss nie, dass du unter meinem Schutz stehst. Das wissen alle Götter und Göttinnen. Niemand, kein Sterblicher und kein Unsterblicher, würde es wagen, meine Tochter zu missbrauchen.«
    Demeters Worte klangen einleuchtend. Die Göttin, die vor Lina stand, strahlte Stärke und Autorität aus. Ganz bestimmt würde sie nicht zulassen, dass ihrer geliebten Tochter ein Leid geschah. Lina schaute tief in die klaren, unschuldsvollen Augen von Demeter und stellte überrascht fest, dass sie der Göttin vertraute.
    »Woher soll er wissen, dass du Persephone hinunterschickst?«
    »Hades wird erfreut sein, von dir unterstützt zu werden. Mach dir nicht so große Sorgen, alles wird gut.« Demeter drückte ihr aufmunternd die Schultern, dann begab sie sich wieder auf den Weg zwischen den Bäumen hindurch. Ungeduldig machte sie Lina Zeichen, sich zu beeilen. »Es ist Zeit, dass du deine Begleitung kennenlernst, den kleinen Geist.«
    Als Lina sich immer noch nicht rührte, drehte sich Demeter zu ihr um und hob fragend ihre Augenbrauen.
    »Wenn du sagst, dass Hades über meine Unterstützung erfreut sein wird, heißt das noch lange nicht, dass du ihm gesagt hast, dass ich komme.« Lina erkannte ein Verkaufsgespräch, wenn ihr etwas angedreht werden sollte. Gerade hatte sie einen Buchhalter rausgeworfen, der sich darauf spezialisiert hatte. »Anders ausgedrückt: Er hat keine Ahnung, dass ich komme, und keinen blassen Schimmer, dass ich da bin, um mich in das Management seines Reichs einzumischen. Richtig?«
    Demeter verzog das Gesicht. »Du bist erfahren genug zu verstehen, dass nicht alles laut ausgesprochen werden kann. Besonders nicht, wenn man mit Männern zu tun hat.«
    »Du hast recht. Ich verstehe schon, was du meinst. Deshalb habe ich eine Bitte. Ich möchte gerne, dass du deine Tochter bei ihm anmeldest, um …« – Lina machte eine vage Geste – »… um bei ihm Urlaub zu machen. Vom geschäftlichen Standpunkt aus ist es immer gut, die Kommunikation im Management so offen wie möglich zu gestalten.«
    Demeter erwog die Bitte. Vielleicht hatte die Sterbliche recht. Hades sollte von Persephones Kommen unterrichtet werden; selbst wenn der düstere Gott sich nicht dazu herablassen würde, sie zu begrüßen. Dennoch war es nur höflich, wenn ein Gott dem anderen Bescheid gab, bevor er sein Reich betrat.
    Demeter hob die Hand, spitzte die Lippen und gab ein melodisches Vogelgezwitscher von sich. Noch bevor der Klang im Wind verweht war, flatterten Flügel über ihnen und ein gewaltiger Rabe umkreiste Demeter, glitt herunter und setzte sich auf ihren ausgestreckten Arm.
    »Bring die Nachricht

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