Goettin meines Herzens
angerichtet, da ist es nur gut, wenn deine unsterbliche Seele nicht auch noch im Sündenregister steht.“
„Aber sie ist bereits darin verzeichnet“, beharrte er in dem Bemühen, sich nicht von ihr aus ihrer dunklen Vergangenheit ausschließen zu lassen. „Dieser Abschaum hat mich in jener Nacht dazu gebracht, dich durch seine miesen, gemeinen Augen zu sehen. Obwohl ich mich nach dir sehnte, hasste ich dich dafür, dass du die niedersten Instinkte in mir wecktest, Miranda. Also versuche nicht, in mir den Prinzen aus dem Märchen zu sehen. In dieser Nacht unserer ersten Begegnung war ich ganz gewiss nicht von Edelmut erfüllt, und einige Male danach auch nicht.“
„Dennoch hast du mich gerettet, und auch ich bin nicht gerade die vollkommene Prinzessin aus dem Märchen. Eine ziemlich armselige Heldin habe ich in dieser Nacht abgegeben. Wenn ich meinem Gedächtnis trauen kann, habe ich dagestanden wie eine Kokotte und stumm um deine unehrenhaften Aufmerksamkeiten gebettelt. Es scheint mir wenigstens, dass ich das getan haben muss, wenn du wirklich dort gewesen bist.“
„Oh, ich war da, und du warst fürwahr wunderbar“, meinte er mit brüchiger Stimme. Er sah sich wieder in der schäbigen Taverne sitzen, ein Wunder erblickend. „Du warst für mich eine Göttin der Nacht, die alles in den Schatten stellt, und in der Finsternis verschwand.“
Blutrot färbten sich Mirandas Wangen, sie senkte den Blick. Das ihr damals verabreichte Laudanum und die alles überdeckende Scham hatten einen Schleier des Vergessens über ihre Erinnerungen gelegt, nun aber hatte sich der Nebel in ihrem Gedächtnis endlich gelichtet, und die Ereignisse standen ihr klar und deutlich vor Augen. Sie hob den Kopf, schaute ihn an und gestand sich ein, dass sie die Wahrheit erkannt hatte.
„Ich habe mich schamlos benommen“, flüsterte sie und wünschte, ihr Stolz würde es zulassen, dass sie sich aus dem Zimmer flüchtete, um sich vor seinem unverwandten Blick zu verstecken.
„Du warst wunderschön, und ich konnte dich fünf lange Jahre nicht vergessen. Wenn dein elender Gatte nicht gewesen wäre, hätte ich gleich erkannt, welches Juwel du bist, und hätte dich unverzüglich weggebracht. Die Frage ist allerdings, ob du bei klarem Verstand bereitwillig mit mir mitgekommen wärest, Miranda.“
„Ich hätte es vielleicht getan, aber es wäre falsch gewesen.“
„Warum?“
Den Blick senkend, gab sie ihr Bestes, seinem viel zu scharfsinnigen Augen auszuweichen, denn wie könnte sie ihm ihr schlimmstes Geheimnis eingestehen?
„Ich war verheiratet“, zögerte sie die Antwort hinaus, hoffte gegen alle Hoffnung, dass sie ihm die beschämende Wahrheit nicht anvertrauen musste.
„Mit einem Mann, der dich misshandelt und dir Betäubungsmittel verabreicht hat, bevor er versucht hat, dich an den Meistbietenden zu versteigern. Das Gesetz, das eine Frau an einen solchen Mann fesselt, ist noch barbarischer, als selbst ich je vermutet hätte“, stieß er schroff hervor.
„Dennoch ist es das Gesetz.“
„Ich hätte für dich gesorgt, mich um dich gekümmert, ihn von dir ferngehalten. Ich hätte damals alles getan, um dich in meinem Bett und meinem Herzen zu wissen, Miranda, und das würde ich auch heute noch tun.“
Dieses Eingeständnis überwältigte sie schier, machte die Situation unerträglich. Sie schreckte vor der Vorstellung zurück, ihm noch mehr Qualen zu bereiten, aber sie musste es tun.
„Du würdest Schande über dich bringen, wenn du dich mit mir einlässt“, sagte sie ruhig.
„Niemals! Wie kannst du das, was zwischen uns besteht, schändlich nennen?“
Sie hörte die Pein in der geliebten Stimme, als er einsehen musste, dass sie keine Göttin, sondern menschlicher war, als er dachte. Sie fühlte, wie alles, was ihn verletzte auch sie wie ein Dolch durchbohrte. Dennoch gab es nun kein Zurück mehr, sie musste ihm die volle Wahrheit beichten, und die würde ihnen beiden unerträgliche Qualen bereiten.
„Ganz einfach – du bist ein ehrenwerter Mann, das warst du damals und bist es auch heute. Ich bin keine passende Gefährtin für einen solchen Mann.“
„Unsinn, ich bin derjenige, der aus dem Nichts kommt. Glaubst du etwa, der Weg zu meinem Reichtum war mit frommen Taten und weltfremder Liebe zu meinem Nächsten gepflastert, Miranda? Falls du das tust, wartet eine bittere Enttäuschung auf dich, wenn du erst herausfindest, wer und was ich wirklich bin.“
„Gewiss bist du auf deinem staubigen Weg zu Macht und
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