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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt wie ein völlig anderer Mensch aus, fühle mich wie ein anderer Mensch, wie neugeboren, wie Phönix aus der Asche.
    Ich hole tief Luft, raffe meinen Trench zusammen und stoße die Glastür auf. Beim Betreten des Foyers überkommt mich ein fast hysterisches Gefühl von Ungläubigkeit. Tue ich das wirklich? Schleiche ich mich wirklich inkognito in die Büroräume von Carter Spink ein?
    In der Tat. Mir zittern zwar die Knie, meine Hände sind ganz feucht, aber ich schreite entschlossen über die Marmorfliesen, die Augen starr auf den Boden gerichtet. Ich gehe auf die neue Empfangsdame, Melanie, zu, die nur wenige Wochen vor meiner Flucht angefangen hatte.
    »Hi«, sage ich mit meiner besten Transvestitenstimme.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« Melanie lächelt mich an. Nicht das geringste Anzeichen, dass sie mich erkannt hat. Ich kann nicht glauben, dass es so leicht sein soll.
    Tatsächlich bin ich ein wenig gekränkt. War ich wirklich so ein Mauerblümchen?
    »Ich komme wegen der Party«, murmle ich mit gesenktem Kopf. »Ich bin Kellnerin. Von Bertram Caterers«, füge ich auf gut Glück hinzu.
    »Ach ja. Das ist alles im vierzehnten Stock.« Sie tippt etwas auf ihrem Computer. »Wie ist Ihr Name?«
    »Ah ... Trish«, stammle ich. »Trish Geiger.« Melanie späht stirnrunzelnd auf ihren Bildschirm, dabei tappt sie sich ungeduldig mit einem Bleistift gegen die Zähne.
    »Sie stehen nicht auf meiner Liste«, verkündet sie schließlich.
    »Ja, aber das sollte ich.« Ich wage es nicht, den Kopf zu heben. »Das muss ein Fehler sein.«
    »Warten Sie kurz ...« Melanie wählt eine Nummer, spricht kurz mit jemandem namens Jan und blickt dann auf.
    »Sie kommt gleich zu Ihnen runter.« Mit einer lächelnden Geste fordert sie mich auf, derweil in der Sitzecke Platz zu nehmen. »Bitte, setzen Sie sich doch.«
    Ich nähere mich den Ledersofas - und mache einen scharfen Schwenk, denn dort sitzt David Spellman vom Corporate Department, zusammen mit einem Klienten. Nicht, dass er mich erkannt hätte. Ich gehe stattdessen zu einem Zeitschriftenstand, mit allen möglichen Hochglanzbroschüren des Hauses Carter Spink und stecke die Nase in eine über Schiedsrecht.
    Ich habe noch nie in eine von den Dingern reingeschaut. Mann, was für ein Haufen sinnloses Geschwätz.
    »Trish?«
    »Ah ... ja?« Ich drehe mich um und sehe eine Frau in einem Smoking vor mir stehen. Sie wirkt gestresst und mustert mich stirnrunzelnd. In der Hand hält sie ein paar bedruckte Blätter.
    »Jan Martin, Cateringchefin. Sie stehen nicht auf meiner Liste. Haben Sie schon mal für uns gearbeitet?«
    »Ich bin neu«, antworte ich mit gedämpfter Stimme. »Aber ich habe bei Ebury Catering gearbeitet. Unten in Gloucestershire.«
    »Nie gehört.« Sie wirft einen Blick in ihre Papier, blättert stirnrunzelnd zur nächsten Seite. »Tja, Sie stehen nicht auf meiner Liste. Ich weiß nicht, was Sie hier wollen.«
    »Ich habe mit einem Mann geredet«, sage ich, ohne mit der Wimper zu zucken. »Er meinte, Sie könnten immer jemand Zusätzlichen gebrauchen.«
    »Mit einem Mann?« Sie ist ganz perplex. »Mit wem? Mit Tony?«
    »Der Name ist mir leider entfallen. Aber er hat gesagt, ich soll herkommen.«
    »Das könnte er nicht -«
    »Das ist doch Carter Spink, oder?« Ich schaue mich um. »95 Cheapside? Große Party? Verabschiedung in den Ruhestand?«
    »Ja.« Ich merke, wie ihr allmählich Zweifel kommen.
    »Naja, man hat mir gesagt, ich soll herkommen.« Ich werde ein wenig aggressiver, um ihr zu verstehen zu geben: So schnell gebe ich nicht auf.
    Ich kann förmlich sehen, was in ihr vorgeht: Wenn sie mich jetzt abweist, mache ich möglicherweise eine Szene, sie hat Wichtigeres um die Ohren, eine Bedienung mehr oder weniger...
    »Also gut!«, stößt sie schließlich mit einem irritierten Schnauben hervor. »Aber Sie müssen sich umziehen. Wie heißen Sie noch mal?«
    »Trish Geiger.«
    »Gut.« Sie schreibt mich auf ihre Liste. »Dann kommen Sie jetzt besser mit, Trish.«
    O mein Gott, ich bin drin. An mir ist ganz offensichtlich eine Kriminelle verloren gegangen! Nächstes Mal wage ich mich an was Größeres. Vegas. Ein Spielkasino. Oder so.
    Fast euphorisch fahre ich mit Jan im Aufzug hinauf. An meinem Revers steckt ein Schildchen mit der Aufschrift TRISH GEIGER. Alles, was ich jetzt tun muss, ist den Kopf einziehen und auf den richtigen Zeitpunkt warten, um in den elften Stock runterzugehen. Das wiederum mache ich, indem ich mir ein loses Deckenpaneel suche,

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