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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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geworfen und dort löst sie sich nun allmählich auf. Und an ihre Stelle tritt die neue Samantha. Eine Samantha, der das Leben wieder etwas zu bieten hat.
    Ich habe noch nie versucht, einen Mann zu erobern. Aber bis gestern habe ich ja auch noch nie ein Brathühnchen gemacht. Wenn ich das kann, kann ich doch wohl auch einen Mann bitten, mit mir auszugehen, oder? Die alte Samantha hätte brav gewartet, bis der Mann sie fragt. Aber nicht die neue Samantha. Ich habe die Dating-Shows im Fernsehen gesehen, ich weiß, wie das läuft. Ich weiß alles über Körpersprache, Blicke, Flirten.
    Ich trete vor den Spiegel, und zum ersten Mal, seit ich hier bin, schaue ich mich wirklich an.
    Was ich sofort bereue. Zunächst mal: Wie soll man auch in einer blauen Polyestertracht gut aussehen? Das ist doch fast unmöglich! Ich angle mir einen Gürtel, binde ihn um und schürze den Rock etwa zehn Zentimeter höher, wie wir‘s früher in der Schule mit den Uniformröcken immer gemacht haben.
    »Hi«, sage ich zu meinem Spiegelbild und werfe lässig das Haar in den Nacken. »Hi, Nathaniel. Hi, Nat.«
    Alles, was mir jetzt noch fehlt, ist jede Menge wackelig aufgetragener schwarzer Lidstrich und ich wäre wieder ganz mein vierzehnjähriges Selbst (ohne die Pickel).
    Ich nehme meinen Schminkbeutel zur Hand und verbringe die nächsten zehn Minuten vor dem Spiegel, abwechselnd Schminke auftragend und wieder abwischend, bis ich endlich einigermaßen so aussehe, wie ich es mir vorstelle: natürlich und doch dezent geschminkt. Aber vielleicht habe ich auch nur zehn Minuten sinnlos vergeudet, wer weiß.
    Jetzt zur Körpersprache. Stirnrunzelnd versuche ich, mich an die betreffenden Sendungen zu erinnern. Wenn sich eine Frau zu einem Mann hingezogen fühlt, weiten sich ihre Pupillen. Sie lehnt sich unbewusst vor, lacht über seine Scherze und entblößt Handgelenke und Handflächen.
    Ich beuge mich versuchsweise vor und hebe die Handflächen.
    Ich sehe aus wie Jesus.
    Ich versuche es mit einem neckischen kleinen Lachen. »Ha ha ha! Hör auf, du bringst mich um!«
    Jetzt sehe ich aus wie ein fröhlicher Jesus.
    Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass das meine Chancen verbessern soll.
    Ich gehe nach unten, ziehe die Vorhänge auf und lasse die Morgensonne herein. Dann hole ich die Post von der Türmatte. Ich bin gerade dabei, den Cotswold-Immobilienanzeiger durchzublättern, um zu sehen, was ein Häuschen in dieser Gegend kosten würde, als es an der Tür klingelt. Draußen steht ein Mann in der Uniform einer Lieferfirma. Er hält ein Klemmbrett in der Hand und in der Auffahrt hinter ihm steht ein Lieferwagen, auf dem »Alles für die Profiküche« steht.
    »Lieferung für Geiger«, sagt er. »Wo sollen die Schachteln hin?«
    »Ach so, ja«, sage ich nervös. »In die Küche, bitte. Danke.«
    Alles für die Profiküche. Das wäre dann wohl für mich, die Profiköchin. Ich hatte irgendwie gehofft, noch ein Weilchen verschont zu bleiben.
    »Was wird da geliefert, Samantha?«, ruft Trish schrill und trippelt in Morgenmantel und hochhackigen Pantöffeichen die Treppe hinunter. »Sind das Blumen?«
    »Nein, die Küchenausrüstung, die Sie für mich bestellt haben!« Es gelingt mir sogar, ein wenig Begeisterung in meine Stimme zu legen.
    »Ah, na endlich!« Trish strahlt mich an. »Jetzt können Sie uns endlich mit Ihren Kochkünsten verblüffen! Heute gibt‘s gebackene Seebrasse mit Gemüse Julienne, nicht wahr?«
    »Ah ... ich denke schon.« Schluck.
    »Vorsicht, die Damen!«
    Wir springen beiseite und lassen zwei Männer mit hohen Kistenstapeln an uns vorbei. Ich folge ihnen in die Küche und betrachte fassungslos den wachsenden Haufen. Wie viel, um alles in der Welt, haben die Geigers eigentlich bestellt?
    »Also, wir haben alles für Sie bestellt«, erklärt Trish, als hätte sie meine Gedanken gelesen. »So machen Sie schon! Auspacken! Sicher können Sie es kaum erwarten!«
    Ich nehme mir ein Messer und mache mich an die erste Schachtel, während Trish mit ihren krallenartigen Fingernägeln eine andere aufschlitzt. Aus einem Nest von Styroporflocken und Luftpolsterfolie hebe ich ... ein Dings. Was Glänzendes. Was, zum Teufel, soll das sein? Ich werfe einen verstohlenen Blick auf das Etikett. Hefekranz-Backform.
    »Ach, eine Hefekranz-Backform!«, rufe ich freudig aus. »Genau das, was ich mir gewünscht habe.«
    »Davon haben wir nur acht bestellt«, sagt Trish besorgt. »Reicht das?«
    »Ah ...« Hilflos mustere ich die Backform.

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