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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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wenn er bei der Prozedur noch gelebt hatte. Hoffentlich nicht.
    Jonas betrachtete den Toten, die Umgebung, ließ seinen Blick über die notorischen Schaulustigen gleiten und dann zu Kain. »Na? Hat’s dir doch einmal die Red’ verschlagen, Franz? Was ist denn passiert?«
    »Sieht man das nicht? Du weißt doch immer alles, mach dir deinen Kram doch alleine!«, schimpfte Kain und spuckte aus, während er über den Fundort zu stapfen begann.
    »Spinnst du?«, brüllte Jonas so laut in die Richtung des Dorfpolizisten, dass alle rundum die Köpfe einzogen. »Jetzt reicht’s! Ich lasse dich suspendieren, Kain!« Mit seiner unverletzten Hand packte Jonas den Kollegen und zerrte ihn vom Ufer weg. »Willst du Spuren vernichten? Du bist ein Hindernis, sonst nichts!«
    Kain mit seiner zur Fülle neigenden Figur schlug heftig um sich, stieß Jonas weg.
    »Pass auf!«, schrie Berenike.
    »Hör auf! Hör sofort auf!« schrie Jonas, doch Kain schlug immer heftiger um sich, traf Jonas in die Magengrube, dass er zurücktaumelte, sich aber nach wenigen Schritten fing.
    »Kümmer dich um ihn«, zischte er Mara zu und stieß Kain in ihre Richtung. »Ich halte ihn nicht mehr aus! Ich will ihn nie mehr an einem Tatort zu Gesicht bekommen!«
    Mara nickte und führte Kain zu einem der Streifenwagen. Kain, bullig wie er war, strampelte bockig vor sich hin, fuchtelte wild mit den Armen. Erfolglos, er konnte Mara nicht abschütteln, sie war jünger und fitter, trainierter auch. »Rühren Sie sich hier nicht weg!«, zischte sie und bugsierte ihn auf den Rücksitz des Wagens.
    »Wollt ihr nicht wissen, WER der Tote ist?«, grinste Kain maliziös und sah, bereits sitzend, von unten her zu ihnen auf. Mara verdrehte genervt die Augen und blickte fragend zu Jonas.
    »Wieso, kennt den niemand hier oder wie?«, zischte Jonas.
    »Bin ich der Zuagraste oder du?«, feixte Kain. Sein Blick glitt böse über das dunkle Haar seines höhergestellten Kollegen. Er tat, als wisse er, woher Jonas sein Aussehen hatte. Dabei sprach Jonas kaum über seine Wurzeln. In Kains Gesicht lag offene Verachtung. Verachtung für Menschen wie ihn. Und Jonas wiederum sah drein, als verstehe er Kains unausgesprochene Botschaft. Er ließ die Schulter des unverletzten Arms kreisen und schwieg. Hier wurde mehr gesagt, als Worte je erklären könnten.
    »Also?«, fragte schließlich Mara und trommelte mit ihren eleganten schmalen Händen auf das Autodach über Kain. Die Sonne wurde von dem hellen silbrigen Lack des Polizeiwagens reflektiert, ließ einen Ring an ihrem linken Mittelfinger aufblitzen. Zum Glück war es nur ein funkelnder Stein. Ein runder Stein. Keine geheimnisvollen Symbole. Keine Runen. Kein Grund zur Beunruhigung.
    Der warme Föhn heulte und fauchte. Touristen gingen vorbei, manch einer blieb stehen. Kain zog die linke Augenbraue hoch.
    »Wer ist der Tote?«
    »Ja, wer ist der Tote?«, fragte Reinhard, der mit seinem Arztkoffer erst jetzt näher kam.
    Kain sah boshaft grinsend von einem zum anderen. »Ihr wisst es nicht? Wirklich nicht?«
    »Spuck’s aus, Franz«, sagte Jonas leise. »Spuck’s endlich aus, sonst …«
    In dem Moment fuhr ein Windstoß über die Wasseroberfläche, in die nassen, ein wenig schütteren Haare des Toten, beutelte sein rotes Hemd. Ein kleines, viereckiges Papier flog aus einer Tasche in der Kleidung des Toten, wirbelte durch die Luft, flatterte hierhin, dorthin, wurde hochgetragen, wirbelte herum, wechselte die Richtung und fiel dann, mit einem Mal energielos, ins Wasser, wo es von der Strömung weggetragen wurde. Berenike hatte die längliche Form, die bunte Malerei darauf erkannt.
    »Eine Tarotkarte«, flüsterte sie. »Wie bei Monika.«
    »Eine Mordserie«, sagte Mara leise. »Hast du irgendwas erkennen können, Berenike?«
    »Nicht viel, tut mir leid. Blaue Farben … Das kann viel sein. Man muss schauen, ob man die Karte beim Wehr findet …«
    »Ich gebe gleich Bescheid«, sagte Mara schnell und holte ihr Funkgerät, »hoffen wir das Beste.«
    Stille. Dann ein Rascheln. Berenike sah aus dem Augenwinkel eine Bewegung, duckte sich – Kain war aus dem Auto gesprungen, war schon mehrere Meter weit weg, querte gerade die stark befahrene Straße, ohne innezuhalten, wich einem Holzfuhrwerk aus, rannte in den Wald hinein, der hier bergauf führte. Jonas folgte ihr, keuchte.
    »Ich kenne den Toten«, sagte Reinhard hinter ihnen. »Es ist Bernd Flatscher. Monika Leitners letzter Liebhaber.«

6
    Ein Sonnenstrahl ergoss sich über

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