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Goettin meines Herzens

Goettin meines Herzens

Titel: Goettin meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Beacon
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Entfernung wohl kaum stören.“
    Klugerweise schwieg Coppice, wenn Miranda auch glaubte, ein belustigtes Zwinkern in seinen Augen zu erkennen, während er mit unbewegter Miene auf weitere Anweisungen wartete.
    „Nun, ich werde diese Neuheit jedenfalls genießen“, sagte Celia und bedachte ihre querköpfige Mutter mit strengem Blick.
    Der ehrgeizige Wunsch, die Aussichten ihrer Tochter nicht zu gefährden, schlug Lady Clarissas Stolz hauchdünn. „Nun gut, dann soll es so sein“, willigte sie schließlich großzügig ein. Niemand machte sich die Mühe, sie darauf hinzuweisen, dass es in jedem Fall so sein würde, ob es ihr nun gefiel oder nicht.
    Nach diesem Zwischenfall war Miranda nicht die Einzige, die sich auf ihr ausgezeichnetes Mahl und ihre Gedanken konzentrierte, während sie unauffällig die anderen Dinnergäste beobachtete. Den Äußerungen Reverend Draycotts begegnete ihre Tante mit der üblichen Herablassung, während sie seine Gattin völlig ignorierte, wohl, weil sie den Earl nicht unnötig von Celia ablenken und auf Mrs. Draycotts hübsches Äußeres aufmerksam machen wollte. Miranda sah, wie Mrs. Draycott ihrem Gatten einen halb mitleidigen, halb belustigten Blick zuwarf, und fragte sich, wie die beiden es anstellten, sich ihre Liebe über all die Jahre der Ehe zu bewahren. Ihre eigenen trügerischen Vorstellungen von Liebe hatten kaum die Hochzeitsfeierlichkeit überdauert, und sie wünschte inständig, sie hätte damals etwas mehr Geduld, Einsicht und Urteilskraft besessen.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass eine Frau, die allen Gerüchten zufolge in den Künsten der Liebe höchst erfahren sein sollte, tatsächlich nichts von dieser zarten Leidenschaft wusste. Glücklicherweise lenkte Celias höfliches Gekicher ihre Gedanken auf ein weiteres ungelöstes Rätsel. Da ihre Cousine höchst selten ohne Hintergedanken handelte, gab ihre übereilte Hochzeit mit einem bloßen Gardeleutnant Miranda zu denken auf. Unmöglich konnte Celia aus wahrer Liebe geheiratet haben.
    Miranda runzelte die Stirn. Warum glaubte sie nur, ihre Cousine sei solch unschicklicher Gefühle nicht fähig? Schließlich war sie dem tapferen, galanten, stattlichen Leutnant selbst nie begegnet, da der arme Mann nur wenige Wochen nach der raschen Vermählung in London verstarb.
    Allerdings gab es auch keine nur sieben Monate währende Schwangerschaft, die von verbotener, vorehelicher Leidenschaft kündete. Eine solche Schwäche schien bei ihrer eisig schönen Cousine auch nicht vorstellbar. Dennoch musste Celia in irgendeiner Weise das Missfallen ihres Großvaters erregt haben. Nur so war es zu erklären, dass die Hochzeit nicht in Wychwood stattfand, ohne all den Pomp, für den Lady Clarissa gewiss gesorgt hätte.
    „Der Rinderbraten ist ausgezeichnet, Mrs. Braxton“, riss Mr. Poulson sie aus ihren Gedanken, während er vorwurfsvoll ihren unangetasteten Teller beäugte.
    „Mein Appetit scheint mich verlassen zu haben“, gab sie zu.
    „Es muss wirklich eine Tortur für Sie sein“, meinte er mitfühlend.
    Angerührt von so viel Verständnis, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Ich habe mir in den letzten Jahren ein sehr dickes Fell zugelegt“, sagte sie, wehmütig lächelnd.
    Die Herren dem Genuss des Portweins überlassend, zogen sich die Damen schließlich in den scheunengroßen Prunksalon zurück. Angesichts der Gäste würde ihr eine offene Auseinandersetzung mit ihrer Tante wohl erspart bleiben, dennoch hätte Miranda lieber die höhnischen Bemerkungen des Earls ertragen, denn ihrer Tante, Celia und der Vikargattin Gesellschaft zu leisten, die ihr schon aus Prinzip mit Missbilligung begegnen musste. Eine Weile erduldete sie die ihr entgegengebrachte Ablehnung gleichmütig, dann aber entschuldigte sie sich und verließ das Zimmer, ehe sie noch etwas empörend Unbotmäßiges äußerte, nur um den niederen Erwartungen der Damen gerecht zu werden.
    Behutsam öffnete sie die Tür zur Bibliothek und lugte vorsichtig hinein, ehe sie eintrat, denn sie wollte sichergehen, dass sich der Earl nicht ungesehen von ihr hierher zurückgezogen hatte. Der vertraute Duft nach Büchern und Zitronenölpolitur stieg ihr in die Nase. Wenn sie die Augen schloss, sah sie ihren Großvater bildhaft vor sich, wie er in die geliebten Werke von Homer vertieft in seinem Lieblingssessel vor dem Kamin saß, ein Glas edlen Cognacs neben sich auf dem Tisch stehend. Natürlich verschwand dieses Bild sofort, als sie die Augen wieder öffnete,

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