Göttin des Lichts
Handrücken. Es war nur ein kurzes Aufeinandertreffen ihrer Haut, aber diese kleine, intime Geste schien alles zu verändern. Die Welt um sie herum verschwand, und Pamela tauchte tief in seine Augen ein. Er war einfach so verdammt schön, und sie wurde von einem Gefühl überflutet, das sie erst mehrere Herzschläge später identifizieren konnte. Verlangen. Wie lange war es her, seit sie einen Mann begehrt hatte? Jahre – ja, so etwas hatte sie seit Jahren nicht mehr empfunden. Dabei war sie doch gerade erst dreißig. Es kam ihr vor, als hätte sie zugelassen, dass sie alt und leidenschaftslos geworden war. Nun, damit war jetzt Schluss. Sie atmete heftig aus.
»Okay, ich gehe mit Ihnen spazieren«, verkündete sie. »Wohnen Sie in Caesars Palace? Ich kann hier warten, wenn Sie sich umziehen möchten.«
»Nein, i-ich bin …«, stotterte er. Aber den neun Titanen sei Dank fand er eine glaubwürdige Ausrede. »Ich wohne bei meiner Schwester.«
»Oh.« Stirnrunzelnd betrachtete Pamela sein Kostüm. »Na ja, eigentlich müssen Sie sich auch nicht unbedingt umziehen.«
Er verstand genau – mit ihren Worten sagte sie das eine, aber mit der Körpersprache etwas völlig anderes. Diese Kommunikationsform hatten sterbliche Frauen und Göttinnen gemeinsam.
Er schaute sich im Forum um. Moderne Sterbliche kleideten sich wirklich seltsam. Warum war es ihm nicht schon früher aufgefallen, wie deplatziert er wirkte? In dieser Welt waren nur schlecht modellierte Statuen so angezogen wie er. Auf einmal wurde ihm voller Schrecken klar, dass er in Pamelas Augen wie ein Clown aussehen musste. Wie sollte er ihr so ernsthaft und romantisch den Hof machen? Und das musste er ja, um ihren Wunsch zu erfüllen und das Band zu lösen, das durch die Beschwörung geschmiedet worden war. Irgendwo tief in seinem Innern flüsterte ihm eine Stimme zu, dass es ihm sogar um wesentlich mehr ging als um die Erfüllung der Beschwörung – dass er aus einem ganz anderen Grund von ihr ernst genommen werden wollte. Der Gedanke war seltsam faszinierend.
Doch was sollte er tun?
Plötzlich hatte er einen Geistesblitz – die Antwort auf sein Dilemma lag direkt vor seiner Nase!
»Ich werde mir angemessene Kleidung kaufen«, sagte er.
Pamelas Mund verzog sich zu einem überraschten Lächeln. »Einfach so?«
»Selbstverständlich! Sind wir nicht von Geschäften umgeben?«
Sie zog die Augenbrauen hoch und nickte. »Das kann man wohl sagen.«
Im Aufstehen wurde ihm klar, dass er schon wieder etwas tun musste, was er nie zuvor getan hatte. Bis zu diesem Moment hatte der Gott des Lichts nie eine Frau – weder sterblich noch unsterblich – bitten müssen, auf ihn zu warten. Sanft berührte er noch einmal Pamelas Hand. »Es dauert nicht lange. Werden Sie auf mich warten?«
Pamela ließ sich Zeit mit ihrer Antwort, und ein freches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Während sie zu ihm emporblickte, fuhr sie mit einem Finger auf dem Rand ihres Kristallglases entlang.
»Ja, ich denke schon, dass ich warten könnte. Jedenfalls ein Weilchen.«
Er lächelte, machte ein paar Schritte, blieb stehen, runzelte die Stirn und kam zum Tisch zurück.
»Welches Geschäft würden Sie vorschlagen?«, fragte er mit leiser Stimme.
»Na ja«, antwortete sie ebenso leise. »Sie haben Glück, dass ich Einkaufsprofi bin. Wenn es um Kleidung geht, habe ich sofort alles abrufbereit im Gedächtnis.« Sie kniff die Augen zusammen und überlegte kurz. »Ich erinnere mich, dass gleich um die Ecke eine Armani-Boutique ist.« Sie deutete nach rechts.
»Dann gehe ich zu Armani.« Er nahm ihre Hand und hob sie erneut an die Lippen. »Άντίο, γλυκιά Pamela«, sagte er auf Altgriechisch dicht an ihrer Haut. Dann wandte er sich ab, ging um die Ecke und verschwand.
Kaum war er weg, rannte Pamela zur Damentoilette und rief V an.
»Bitte sag mir, dass du anrufst, weil du gerade den Jackpot mit einer Million Dollar gewonnen hast«, meldete sich V, ohne Hallo zu sagen.
»O mein Gott, ich glaube, das hab ich, aber ich meine nicht das Geld.«
»Das gibt’s ja nicht! Du klingst ja, als wärst du echt von den Socken. Warte, ich will mich setzen. Wenn du nämlich meinst, du hast mit einem Mann geredet, dann könnte es sein, dass ich in Ohnmacht falle.«
»Ich hab nicht mit einem geredet, ich hab mit einem
geflirtet
…« Pamela hauchte das Wort wie ein Gebet, dann fing sie an zu kichern, bis sie husten musste.
»Du bist betrunken«, stellte V trocken fest.
»Nein,
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