Goettin meines Herzens
sie aus, ob ihr dies nun gefiel oder nicht, und sie war sich ziemlich sicher, dass es ihr nicht gefiel. Alle Hoffnung, das Glück mit einem Mann wie ihm zu finden, war in der Nacht gestorben, in der sie mit Nevin durchbrannte. Niemals würde sie seine Mätresse werden und Lord Carnwood würde sie niemals bitten, mehr als das für ihn zu sein. In den letzten Jahren hatte sie weiß Gott so viele unehrenhafte Angebote erhalten, dass ihr ein weiteres nun nichts mehr ausmachen sollte. Dieses Mal jedoch musste sie sich unglücklicherweise nicht nur des betreffenden aufdringlichen Mannes erwehren, dieses Mal rang sie auch mit sich selbst.
Hartnäckig versuchte Miranda, den gewissen dunkelhaarigen attraktiven Adligen aus ihrem Kopf zu verbannen, um nach der anstrengenden Reise Kraft für das Dinner zu schöpfen, das gewiss eine Tortur werden würde. Doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, stand ihr sein Bild vor Augen. Deshalb war sie im Grunde erleichtert, als Leah kam, um sie für diesen Anlass zurechtzumachen.
4. KAPITEL
Einen Augenblick lang verweilte Kit ungesehen im Schatten, beobachtete, wie Miranda einer entthronten Königin gleich die Treppen hinunterschritt. Die vielfarbige Lockenpracht, an die er sich so gut erinnerte, war gebändigt und aus ihrem herzförmigen Gesicht frisiert, dessen sanfte Züge ein wenig zu gefasst und beherrscht wirkten. Anscheinend hatten die ernüchternden Lektionen des Lebens, die sie hatte hinnehmen müssen, sie gelehrt, all ihre Gefühle zu verbergen. Ihre unvergleichlich blauen Augen konnten einen Mann immer noch um den Verstand bringen, wenn er nicht aufpasste. Doch schaute man genauer hin, konnte man den tiefen Argwohn in ihrem Blick erkennen.
Ungehalten, sie nach so vielen Jahren, in denen er sie nicht hatte berühren können, nur anzuschauen, trat er aus dem Dunkel und stellte sich an die unterste Stufe der Treppe, darauf wartend, dass die wunderschöne Mrs. Braxton ihm ins Netz ging.
Bei seinem Anblick schlug Miranda das Herz bis zum Hals. Froh darüber, dass nur sie selbst diesen wilden Trommelwirbel in ihrer Brust hören konnte, stieg sie die letzten Stufen hinunter. Das zarte fliederfarbene Seidenkleid schmiegte sich raschelnd bei jedem Schritt an ihre langen Beine, betonte den Schwung ihrer Hüften und zeigte die Konturen ihrer Figur ein wenig zu deutlich, wie sie unvermittelt fand. Aus unverständlichem Grund sehnte sie sich danach, dass er hinter die Fassade blickte, nicht nur die äußere Schönheit sah, die ihr von der Natur gegeben war. Aber sie wusste, sie verlangte zu viel, und suchte ihr Bedauern darüber vor seinem scharfen Blick zu verbergen.
In Abendkleidung machte er sogar einen noch stattlicheren Eindruck. Der tadellose schwarze Frackrock brachte seine breitschultrige Figur ausgezeichnet zur Geltung, die Kniehosen und Strümpfe betonten seine schlanken, muskulösen Beine und das schneeweiße Hemd ließ seine dunklen Augen und markanten Züge noch atemberaubender erscheinen.
„Gut sehen wir beide heute Abend aus, nicht wahr?“, fragte sie gelassen genug.
„Geschniegelt und gebügelt“, erwiderte er verbindlich, während er ihr seinen Arm bot.
Den Rücken straffend, legte sie ihre behandschuhte Hand auf seinen Ärmel. Durch den Stoff fühlte sie seine Stärke, spürte, wie seine sinnliche Anziehungskraft ihre selbst auferlegte Einsamkeit bedrohte.
„Sie sind viel reizender, als die Gerüchte behaupten“, sagte er mit offensichtlicher Aufrichtigkeit.
Miranda versuchte sich einzureden, dass die Kühle in der Halle den Schauer verursachte, der ihr über den Rücken prickelte.
„Tatsächlich? Aber in Gerüchten steckt oft nicht einmal ein Körnchen Wahrheit, nicht wahr?“, forderte sie ihn heraus.
„Ich bilde mir immer meine eigene Meinung, Mrs. Braxton. Wenn ich erst einmal mein Urteil in einer Sache gefasst habe, ist es nur selten nötig, dieses noch einmal zu überdenken.“
„Dann muss ich für mehr Wendigkeit des Verstandes plädieren. Große Persönlichkeiten besitzen die Gabe, ihre Meinung nötigenfalls zu ändern. Dem sollten sich auch die Mächtigen unter uns befleißigen. Denn schließlich gehen Gerüchte selten wohlwollend mit ihren Opfern um, meinen Sie nicht auch, Lord Carnwood?“
„Selbstverständlich können Sie eintreten für was immer Sie wollen, Madam, dennoch können wir unserem einmal gewonnenen Ruf nicht entgehen, fürchte ich. Obwohl, wie ich glaube, wir durch unsere Handlungen beweisen können, ob wir diesen Ruf
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