Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
erwäge es, ja. Ich wollte, dass du‘s dir zuerst ansiehst.« Er deutet mit einer ausholenden Armbewegung auf das Grundstück. »Ist gutes Land. Man muss ein bisschen was tun, aber das Land ist gut. Wir könnten ein paar Folienhäuser anlegen, das Geschäft erweitern ...«
    Ich bin ganz verdattert. Seit wann ist Nathaniel so unternehmerisch geworden?
    »Aber was ist mit den Pubs? Wie kommt es, dass du so plötzlich -«
    »Du warst das. Was du neulich im Garten gesagt hast.« Er hält inne, der Wind streicht durch seine Haare. »Du hast Recht, Samantha. Ich bin kein Wirt, ich bin Gärtner. Ich wäre glücklicher, wenn ich das täte, was ich wirklich tun will. Also ... Mum und ich hatten ein langes Gespräch und sie versteht mich. Wir gehen beide davon aus, dass Eamonn die Pubs führen könnte. Nicht, dass er schon was von seinem Glück wüsste.«
    »Wow.« Ich schaue mich um. Mein Blick gleitet über einen Stapel Lattenkisten, Aussaatpaletten, ein schäbiges Plakat, auf dem der Verkauf von Christbäumen angekündigt wird. »Dann willst du‘s also wirklich wagen?«
    Nathaniel zuckt die Achseln, aber ich sehe das erregte Leuchten in seinen Augen. »Man kriegt nur einmal im Leben eine Chance.«
    »Tja, also, ich finde es fantastisch.« Ich strahle ihn mit aufrichtiger Begeisterung an.
    »Und ein Haus wäre auch schon da.« Er nickt in Richtung des verfallenen Farmhauses. »Oder wird zumindest da sein. Ist ein bisschen runtergekommen.«
    »Das sehe ich.« Grinsend schaue ich das Haus an. »Sieht tatsächlich ein bisschen gruselig aus.«
    »Ich wollte, dass du‘s zuerst siehst«, sagt Nathaniel. »Hören, was du dazu sagst, ob du einverstanden bist. Ich meine, eines Tages wirst du vielleicht hier ...« Er unterbricht sich.
    Stille breitet sich auf dem Hof aus. Meine Beziehungssensoren beginnen auf einmal wie verrückt zu kreiseln, wie das Hubbleteleskop, wenn es Signale von Außerirdischen aufgefangen hat. Was sollte das gerade heißen? Was wollte er sagen?
    »Übernachten?«, ergänze ich vorsichtig.
    »Genau.« Nathaniel kratzt sich die Nase. »Wollen wir mal reinsehen?«
    Das Haus ist größer, als es von außen aussieht, nackte Dielenbretter, ein paar große alte Kamine, eine wackelige Holztreppe. In einem Zimmer ist praktisch der ganze Putz abgefallen, und die Küche ist, wie es aussieht, noch aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts.
    »Tolle Küche«, sage ich ironisch.
    »Ließe sich sicher deinen Cordon-Bleu-Ansprüchen gemäß aufmotzen«, entgegnet er.
    Wir gehen nach oben und betreten ein riesiges, nach hinten gelegenes Schlafzimmer, von dem aus sich der große Garten wie eine Flickendecke unter einem erstreckt: ordentliche Reihen von Gemüsebeeten so weit das Auge reicht. Ich kann unter uns eine kleine Terrasse sehen, dazu einen kleinen Hausgarten, in dem verwilderte Clematis und Rosen wuchern.
    »Wunderschön«, sage ich und lehne mich ans Fensterbrett. »Gefällt mir wirklich.«
    Jetzt, wo ich hier stehe und auf die liebliche Landschaft hinausblicke, kommt mir London wie ein anderer Planet vor. Carter Spink und Arnold scheinen zu einem ganz anderen Leben zu gehören. Ich habe nicht mehr nur vorübergehend den Kontakt verloren, ich habe die Fäden vollkommen durchgeschnitten.
    Doch noch während ich nach draußen schaue, merke ich, wie ich wieder nach den losen Fäden greife. Ich kann einfach nicht loslassen, kann es nicht gut sein lassen. Alles, was nötig wäre, ist ein einziger Anruf bei der richtigen Person ...
    Wenn ich nur einen Beweis hätte ...
    Irgendwas...
    Wieder gehe ich die Fakten durch, drehe und wende sie hin und her. Ich mache mich noch ganz verrückt.
    »Was ich mich frage, ist ...«
    Plötzlich wird mir bewusst, dass Nathaniel redet. Und nicht nur das, ich habe den Verdacht, dass er schon seit einer ganzen Weile redet - und ich habe kein einziges Wort davon mitbekommen. Hastig drehe ich mich zu ihm um und sehe, dass er mich anschaut. Seine Wangen sind gerötet, und er wirkt irgendwie verunsichert. Es scheint, dass das, was immer er auch gesagt hat, ihm nicht leicht gefallen ist.
    »... geht es dir ebenso, Samantha?«
    Er hustet verlegen und verfällt dann in erwartungsvolles Schweigen.
    Ich starre ihn wie belämmert an. Wie? Was meint er?
    Mist. Verdammter Mist. Hat er vielleicht gerade was wirklich Wundervolles, Sensibles, zu Herzen Gehendes gesagt? Eine Art Liebeserklärung? Und ich hab‘s verpasst!
    Na, das soll mir eine Lehre sein. Das kommt dabei raus, wenn man von

Weitere Kostenlose Bücher