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Goettin meines Herzens

Goettin meines Herzens

Titel: Goettin meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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später, nachdem sie vom Pfade der Tugend abgekommen war, an seiner Krankheit verstorben wäre.
    „Reuegefühle, Miranda?“, fragte der Earl sanft in ihre Gedanken hinein. Wieder schwang in seiner tiefen Stimme aus unerfindlichen Gründen starkes Misstrauen mit.
    „Erinnerungen, Mylord“, erwiderte sie knapp, entschlossen sich Jacks verschmitzt lachendes Gesicht vor ihrem inneren Auge nicht durch den Argwohn Carnwoods vertreiben zu lassen.
    „Ich dachte, wir wären übereingekommen, uns mit Vornamen anzureden“, schalt er sie, da Mr. Poulsons Aufmerksamkeit vom neuen Vikar von Wychwood abgelenkt wurde.
    „Heißt das, Sie wollen die Bekanntschaft mit mir in aller Öffentlichkeit anerkennen, Mylord?“, fragte sie spöttisch. „Obwohl ich Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zur Ehre gereichen werde?“
    „Mein Urteil darüber behalte ich mir noch vor.“
    „Tatsächlich? Wie äußerst erfrischend, auf einen Gentleman zu stoßen, der sich weigert, sich auf die Vorurteile anderer zu verlassen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.“
    „Eines können Sie sich gewiss sein, Miranda, schon vor langer Zeit habe ich es mir zur Regel gemacht, meinen Vorurteilen eher zu trauen, denn der Voreingenommenheit anderer.“ Feuer lag in seinem dunklen Blick, den er ein wenig zu lang auf ihren diskret zur Schau gestellten Kurven verweilen ließ, was sie vorgab, nicht zu bemerken. Stattdessen bedachte sie ihn mit einem aufgesetzt herzlichen Lächeln.
    „Wie rückständig von Ihnen“, sagte sie süffisant. „Bitte entschuldigen Sie mich, ich möchte den Begriff ‚Vorurteil‘ in meines Großvaters Kopie von Dr. Johnsons berühmtem Wörterbuch nachschlagen. Steht er vor oder nach ‚Wahrheitsfindung‘, frage ich mich.“
    „Oh je, Ihr Hauslehrer war wirklich keine große Leuchte in seinem Fach, nicht wahr? Davor natürlich.“
    „Sollte ich mich dann nicht besser an Mr. Poulson wenden? Ich glaube, es ist üblich, alle Beweise vorzulegen, bevor das Gericht sein Urteil verkündet?“
    „So sagt man jedenfalls“, erwiderte er sarkastisch.
    „In diesem Fall möchte ich die Angelegenheit vertagen, Mylord“, verkündete sie.
    „Christopher“, korrigierte er sie barsch. „Sie wissen ganz genau, dass man mich auf den Namen Christopher taufte“, sagte er, sie stumm herausfordernd. Der Vorname kam in der Familie Alstone recht häufig vor. Wahrscheinlich hatte man ihm diesen Namen aber gegeben, um die Familie zu ärgern, nicht, um ihr zu gefallen.
    Insgeheim spürte sie Mitgefühl für den kleinen Jungen, der er einst gewesen sein musste, den man zwang mit den Folgen von Bevis Alstones Trunksucht, Spielsucht und Hurerei zu leben. Der von der Familie verbannte Bevis musste ein schrecklicher Vater gewesen sein. Miranda zwang sich, nicht nach dem verletzlichen Jungen in dem hartgesottenen Mann zu suchen, zu dem sein Sohn herangewachsen war. Besser sie sah in ihm bloß einen weiteren oberflächlichen, weltmännischen Gentleman, statt des charakterstarken, empfindsamen Mannes, der er in der Tat zu sein schien.

5. KAPITEL

    Die Tür öffnete sich, und Coppice vermeldete, das Dinner sei angerichtet. Als ältester und ranghöchster Dame war es Lady Clarissa vergönnt, am Arm von Lord Carnwood ins Speisezimmer zu schweben. Dort angekommen, bestand sie darauf, dass Celia statt der Vikargattin auf der anderen Seite des Earls Platz nahm.
    Die Zwanglosigkeit an der Tafel ihrer Patin gewohnt und zudem froh, neben Mr. Poulson und gegenüber dem Vikar Platz nehmen zu können, meinte Miranda hastig: „Gewiss können wir auf das übliche formelle Tischzeremoniell verzichten?“
    „Selbstverständlich“, stimmte Lord Carnwood zu. „Coppice, lassen Sie für morgen einen runden Dinnertisch in den blauen Salon stellen“, wies er mit der ihm eigenen Selbstsicherheit an, die, wie Miranda bereits festgestellt hatte, die Dienerschaft veranlasste, seinen Anweisungen ohne Weiteres unverzüglich Folge zu leisten. „Wenn wir weniger als zwölf Personen zum Dinner sind, werden wir die Mahlzeiten zukünftig dort einnehmen und uns zuvor im Familienzimmer versammeln, statt im Großen Salon.“
    „Sehr wohl, Mylord“, antwortete Coppice, die schmalen Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen.
    „Ein solch armseliges Landadel-Arrangement schätze ich nicht!“, verkündete Lady Clarissa mit königlicher Würde.
    „Nun gut, Coppice, würden Sie bitte Lady Clarissa Ihr Dinner auch weiterhin hier servieren? Wir anderen werden sie bei dieser

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