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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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den Fluss und blendete Berenike, wie sie auf den dunklen Wald glotzte. Keine Spur mehr von Kain, von Mara ebenso wenig. Nur Jonas fiel nach wenigen Schritten zurück. Die Verletzung, klar.
    »Mist!«, schimpfte er und kehrte zögernd zum Leichenfundort zurück, von wo aus Reinhard und Berenike das Geschehen verfolgten. Neben ihnen parkte verlassen Kains Dienstwagen, die Tür offen, das Funkgerät grammelnd. Jonas griff danach, gab eine Fahndung raus, beschrieb Kain und bat um Verstärkung. Mit zornigem Schwung warf er die Tür zu.
    Kains Kollege Spitzer, ein junger Uniformierter, blonden Flaum und etwas blass im Gesicht, hatte den Leichenfundort bewacht und trat jetzt auf Jonas zu. »Wie wollen Sie weiter vorgehen?«, fragte er und deutete mit dem Kopf Richtung Mühlrad. Er wirkte ein wenig devot, vielleicht nur wegen seiner Jugend.
    Alle starrten auf die Leiche. Das blieb also von einem berühmten Trachtenschneider, bei dem sogar Promis lange Wartezeiten auf Ausseer Lederhose und Co. in Kauf nahmen. Sein eigenes Hemd war zerschlissen, durch einen langen Riss schimmerte blasse Haut.
    »Und ich hatte befürchtet, der Tote sei Kurt«, murmelte Berenike. »Weil er verschwunden ist. Das ist doch komisch.«
    »Nein, Kurt hat auf mich geschossen«, erwiderte Jonas.
    »Was? Dann ist er der Mörder?«
    Jonas zuckte die Achseln. »Das hängt vom Todeszeitpunkt des Mannes hier ab.« Er deutete mit dem Kinn auf die Leiche mit dem roten Hemd, das in der Sonne lächerlich vital leuchtete.
    »Du gehst erst einmal in Krankenstand.« Reinhard sah Jonas mit Oberlehrerblick an. »In deinem Zustand hilfst du niemandem, du schadest dir nur selbst.«
    »Ich kann doch jetzt nicht …«
    »Recht hat er«, antwortete eine weibliche Stimme hinter ihm. Mara. Sie war zurück. Allerdings ohne Kain. »Der Kollege ist weg. Ich hab alles abgesucht.«
    Jonas seufzte. »Ich lasse Kain verwarnen, das sage ich dem Chef.«
    Mara nickte. »Der Typ ist unglaublich.«
    »Dorf-Kieberer halt, was willst du.«
    »Trotzdem.«
    Reinhard kletterte inzwischen unter Anweisung des jungen Uniformierten das Ufer hinunter und über einen schmalen Übergang zu dem Mühlrad.
    Alle warteten gebannt. Endlich war er drüben.
    »Kannst du was sagen, Reinhard?«, rief Jonas ungeduldig.
    »Lass mir doch wenigstens drei Minuten Zeit, okay?«
    Jonas nickte grimmig und trat am Ufer von einem Fuß auf den anderen.
    Reinhards blonde Haare wehten im Föhnwind, als wären sie auf einem netten Wochenendausflug. Fast wie das Blond von Berenikes Schwester Selene, nur deren Haar war noch heller. Er berührte die Leiche zunächst nicht, betrachtete sie von allen Seiten, machte Fotos. »Erdrosselt mit dem Hemd, wie es aussieht«, sagte er dann, worauf von Jonas ein Aufseufzen kam. »Näheres wie üblich, wenn ich ihn aufschneide.«
    »Wenn Kurt dich angeschossen hat, Jonas, dann war er nicht auf einer Tour mit seinem Bus?«, überlegte Berenike laut und beobachtete immer noch Reinhard.
    »Das weiß ich nicht«, meinte Jonas leise. »Er kann in der Zwischenzeit zurückgekommen sein, ohne dass wir es mitbekommen haben. Er kann sein Fahrzeug etwas entfernt geparkt haben.«
    »Und vom Tod Monikas kann er überall erfahren haben, das ist schließlich Tagesgespräch«, ergänzte Reinhard. »Wenn er Monikas Tod rächen wollte, zum Beispiel …«
    »Was ist bei der Schießerei genau passiert, Jonas?«, fragte Berenike.
    »Irgendwer hat einen Mann beobachtet, der mit einer Waffe hantiert hat. Ich bin informiert worden. Weil man an Monikas Ermordung gedacht hat. Ich wollte den Verdächtigen beschatten, in der Hoffnung, die beiden Dinge hätten tatsächlich was miteinander zu tun. Zunächst ist das gut gegangen, dann hat er mich leider bemerkt. Und hat sofort geschossen. Warum weiß ich nicht. Ich konnte den Mann jedenfalls nicht erkennen. Falls es Kurt war – ein Kollege hat festgestellt, dass der vorbestraft ist und auf Bewährung draußen. Wegen versuchter Kindesentführung. Außerdem soll er ein schräger Vogel sein, Teufelsanbeter, der schwarze Messen feiert.«
    »Oh du meine Güte.« Berenike schüttelte sich. »Schwarze Magie!«
    »Wie gesagt, wir wissen nicht, ob es sich bei dem Mann mit der Schusswaffe überhaupt um Kurt gehandelt hat. Viel zu erkennen war nicht von ihm, er war vermummt. Nur wieso schießt jemand so schnell? «
    »Weil er dich bemerkt hat und entkommen wollte?«
    »Wie dumm.«
    »Man weiß nie, Berenike«, sagte Mara, »wie Menschen in Stresssituationen reagieren, wenn

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