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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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habe ich eine Beziehung erfunden? Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
    »Hier, dein Rosmarin.« Nathaniel drückt mir ein duftendes Büschel in die Arme. »Sonst noch was?«
    »Ah ... ja! Könnte ich noch etwas Minze haben?«
    Ich sehe zu, wie er vorsichtig über ein paar Beete steigt und vor der Minze stehen bleibt, die in großen Steintrögen wächst.
    »Eigentlich ...«, zwinge ich mich, so beiläufig wie möglich zu sagen. »Eigentlich war die Beziehung gar nicht so schlimm. Eigentlich bin ich schon so gut wie drüber weg.«
    Nathaniel schaut mich an, die Augen vor der blendenden Sonne abschirmend.
    »Du hast eine siebenjährige Beziehung in einer Woche verdaut?«
    Jetzt, wo er es so ausdrückt, klingt es wirklich ein bisschen unwahrscheinlich. Ich überlege fieberhaft.
    »Na ja, ich bin eben sehr robust. Widerstandsfähig. Der reinste Gummi.«
    »Gummi«, echot er. Seine Miene ist undurchdringlich.
    War Gummi blöd ausgedrückt? Nein, Gummi ist sexy.
    Nathaniel drückt mir jetzt auch noch die Minze in die Arme. Er sieht aus, als könne er sich keinen Reim auf mich machen.
    »Mum hat gesagt ...« Er stockt verlegen. »Was?«, sage ich atemlos. Sie haben über mich gesprochen? »Mum hat sich gefragt, ob du vielleicht ... geschlagen worden bist.« Sein Blick weicht mir aus. »Weil du so verkrampft und angespannt bist und bei jedem Geräusch zusammenzuckst.«
    »Ich bin nicht verkrampft!«
    Das war jetzt wohl ein bisschen verkrampft.
    »Ich bin eben ein nervöser Typ«, versuche ich mich zu rechtfertigen. »Aber ich bin nicht geschlagen worden oder so was. Es war nur ... irgendwie habe ich mich immer ... eingesperrt gefühlt.«
    Ich bin selbst überrascht, dass ich das gesagt habe.
    Ich muss an meine Zeit bei Carter Spink denken. Wie ich manchmal wochenlang praktisch überhaupt nicht aus der Kanzlei rausgekommen bin. Nicht mal an den Wochenenden. Die riesigen Aktenberge, selbst zu Hause. Stündlich irgendwelche E-Mails. Ja, manchmal habe ich mich wirklich wie eine Gefangene gefühlt.
    »Aber jetzt geht es mir wieder gut.« Ich schüttle mein Haar zurück. »Jetzt bin ich wieder bereit ... äh ... für eine neue Beziehung ... oder was dazwischen ... äh ...«
    Ein One-Night-Stand würde mir schon genügen.
    Ich blicke zu ihm auf und versuche, meine Pupillen so groß wie möglich zu machen. Dazu hebe ich noch lässig die Hand an mein Ohr.
    Stille. Angespannte Stille. Nur das Summen von Insekten ist zu hören.
    »Ich finde, du solltest nichts überstürzen«, sagt Nathaniel schließlich. Ohne mir in die Augen zu sehen, wendet er sich ab und begutachtet die Blätter an einem Gebüsch.
    Sein Rücken wirkt irgendwie steif. Jäh wird mir klar, was das bedeutet, und Schamröte schießt mir ins Gesicht. Er gibt mir zu verstehen, dass er nicht will. Dass er nicht an mir interessiert ist.
    Aaaah! Wie schrecklich, wie peinlich! Hier stehe ich, werfe mich ihm praktisch an den Hals . .. und er lässt mich abblitzen.
    Ich könnte im Boden versinken. Ich muss weg von hier. Weg von ihm.
    »Du hast Recht«, stolze ich mit hochroten Wangen hervor. »Es ist ... viel zu früh, um irgendwas anzufangen. Eine echt dumme Idee. Nein, ich werde mich besser auf meine Arbeit konzentrieren. Aufs Kochen und ... und ... so weiter. Ich muss gehen. Danke für die Kräuter.«
    »Jederzeit.«
    »Tja. Also, wir sehen uns.«
    Das Kräuterbündel fest an mich gedrückt, drehe ich mich auf dem Absatz um, steige über das Mäuerchen - diesmal wenigstens ohne mir einen Zeh zu verstauchen - und hetze über den Kiespfad zum Haus zurück.
    Ich könnte im Erdboden versinken, ehrlich. So viel zur »neuen« Samantha!
    Das ist das letzte Mal, dass ich versuche, die Initiative zu ergreifen. Das erste und letzte Mal. Meine übliche Strategie -höflich abwarten und zusehen, wie er sich schließlich für eine andere entscheidet - war da noch tausendmal besser.
    Na jedenfalls, ist ja auch egal. Ist sogar besser so. Denn ich muss mich ja sowieso auf meine Arbeit konzentrieren. Kaum wieder im Haus, stelle ich das Bügelbrett auf, stecke das Bügeleisen ein, drehe das Radio an und mache mir eine schöne, starke Tasse Kaffee. Das ist es. Von jetzt ab werde ich mich nur und ausschließlich auf meine Arbeit konzentrieren. Meine Pflichten erledigen. Nicht irgend so einem blöden Gärtner hinterherlaufen. Ich werde schließlich bezahlt, um den Haushalt zu führen. Und genau das werde ich tun.
    Gegen Mitte des Vormittags habe ich bereits zehn Hemden gebügelt, eine Ladung

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