Goettin meines Herzens
einmalige Chance, diese schmerzliche Szene zu beenden, hatte sie damit vertan.
Zufrieden lehnte er sich zurück und betrachtete sie mit träger Genugtuung in den Augen. Obwohl sie den starken Drang verspürte, etwas nach ihm zu werfen, überlief ein Prickeln ihren ungehorsamen Körper. Er begehrte sie, das sagte ihr der Blick, den er ihr unter halb geschlossenen Lidern zuwarf, das sinnliche Lächeln, das seine Lippen umspielte. Auch sie begehrte ihn, und er wusste das zweifellos. Nur konnte sie nicht die Seine werden, denn sie waren beide dazu verdammt, eine Enttäuschung zu erleben, sollte sie dumm genug sein, sich ihm an den Hals zu werfen.
„Die Liebe ist ein Trugbild“, verkündete sie ernst, inständig hoffend, dass dies der Wahrheit entsprach. Es verlangte sie nicht danach, sich nun auch noch zu allem Übel in diesen umwerfend gut aussehenden Mann zu verlieben, nachdem sie sich bereits fortwährend nach seinen leidenschaftlichen Küssen und zärtlichen Liebkosungen verzehrte.
„In diesem Fall steht einer Vernunftehe ja nichts mehr im Wege“, sagte er in nüchternem Ton, und sie erkannte, dass sie in ihre eigene Falle gegangen war.
„Außer der Vernunft, und der Tatsache, dass du mich auf den ersten Blick verachtet hast“, gab sie unwirsch zurück. Es machte sie wütend, dass sie desto aufbrausender reagierte, je ruhiger und vernünftiger er sich gab.
Noch immer war es ihr nicht gelungen, seinen Zorn zu erregen. Ihr dummes Herz tat einen Sprung, als sie sah, wie er die Lider bei ihren Worten stattdessen noch weiter senkte. Sogar die Siegessicherheit, die sein Lächeln enthüllte, stellte eine große Verlockung dar.
„Da irren Sie aber sehr, Mrs. Braxton“, versicherte er ihr, und dieses Mal konnte sie seine Miene auf keinen Fall missdeuten. Leidenschaft und Entschlossenheit standen in seinen samtig weichen Augen, vereinten sich in seinem Blick.
„Ich mochte dich schon damals viel zu sehr.“
„Das hast du aber ausgezeichnet verborgen“, erklärte sie, bemüht, selbstsicher und gelassen zu klingen, während die allzu vertraute Furcht bei jedem Atemzug auf sie lauerte.
13. KAPITEL
Würde sie es denn nie verlieren? Dieses hinterhältige Gefühl, welches ihr vorgaukelte, dass die Fantasien ihrer Träume der Realität entsprachen und in der Tat nur allzu möglich seien? Dieses Gefühl verfolgte sie seit der Zeit, da Nevin sie wieder einmal dabei ertappte hatte, wie sie vor ihm weglaufen wollte, und ihr Rauschmittel verabreichte, um sie sich gefügig zu machen. Dieses Wissen allein war schon schlimm genug, obendrein aber weigerte sich ihr Verstand, diesen verwirrten Fäden der Furcht und Fantasie, die sich in ihrem armen Kopf zu dieser Zeit versponnen hatten, einen Sinn zu geben.
„Erzähl es mir“, sagte sie schließlich, sich steif aufrichtend, um den Geheimnissen, die er über sie wusste, mit Fassung zu begegnen.
„Was soll ich dir erzählen?“, fragte er. Eindringlicher wurde sein Blick, in gewisser Weise sogar abwehrend.
„Die Wahrheit“, beharrte sie tapfer. „Letzte Nacht hast du erwähnt, wir seien uns zuvor schon einmal begegnet. Erzähl mir jetzt davon, bitte, denn ich kann mich nicht an alles erinnern, was zu einer gewissen Zeit in meinem Leben geschehen ist. Es erscheint mir ungerecht, dass du die Erinnerungen, die meinem Gedächtnis verloren gegangen sind, vor mir zurückhalten willst, selbst wenn sich diese als schmerzvoll erweisen sollten.“
Herausfordernd hob sie das Kinn und gab ihm zu verstehen, dass er es nur wagen solle, sie für das zu verdammen, was immer sie auch getan haben mochte. Sie musste lediglich genug Würde zusammenkratzen, um nach seinen Worten nach oben in ihr Zimmer zu gelangen, ehe ihr Stolz sie verließ und sie sich mit Tränen und Bitten um Verständnis vor ihm selbst erniedrigte. Irgendwie gelang es ihr, aufrecht und ruhig dazusitzen, während sie ihn dabei beobachtete, wie er nach den rechten Worten suchte.
„Vor fünf Jahren sah ich in einer Taverne eine gefallene Göttin“, sagte er schließlich in beiläufigem Plauderton, als ob er sich mit einer flüchtigen Bekannten unterhielte.
Trotz seiner sanften Stimme, seines unergründlichen Blicks erbebte Miranda, und er streckte die Finger aus, als wolle er ihr die Hand reichen, überlegte es sich jedoch anders und fuhr ruhig fort, um ihr sein Wissen möglichst schonend mitzuteilen.
„Sie war von solch großer Schönheit und bestechender Unschuld, dass ich meine Seele dem Teufel verkauft
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