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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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Leben zu ändern. Sind Sie dazu bereit?«
    »Ah ... na ja ...«
    Ich stoße ein überraschtes Quieken aus. In meinem Wegwerfhöschen zuckt was.
    Mein Handy. Ich hab‘s zusammen mit dem BlackBerry reingeschoben und zuvor auf »vibrieren« gestellt, damit man nichts hört, falls es klingelt.
    »Was ist das?!« Maya starrt mit herunterhängendem Unterkiefer auf mein zuckendes Handtuch. »Was ... was um Himmels willen ... zuckt denn da?«
    Ich kann unmöglich sagen, dass es mein Handy ist. Nicht nach dem BlackBerry.
    »Ahm ...« Ich räuspere mich. »Das ist mein ... äh ... Vibrator ...«
    »Ihr was?!« Maya wirkt eine Winzigkeit entsetzt.
    Das blöde Handy vibriert erneut. Ich muss rangehen. Es könnte ja die Kanzlei sein.
    »Ah ... wissen Sie, ich erreiche da gleich einen, äh, ziemlich intimen Moment.« Ich versuche mich an einem vielsagenden Zwinkern, was bei mir immer so aussieht, als wäre mir gerade was ins Auge geflogen. »Vielleicht könnten Sie ja kurz rausgehen?«
    Maya fällt nicht auf mein Ablenkungsmanöver herein.
    »Einen Moment mal!« Ein misstrauischer Blick auf den zuckenden Huckel im Handtuch. »Sie haben da doch nicht etwa ein Handy drunter? Sie haben das Handy auch noch mit eingeschmuggelt?«
    O Gott. Jetzt explodiert sie gleich.
    »Hören Sie«, versuche ich hastig die sich auftürmende Killerwelle zu glätten, »ich weiß ja, Sie haben Ihre Regeln und so -das sehe ich völlig ein! —, aber verstehen Sie doch bitte, ich brauche mein Handy.« Ich stecke die Hand unters Handtuch, um besagtes Kleingerät herauszuholen.
    »Fassen Sie das nicht an!«, kreischt Maya. Ich zucke erschrocken zurück. »Samantha«, sagt sie, mit herkulischer Anstrengung um Geduld ringend, »wenn Sie auch nur ein Wort von dem, was ich gesagt habe, mitbekommen haben, dann schalten Sie das Ding jetzt sofort ab.«
    Das Handy vibriert in meiner Hand. Ich werfe einen Blick auf die Caller-ID und mein Magen krampft sich zusammen. »Es ist die Kanzlei.«
    »Die können Ihnen eine Nachricht hinterlassen. Das kann warten.«
    »Aber -«
    »Das hier ist Ihre Zeit.« Sie beugt sich vor und nimmt mich bei beiden Händen. »Ihre Zeit.«
    Herrgott, sie kapiert‘s einfach nicht. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
    »Ich bin bei Carter Spink«, versuche ich ihr zu erklären. »Carter Spink. Die bekannte Anwaltskanzlei?! Ich habe keine Zeit. Meine Zeit gehört der Firma.« Ich klappe das Handy auf und sofort durchbricht eine zornige Männerstimme den Frieden unserer schummrigen Beauty-Klause.
    »Samantha, wo zum Teufel stecken Sie?«
    Wieder krampft sich mein Magen zusammen. Es ist Ketterman. Der Boss. Er hat sicher einen Vornamen, aber gehört habe ich ihn noch nie. Er wird von allen nur mit Ketterman angesprochen. Er hat schwarze Haare, eine Stahlrandbrille und stechende graue Augen. In meiner Anfangszeit bei Carter Spink habe ich nur seinetwegen nachts Alpträume gehabt.
    »Der Fallons-Deal ist wieder aus der Schublade. Sehen Sie zu, dass Sie schleunigst in die Kanzlei kommen. Meeting um halb elf.«
    Wieder aus der Schublade?
    »Komme sofort.« Ich klappe das Handy zu und lächle Maya zerknirscht an. »Sorry.«
    Ich schaue wirklich nicht jede Sekunde auf meine Uhr.
    Obwohl ich zugegebenermaßen ohne sie ziemlich aufgeschmissen wäre. Das wären Sie auch, wenn man Ihre Zeit in Sechs-Minuten-Segmenten messen würde. Mein Büroalltag ist in Zeitspannen von sechs Minuten unterteilt. Alle sechs Minuten klingelt die Kasse. Oder sollte sie klingeln. Läuft alles über computerisierte Formulare:
    11:00-11:06: Vertragsentwurf für Projekt A
    11:06-11:12: Überarbeitung der Akte für Klient
    B 11:12-11:18: Rücksprache bezüglich Vertrag C.
    Als ich bei Carter Spink anfing, fand ich den Gedanken, über alles, was ich in jeder Minute meines Bürotages tue, Rechenschaft ablegen zu müssen, gelinde gesagt, erschreckend. Ich dachte immer: Und wenn ich jetzt mal sechs Minuten lang nichts tue? Was soll ich dann aufschreiben?
    11:00-11:06: Gelangweilt aus dem Fenster geschaut
    11:06-11:12: Davon geträumt, wie ich bei Harrods George Clooney begegne
    11:12—11:18: Versucht, Nasenspitze mit Zunge zu berühren
    Aber die Wahrheit ist, man gewöhnt sich dran. Man gewöhnt sich dran, sein Leben in kleine Zeiteinheiten zu zerhacken. Und man gewöhnt sich daran, zu arbeiten. Immerzu, jede Minute des Tages.
    Bei Carter Spink wird nicht Däumchen gedreht. Da wird nicht aus dem Fenster geschaut oder sich Tagträumen hingegeben. Nicht, wenn sechs

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