Goettin in Gummistiefeln
ich, dass ich blöd bin. Natürlich wird sie was zu Nathaniel sagen. Irgendeine Anspielung machen. Subtil mit dem Holzhammer. Und wer weiß, was er dann denkt. Liebe Güte, das könnte wirklich peinlich werden. Es könnte alles kaputtmachen.
Ich muss zu ihm gehen und die Situation klarstellen. Ich muss ihm erklären, dass Trish mich missverstanden hat und dass ich keineswegs in ihn verschossen bin. Oder so.
Obwohl ich es natürlich doch bin.
Was ich ihm wiederum auf dezente Weise zu verstehen geben muss.
Ich zwinge mich, damit zu warten, bis ich Trish und Eddie das Frühstück gemacht habe, die neuen Töpfe und Pfannen ausgepackt und weggeräumt und eine Ol-Zitronensaft-Marinade für die Fischfilets heute Abend vorbereitet habe, genau wie Iris es mir beigebracht hat.
Dann ziehe ich meinen Rock noch ein wenig höher, trage noch ein wenig mehr Eyeliner auf, um für alles gerüstet zu sein, und mache mich mit einem Korb, den ich in der Speisekammer aufgetrieben habe, auf den Weg in den Garten. Falls Trish wissen will, was ich tue, werde ich sagen, Kräuter sammeln.
Nachdem ich eine Weile im Garten herumgestöbert habe, entdecke ich Nathaniel schließlich hinter der Mauer, im Obsthain. Er steht auf einer Leiter und bindet einen Ast mit einem Strick hoch. Als ich auf ihn zugehe, merke ich, dass ich auf einmal schrecklich nervös bin. Mein Mund ist ganz trocken und meine Knie - die schlackern doch nicht etwa?
Mein Gott, man könnte meinen, dass ich mich besser im Griff hätte. Man könnte meinen, dass ich nach sieben Jahren als Rechtsanwältin ein wenig routinierter mit so einer Situation umgehen könnte. Ich trete an die Leiter heran, werfe mein Haar in den Nacken und blicke lächelnd zu ihm auf, wobei ich versuche, die Augen trotz der Sonne möglichst weit aufzureißen.
»Hi!«
»Hi.« Nathaniel blickt lächelnd auf mich nieder. »Wie läuft‘s?«
»Prima, danke! Viel besser. Keine Katastrophen. Bis jetzt, jedenfalls.«
Stille. Plötzlich wird mir bewusst, dass ich seine Hände, die mit dem Seil beschäftigt sind, ein wenig zu auffällig anstarre. »Ich war auf der Suche nach ... Rosmarin.« Ich deute auf meinen Korb. »Hast du welchen für mich?«
»Na klar. Warte, ich schneide dir was ab.« Er springt von der Leiter, und wir gehen zusammen über den schmalen Kiesweg zum Kräutergarten.
Es ist vollkommen still, bis auf das Summen der Insekten und das Knirschen von Kies unter unseren Füßen. Ich will irgendwas Unbekümmertes, Fröhliches sagen, aber mir fällt nichts ein.
»Ganz schön heiß«, presse ich schließlich hervor.
Toll.
»Mhm.« Nathaniel nickt und steigt geschickt über das Mäuerchen, das den Kräutergarten umgrenzt. Ich versuche ihm mit einem eleganten Hüpfer zu folgen und stoße mir prompt den Zeh an. Aua.
»Hast du dir wehgetan?« Nathaniel dreht sich um.
»Nö, nö!« Ich strahle, obwohl mein Zeh höllisch wehtut. »Ah ... hübsche Kräuter!« Mit aufrichtiger Bewunderung deute ich auf den Garten. Er ist als Sechseck angelegt, mit schmalen Pfaden zwischen den Beeten. »Hast du das alles gemacht? Wahnsinn.«
»Danke. Bin ganz zufrieden.« Nathaniel lächelt. »Ach ja, dein Rosmarin.«
Er holt eine Gartenschere aus einer Art Lederhalfter an seinem Gürtel und fängt an, an einem nadeligen, dunkelgrünen Busch herumzuschnippeln.
Mein Herz fängt an zu hämmern. Ich muss es jetzt sagen.
»Also ... da ist was Komisches passiert«, beginne ich in so beiläufigem Ton wie möglich und fingere dabei an irgendeinem buschigen Gewächs herum. »Trish hat es sich irgendwie in den Kopf gesetzt, dass wir ... dass wir ... na, du weißt schon.«
»Aha.« Er nickt, ohne mich anzusehen.
»Was natürlich ... lächerlich ist!«, füge ich mit einem gekünstelten Lachen hinzu.
»Mhm.« Er knipst noch ein paar Rosmarinzweige ab und streckt sie mir hin. »Reicht das?«
Mhm? Ist das alles, was er dazu zu sagen hat?
»Nein, ich brauche noch mehr«, sage ich, und er dreht sich wieder zu dem Busch um. »Also ... ist das nicht lächerlich?«, sage ich in dem verzweifelten Versuch, eine ordentliche Reaktion aus ihm hervorzulocken.
»Klar.« Endlich sieht mich Nathaniel an, die gebräunte Stirn in Falten geworfen. »Du willst dich sicher nicht so schnell wieder auf was einlassen. Nicht, nach der letzten schlimmen Beziehung.«
Ich starre ihn verständnislos an. Was um alles in der Welt -
Ach ja. Meine »schlimme« Beziehung.
»Ach so«, sage ich nach einer kurzen Pause. »Ja, das.«
Verdammt.
Wieso
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