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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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polterten kurz hinter ihr, wurden langsamer, blieben zurück. »Also, so geht das wirklich nicht!«, rief der Portier und dann hörte sie, wie die Schritte sich entfernten. Wenn er ihr nur keinen Sicherheitsdienst hinterherjagte, das gab es hier hoffentlich nicht.
    Berenike hetzte einen langen, schwach beleuchteten Gang entlang. Wo fanden noch mal die Obduktionen statt? Ach ja, hier entlang, es roch schon nach Verwesung. Eine Tür klappte halb auf, süßlicher Geruch drang heraus. Tod, Degeneration. Blödsinn, schalt sie sich. Sicher nur Blut. Ganz sicher …
    Berenike versuchte, durch den Mund zu atmen. Es war still, zu still. Bis auf ihren eigenen Atem. Der war laut wie eine Dampflok.
    Die Tür schloss sich, leise, sehr leise. Gedämpft, wie alles hier. Berenikes Blick fiel auf das Schild daneben: Umkleideraum. Und bei der nächsten Tür stand: Reinhard Stiassny. Der Gerichtsmediziner.
    Wie seltsam Kain sich benahm … Dass der kein Superbulle war, wusste sie. Aber so arg, das hätte sie nicht gedacht. Und Jonas war doch gut, war vor gar nicht langer Zeit befördert worden, der Herr Abteilungsinspektor. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sich wirklich anschießen hatte lassen.
    Berenike klopfte. Stille. Herzpochen. Dann Schritte. Zwei Männer querten weit entfernt den Gang. Im düsteren Licht konnte sie nur Umrisse erkennen. Und eine Trage, mit der sie um die Ecke verschwanden, erst der eine, dann die Bahre, dann der andere. Etwas Violettes leuchtete auf. Eine Farbe, die Jonas liebend gern trug!
    Berenikes Füße rannten wie von selbst los. Ihr eigener Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren. Weiter! Um die Ecke. Eine Tür klappte. Weiter, schneller! Niemand zu sehen. Die beiden mussten durch diese Tür mit der Trage verschwunden sein. Sie riss an der Klinke, hielt automatisch den Atem an.
    Ein ziemlich großer Raum lag vor ihr, fast ein Saal. Überall glitzerndes Metall. Zwei Männer hinten in der Ecke, beide drehten ihr den Rücken zu. Beugten sich über einen Tisch. Verdeckten mit ihren Körpern die Trage fast gänzlich. Nur ein Zipfel Violett lugte noch hervor.
    Das Bild verschwamm vor Berenikes Augen, wurde zu fliederfarbenem Nebel. Kein Wunder, dass Inspektor Kain Jonas nicht in einer Notaufnahme gefunden hatte. Der Boden unter Berenikes Füßen schien zu schwanken, als ginge sie über Wattewolken. Dabei stand sie still. Sie stolperte, musste wohl irgendeinen Laut gegeben haben, denn jetzt sah sie jemanden verschwommen auf sich zukommen, eine Person ganz in Weiß. Sie wischte sich über die Augen, blickte auf, in ein junges Gesicht. Ein Arzt. Ein … Gerichtsarzt. Ein Kollege von Reinhard. Ganz nüchtern jetzt ihre Beobachtungen. Die schlaksige Figur, ein brauner Kaffeefleck auf dem weißen Mantel. »Wer sind Sie?«, fragte er mit strenger, für einen Mann etwas zu hoher, fast piepsiger Stimme. Und: »Was machen Sie hier? Sie dürfen nicht …«
    Er trat näher an sie heran. Weg von der Trage, von der Leiche darauf, die er verdeckt hatte. Die lange Haare hatte. Lange blonde Haare. Blond! Nicht schwarz, sondern blond. Blond! Und etwas glitzerte an ihrem Hals. Eine Kette. Und das Violette …
    »Berenike! Was machst du hier?«, sagte eine Stimme hinter ihr. »Du hast mir einen Schreck eingejagt!«
    Berenike fuhr herum. Jonas. Er stand da, lächelte schief. Sie lachte, laut lachte sie auf. »Jonas? Jonas!« Ein Schrei, er schmerzte in der Kehle. »Und du mir erst!«, rief sie und spürte ihren eigenen kreischenden Tonfall wie eine Vibration.
    »Nike!« Sein rechter Arm steckte in einem dicken Verband, rot sickerte Blut durch das Weiß. Es musste eine schwere Verwundung sein.
    »Was ist passiert?« Sie starrte auf die rotdurchtränkte Gaze, immer noch war das Wattegefühl nicht ganz verschwunden.
    Er folgte ihrem Blick. »Halb so wild, Nike.«
    »Kain ist … Er hat … dich gesucht bei mir«, stammelte Berenike. »Wieso bist du nich…?«
    »Es ist nur ein Streifschuss.« Er streckte den verletzten Arm zur Seite und küsste sie. Intensiv. Lang. Gierig. »Hej, Nike«, murmelte er leise und legte ihr die gesunde Hand auf die Hüfte, zog sie näher an sich heran, ganz nah, dass sie seinen Duft riechen konnte. Jonas-Duft, das herbe Aftershave. Und seinen trainierten Körper spürte. Jemand hinter ihnen pfiff anerkennend.
    Verwirrt löste sich Berenike von Jonas, behielt mit einer Hand Kontakt zu seinem Körper, seinem warmen, lebendigen Körper.
    Reinhard. Wo kam der plötzlich her? »Du brauchst dir

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