Göttin des Lichts
inne und zog eine Augenbraue hoch. »Es sei denn, Sie hätten Pygmalion angeheuert. Soweit ich weiß, hat er nach dem Bild der Frau gearbeitet, die er nur in seinem Herzen gesehen hat.« Abrupt schweifte sein Blick zu Pamela. »Aber nur wenige von uns haben das Glück, ihren Herzenswunsch erfüllt zu bekommen.«
Pamela musste sich zusammenreißen, um nicht zusammenzuzucken. Zwar behauptete Apollo, seine göttlichen Kräfte nicht anwenden zu können, aber wenn er sie so anschaute, wurde ihr heiß und kalt, und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln.
Doch Faust schien nichts von dem Austausch zwischen seiner Designerin und ihrem Assistenten zu bemerken, denn seine Aufmerksamkeit war ganz von seiner eigenen Gottheit gefesselt. »Ah, aber wir haben Diana bei uns, nicht Galatea, also soll eine Skizze des Modells angefertigt werden.«
»Galatea war keine Göttin. Sie war nur Stein, dem von einer Göttin Leben eingehaucht wurde«, entgegnete Artemis fast ärgerlich.
»Wie wahr, wie wahr!«, rief Eddie. »Pygmalion hatte nicht so viel Glück wie ich.«
»Ich kann Ihre Göttin zeichnen, Sir«, rief ein junger Mann und löste sich aus der Menge.
»Wundervoll«, jubelte Eddie. »Wir haben den Maler, wir haben das Modell. Ich glaube, ich habe ein paar Fotos des Originalbrunnens im Forum, bestimmt können die Handwerker nach denen arbeiten, während unsere Göttin sich malen lässt.«
»Eigentlich habe ich gedacht, Sie hätten vielleicht gern etwas ganz Einmaliges«, sagte Pamela, öffnete ihre Mappe und zog ihr Skizzenbuch hervor. »Deshalb habe ich ein paar Probeskizzen eines neuen Brunnens erarbeitet – natürlich auf Grundlage des Brunnens, den Sie so lieben. Die zentrale Statue wollte ich ohne Ihre Zustimmung nicht verändern, aber ich denke, die Entwürfe werden Ihnen gefallen.«
»Pamela hat die Skizzen mit mir durchgesprochen«, schaltete Apollo sich ein, »und ich kann Ihnen versichern, dass der Brunnen, den sie entworfen hat, selbst bei den Göttern auf dem Olymp Zustimmung finden würde.«
»Gute Arbeit, Pamela!« Eddie nahm das Skizzenbuch entgegen und nickte anerkennend. Dann lachte er leise und wiederholte: »Die Zustimmung der Götter auf dem Olymp – von einem Brunnen, den die Statue unserer Diana schmückt, hätte ich auch nichts Geringeres erwartet. Bitte besprechen Sie Ihre Zeichnungen mit unserem jungen Künstler hier.« Erwartungsvoll sah er zu dem Maler hinüber.
»Matthew«, stellte dieser sich vor. »Mein Name ist Matthew Land.«
»Dann kommen Sie mit – Matthew, Pamela, Phoebus und meine schöne Diana. Setzen wir uns, und besprechen wir die Details meiner Villa.« Eddie bot Artemis seinen Arm an, und sie legte lächelnd die Fingerspitzen auf den Ärmel seines Seidenhemds. »Haben Sie irgendeinen Wunsch, Diana?«, fragte er, während er sie zu der Marmorbank führte.
»Ja, ich habe vor kurzem eine Vorliebe für ein Getränk namens Mimosa entdeckt.«
Pamela unterdrückte ein Stöhnen, als Eddie James herbeirief, um den Küchenchef zu beauftragen, Mimosas für alle bereitzustellen.
Pamela warf einen Blick auf ihre Uhr. Kaum zu glauben, dass es schon nach vier war. Wie in einem geschäftigen Nebel war der Tag verstrichen, und es hatte sich alles wesentlich besser entwickelt, als sie erwartet hatte. Ironischerweise hatte sie das vor allem Artemis zu verdanken, das musste sie zugeben, obwohl es sie ein bisschen ärgerte. Pamela blickte von den Hochglanzseiten ihres Katalogs für antike Deckenleuchten empor, den der Vertreter der Firma Shonbeck ihr gerade zeigte. Eddie tat so, als hörte er aufmerksam zu, während Apollo und der Architekt die letzte Version der Badehaus-Skizzen durchgingen, an denen sie den größten Teil des Tages gearbeitet hatten. In Wirklichkeit war er aber mit dem beschäftigt, was er die ganzen letzten Stunden gemacht hatte – nämlich, Artemis hingerissen und fast anbetend anzustarren.
Die Göttin war wirklich unbeschreiblich schön. Selbst diejenigen unter den anwesenden Männern, die schwul waren, hatten beim Anblick ihrer wundervollen Haare, Brüste und Beine wehmütig geseufzt. Jetzt stand sie auf einer kleinen Plattform, die Eddie für sie hatte errichten lassen, und hielt sich eine große Vase an die Hüfte. Aus dem Gefäß sollte dann später, wenn aus der Skizze erst eine Statue und dann ein Brunnen geworden war, das Wasser sprudeln. Schon beim Gedanken daran wurde Pamela schwindlig – was Eddie für dieses Originalkunstwerk würde bezahlen müssen,
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