Goettin meines Herzens
drängte, ihm die Wahrheit vorzuenthalten und ihm stattdessen kleine harmlose Lügen zu erzählen.
Gelassen und sich seiner dominanten Ausstrahlung bewusst, saß er ihr gegenüber, wie geboren für diesen Ort. Sie wusste, selbst wenn er mit Reichtum und Privilegien statt in Armut aufgewachsen wäre, würde er dennoch dieses tiefe Vertrauen in seine Fähigkeiten besitzen und das in seinem Innersten verwurzelte Bedürfnis, sich selbst und denen, die er liebte, treu zu bleiben.
Er war ein guter Mann, sie war ihm nicht ebenbürtig. Es durfte nichts zwischen ihnen sein, und dennoch stand die Möglichkeit fast greifbar im Raum. Eine Möglichkeit, die sie zerstören musste, von der sie sich verabschieden sollte, wenn sie wollte, dass sein Ansehen von ihren Sünden nicht berührt wurde. Und das wünschte sie von ganzem Herzen.
„Heirate mich“, drängte er abrupt, gleichermaßen bittend wie auch fordernd.
„Ganz gewiss nicht“, gab sie schroff zurück, zutiefst erschrocken über das sehnsüchtige Verlangen, einfach seine ausgestreckte Hand zu ergreifen, um damit eine Verbindung zu schließen, von der sie intuitiv wusste, dass er sie nie brechen würde.
Sie könnte es tun, annehmen, was er ihr anbot, und nichts auf die eigene Ehre geben. Die Sehnsucht, die unter ihrer brüsken Weigerung schwelte, war stark und mächtig, und ein Teil von ihr wollte, dass er ihr „Nein“ nicht gelten ließe.
„Du bist nicht gerade talentiert in der Kunst der höflichen Zurückweisung. Man könnte fast meinen, du hast keinerlei Übung darin“, bemerkte er, als ob er über eine flüchtige Bekannte spräche, nicht von der Frau, die er soeben um ihre Hand gebeten hatte. Allerdings war die Auswahl zwischen den weiblichen Mitgliedern der Familie Alstone, die er zur Braut wählen konnte, auch nicht gerade üppig.
„Im Gegenteil, ich bin so erfahren darin, dass ich weiß, wie wenig erfolgreich ein höfliches ‚Nein danke‘ gewesen wäre. Gentlemen neigen dazu, lästigerweise in hartnäckiger Aufdringlichkeit ihr Ziel zu verfolgen, wenn sie sich erst einmal eingeredet haben, wie sehr sie einen gewissen Besitz begehren, und Sie, Mylord, brauchen für Ihre Zwecke schnellstens eine Gemahlin.“
„Gentlemen mögen sich in dieser Weise verhalten. Ich indes sehe Frauen nicht als Besitz an“, erwiderte er knapp.
„Dann entschuldige ich mich. Ich fürchte, ich habe Ihren Stolz verletzt.“
„Nein, das hast du vielleicht versucht, aber ich lasse mich nicht so leicht zurückweisen. Erinnere dich meiner Herkunft, und hör auf, mich mit höflichen Plattitüden abschütteln zu wollen, Miranda.“
„Ich habe es abgelehnt, Ihren Antrag anzunehmen, Mylord, und werde meine Meinung nicht ändern. Meine Antwort schien mir recht eindeutig“, zwang sie sich ruhig zu äußern.
„Das schien mir auch so, dennoch beabsichtige ich, die Wahrheit zwischen uns beiden zu offenbaren, gleich, wie sehr du dich gegen die Erkenntnis sträubst, dass wir vom Schicksal füreinander bestimmt sind“, erwiderte er mit solcher Ruhe, als plauderten sie über das Wetter.
„Ein wahrhaft absurder Gedanke.“
„Wäre ich ein feinfühliger Mann, würde mich deine schroffe Zurückweisung wohl verletzen“, erwiderte er gelassen.
„Willst du mir damit sagen, dass du kein feinfühliger Mann bist?“, forderte sie ihn heraus.
„Ich will dir sagen, dass ich dich zu ehelichen beabsichtige, Miranda. Du bist dafür geboren, meine Countess zu werden, und ich werde nicht zulassen, dass du mich aus falsch verstandenem Stolz verschmähst. Durch dich würden meine eigenen Unzulänglichkeiten als Earl außerdem verborgen bleiben“, fügte er schelmisch hinzu.
„Was für ein ausgemachter Unsinn. Ich bin dafür geboren, einen Narren aus mir zu machen, und mittlerweile habe ich mich an diese Rolle gewöhnt“, beharrte sie schroff, da sie befürchtete, in Tränen auszubrechen, wenn sie sich auch nur einen Hauch sanftmütiger gab.
„Unfug.“
„Es ist wahr, und überhaupt ist es unhöflich, sich mit einer Dame zu streiten.“
„Da haben wir es wieder, siehst du? Wie soll es mir mit meinen erbärmlichen Manieren nur gelingen, ohne deine Hilfe zurechtzukommen?“, fragte er mit Unschuldsmiene. „Außerdem ist es nicht sehr nett, mich mit freundlichem Geplauder und lahmen Entschuldigungen abzuspeisen, mein Schatz. Oder gehört deine Liebe einem anderen?“
„Nein, selbstverständlich nicht“, brach es unvorsichtigerweise aus ihr hervor. Sofort bereute sie es, denn die
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