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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Sollte eigentlich reichen.«
    »Und jetzt zu den Kochtöpfen.« Trish hat eine Schachtel mit blitzblanken Töpfen aufgeschlitzt und hält mir erwartungsvoll einen davon hin. »Man hat uns versichert, dass dies die allerbeste Qualität ist. Was meinen Sie? Als Profi?«
    Ich schaue den Topf an. Er ist neu und er glänzt. Das ist so ungefähr alles, was ich dazu sagen kann.
    »Wollen doch mal sehen«, sage ich so professionell wie möglich. Ich wiege den Topf prüfend in der Hand, hebe ihn hoch, begutachte den Boden, fahre mit dem Finger über den Rand und schnippe schließlich noch mit dem Fingernagel dagegen, dass es »ping« macht. »O ja, das ist eine hervorragende Qualität«, verkünde ich dann. »Da haben Sie was Gutes gekauft.«
    »Oh, toll!« Trish taucht strahlend in einer anderen Schachtel ab. »Und sehen Sie sich das mal an!« In einer Explosion von Styroporflocken taucht sie wieder auf und hält ein seltsames Teil mit einem Holzgriff hoch. »So was hab ich noch nie im Leben gesehen! Was ist das, Samantha?«
    Stumm starre ich das Teil an. Was in Gottes Namen ist das? Sieht aus wie eine Kreuzung aus Sieb, Mixer und Raspel. Ich werfe einen verstohlenen Blick auf die Packung, aber ohne Erfolg. Trish hat beim Auspacken die entscheidende Stelle leider mit abgerissen.
    »Was ist das?«, wiederholt Trish.
    Jetzt komm schon. Du bist eine Profiköchin. Du musst wissen, was das ist.
    »Also, das wird für einen hochspezialisierten Kochvorgang verwendet«, fasle ich schließlich. »Hochspezialisiert.«
    »Aber was macht man damit?« Trish starrt mich bewundernd an. »Zeigen Sie‘s mir!« Sie drückt mir das Teil in die Hand.
    »Ja, also.« Ich drehe und wende das verflixte Ding. »Man ... man rührt damit... leicht aus dem Handgelenk ... so ... mit so einer Schüttelbewegung ...« Ich peitsche ein paar Mal damit in die Luft. »So in der Art. Kann man schwer zeigen, ohne ... äh ... Trüffel.«
    Trüffel? Wo kam das jetzt her?
    »Beim nächsten Mal zeige ich‘s Ihnen«, sage ich hastig und lege das Dings auf die Anrichte, als ob es heiß wäre.
    »Ach ja, bitte!«, ruft Trish entzückt. »Und wie nennt man das?«
    »Also ich nenne es immer ... einen Trüffelschläger«, stammle ich. »Könnte natürlich auch einen anderen Namen haben. Wie wär‘s jetzt mit einem schönen Kaffee?«, füge ich hastig hinzu. »Dann packe ich den Rest später aus.«
    Ich schalte den Wasserkocher an und nehme die Kaffeedose heraus. Dabei fällt mein Blick hinaus auf den Garten. Nathaniel geht gerade über den Rasen.
    O Gott. Verknallstufe Rot. Sämtliche Liebesglocken bimmeln.
    Ich kann den Blick nicht von ihm losreißen. Sein dichtes, braunes Haar glänzt in der Sonne, und er hat eine alte, ausgebleichte Jeans an. Während ich ihn beobachte, hebt er schwungvoll einen riesigen Sack hoch und wirft ihn auf etwas, das ein Komposthaufen sein könnte.
    Ohne es zu wollen, stelle ich mir vor, wie er mich so schwungvoll hochhebt und auf seinen starken Armen davonträgt. Ich meine, so viel schwerer als ein Kartoffelsack kann ich doch wohl nicht sein -
    »Also, wie war Ihr Wochenende, Samantha?«, reißt Trish mich aus meinen Träumen. »Wir haben Sie ja kaum zu Gesicht bekommen! Sind Sie viel im Dorf gewesen?«
    »Ich war bei Nathaniel«, sage ich geistesabwesend. »Bei Nathaniel?«, stößt Trish ungläubig hervor. »Dem Gärtner? Wieso das denn?«
    Sofort wird mir klar, was für einen Riesenfehler ich gemacht habe. »Um kochen zu lernen«, kann ich ja wohl schlecht sagen. Ich starre sie einen Moment lang an wie ein Schaf, doch mir fällt kein überzeugender Grund ein.
    »Na ja ... eigentlich bloß um Hallo zu sagen«, stammle ich schließlich. Gott, wie lahm. Und jetzt werde ich auch noch rot. Ich kann förmlich zusehen, wie Trish ein Kronleuchter aufgeht, denn ihre Augen werden mit einem Mal groß wie Untertassen.
    »Ach, so! Ich verstehe! Gottchen, wie reizend!«
    »Nein!«, sage ich rasch. »Das ist es nicht ... im Ernst ...«
    »Machen Sie sich keine Sorgen!«, unterbricht mich Trish begeistert. »Ich werde kein Wort verraten! Ich bin verschwiegen wie ein Grab.« Sie legt einen Finger an die Lippen. »Sie können sich auf mich verlassen.«
    Bevor ich noch etwas sagen kann, nimmt sie ihren Kaffee und verschwindet. Und ich sitze zwischen all den Schachteln und dem Verpackungsmaterial und zupfe am Trüffelschläger herum.
    Gott, wie peinlich. Aber es spielt wohl keine Rolle. Solange sie nicht irgendwas Blödes zu Nathaniel sagt.
    Dann merke

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