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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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irgendwas wie besessen ist. Der Mann, in den ich mich insgeheim mehr und mehr verliebe, hat mir gerade eine Liebeserklärung gemacht - wahrscheinlich die einzige, die ich je im Leben kriegen werde —, und ich hab nicht zugehört!
    Ich könnte mich auf der Stelle erschießen.
    Und jetzt wartet er auf meine Antwort. Was soll ich tun? Er hat mir gerade sein Herz ausgeschüttet. Ich kann doch nicht sagen: Sorry - das habe ich jetzt nicht ganz mitgekriegt.
    »Ah ...« Ich streiche meine Haare zurück, um Zeit zu gewinnen. »Tja ... da muss ich erst mal in Ruhe drüber nachdenken.«
    »Aber stimmst du mir zu?«
    In Bezug auf was? Die Todesstrafe? Dreierbeziehungen?
    Okay, das ist Nathaniel. Sicher stimme ich ihm zu, egal worum es sich handelt.
    »Ja.« Ich blicke ihm fest in die Augen. »Ja, das tue ich. Von ganzem Herzen. Um ehrlich zu sein ... ich habe mir dasselbe auch schon oft gedacht.«
    Ein eigenartiger Ausdruck huscht über Nathaniels Gesicht; dabei lässt er mich nicht aus den Augen. »Du stimmst mir also zu«, wiederholt er, wie um ganz sicherzugehen. »In allem?«
    »Ah ... ja!« Allmählich werde ich ein bisschen nervös. Worauf habe ich mich eigentlich eingelassen?
    »Selbst, was die Schimpansen betrifft?«
    »Die Schimpansen?« Nathaniels Mundwinkel beginnen auf einmal zu zucken. Er muss sich das Lachen verkneifen.
    »Du hast mir überhaupt nicht zugehört, stimmt‘s?«, stellt er sachlich lest.
    »Ich hatte doch keine Ahnung, dass du was wirklich Wichtiges sagen wolltest!«, jaule ich auf. »Hättest mich doch vorwarnen können!«
    Nathaniel schaut mich ungläubig an. »Weißt du, das hat mich ganz schön Nerven gekostet, das alles zu sagen.«
    »Sag‘s noch mal«, bettle ich. »Bitte, sag‘s noch mal! Jetzt höre ich ganz bestimmt zu!«
    »Mhm.« Er lacht kopfschüttelnd. »Vielleicht ein andermal.«
    »Es tut mir so Leid, Nathaniel. Ehrlich.« Ich wende mich ab und starre wieder aus dem Fenster, die Stirn an die Scheibe gedrückt. »Ich war ... abgelenkt.«
    »Ich weiß.« Er kommt zu mir und schlingt von hinten die Arme um mich. Ich spüre seinen ruhigen, stetigen Herzschlag und beruhige mich ein wenig. »Samantha, was ist los? Es ist deine alte Beziehung, stimmt‘s?«
    »Ja«, murmle ich nach kurzer Pause.
    »Warum erzählst du‘s mir nicht? Vielleicht kann ich dir helfen.«
    Ich drehe mich zu ihm um. Die Sonne glänzt in seinen Augen und auf seinem gebräunten Gesicht. Nie hat er besser ausgesehen. Plötzlich stelle ich mir vor, wie er Arnold einen Kinnhaken verpasst.
    Aber ich kann das alles nicht bei ihm abladen. Es ist zu viel. Zu groß. Zu ... schmutzig.
    »Ich will diese Welt nicht hierher bringen«, sage ich schließlich. »Ich will das einfach nicht.«
    Nathaniel macht den Mund auf, aber ich wende mich ab, bevor er noch etwas sagen kann. Blindlings starre ich auf die idyllische Landschaft hinaus, die Gedanken in Aufruhr.
    Vielleicht sollte ich diesen ganzen Alptraum einfach vergessen. Alles vergessen. Loslassen. Wahrscheinlich könnte ich sowieso nie was beweisen. Alle Macht liegt bei Arnold, ich bin völlig hilflos. Hinzu kommt, dass der Schuss auch nach hinten losgehen kann. Wenn ich jetzt alles wieder aufrühre, riskiere ich unweigerlich, noch mehr gedemütigt zu werden, mir noch mehr zu schaden, als es ohnehin schon der Fall ist.
    Es wäre so leicht, die Hände in den Schoß zu legen und einfach gar nichts zu tun. Alles zu verdrängen. Die Tür zu meinem alten Leben fest zuzumachen, es hinter mir zu lassen. Ich habe einen Job. Ich habe Nathaniel. Ich habe hier vielleicht sogar eine Zukunft.
    Doch noch während mir das durch den Kopf geht, weiß ich, dass ich es nicht tun werde. Dass ich nicht einfach alles gut sein lassen kann.

21
    Okay. Ein mögliches Hindernis ist Arnolds Passwort. Wenn ich das nicht rauskriege, komme ich nicht in seinen Computer rein und dann ist es sowieso für die Katz. Und sein Büro könnte zugesperrt sein. Das wäre auch ein klitzekleines Problem.
    Also zwei mögliche Hindernisse.
    Plus, ich muss natürlich erst mal ins Gebäude reinkommen. Und dabei von niemandem erkannt werden ...
    Und mich nicht von der Putzfrau erwischen lassen, wie ich auf Arnolds Computer rumtippe ...
    Ach, Mist. Was mache ich eigentlich?
    Ich nehme einen tiefen Schluck von meiner fettarmen Latte macchiato und versuche ruhig zu bleiben. Aber das ist nicht leicht.
    Allein wieder in London zu sein, hat mich erst mal umgehauen. Ich hatte die Stadt ganz anders in Erinnerung. Ganz bestimmt

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