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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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Sylvie.
    »Aber sie spielt hier, im Salzkammergut. Du hättest wenigstens bis nach dem Narzissenfest warten können.«
    »Komm, beruhig dich. Was ist, rauchen wir eine? Ein Friedenspfeiferl, hm? Lass uns rausgehen.« Sylvie kramte in ihrer Tasche.
    »Na gut.« Paul hielt ihr eine geöffnete Packung Camel light entgegen. »Bitte, bedien dich.«

9
    Eine weitere Nacht ohne Jonas. Ein weiterer Morgen allein.
    »Wo ist er denn, dein Freund?«, fragte Lieselotte zur Begrüßung und ging Berenike damit ziemlich auf die Nerven. Überhaupt: Er wohnte nicht bei ihr!
    Wie nebenbei zuckte Berenike mit den Achseln und fing an, Earl Grey zuzubereiten. »Warum? Willst du mit ihm über die Ermittlungen reden?« Gleich darauf spürte sie, wie unhöflich ihr Tonfall gewesen war. Freundlicher fügte sie hinzu: »Oder hast du einen Hinweis für die Kriminalpolizei?«
    »Ich nicht. Der Sepp war heute Morgen schon hier.«
    »So früh?« Die Uhr zeigte erst halb zehn. Es war ein modernes schwarzes Ding, Kuckucksuhr & Co. hatten bei ihr Hausverbot, seit sie früher mal eine kaputt geschmissen hatte. Erst halb zehn. »Nach dem späten Abend?« Die Lesung war ein voller Erfolg gewesen, auf dem Tisch lagen aber immer noch zwei Stapel von Sylvies Roman. Da war nicht so viel verkauft worden. Schade, Sylvie hatte sicher mehr erwartet.
    »Er hat gehofft, Jonas anzutreffen.«
    »Der Sepp? Tatsächlich?« Das war ganz und gar untypisch für den Leiter der Autorengruppe. Er hatte sein halbes Leben auf der Psychiatrie verbracht und wollte daher von ›Obrigkeiten‹ aller Art nichts mehr wissen, Polizei eingeschlossen.
    »Es geht um Sylvie, er macht sich Sorgen. Ein paar Autoren wollten gestern noch auf einen Umtrunk, nachdem hier Sperrstunde war. Doch Sylvie ist nie am Treffpunkt angekommen.«
    »Na, Liesi, dafür gibt’s sicher eine harmlose Erklärung. Komm, beruhig dich, wir frühstücken erst mal und dann …«
    »Das glaub ich nicht, Berenike. Sepp war völlig aufgelöst.« Lieselotte raufte sich die Haare, vergaß, dass ihre Aufsteckfrisur das nicht zuließ – und zerstörte alles. Ratlos ließ sie die Hand sinken und betrachtete ihr Spiegelbild hinter der Theke. »Sie haben überall nach Sylvie gesucht und alle Nummern angerufen, aber nichts. Sie hat ihr Telefon nicht abgehoben und bei wem anderen war sie nicht. Also bei niemandem, den ihre Freunde kennen.«
    »Scheiße. Du glaubst doch nicht …?« Berenike schlug sich die Hand vor den Mund.
    »… dass es mit der Mordserie zu tun hat? Oh mein Gott.«
    »Shit, shit, shit.« Manchmal entschlüpften Berenike immer noch englische Kraftausdrücke, obwohl es nun schon lange her war, dass sie in Großbritannien gelebt hatte. »Hoffentlich haben wir mit unseren Befürchtungen unrecht und Sylvie taucht bald auf.«
    »Ja, hoffen wir auf eine harmlose Erklärung«, meinte die Kellnerin und hörte sich nicht wirklich hoffnungsvoll an. Sie nahm ein Geschirrtuch und fing an, das dunkle Holz der Theke zu polieren.
    »Vielleicht war Sylvie zu erschöpft und ist heimgefahren?« Berenike lehnte sich an die Theke und trommelte darauf.
    »Dort war sie nicht. Da ist der Stefan doch als Erstes hin. Sie hat dieses Haus geerbt, dessen Oberstock sie als Ferienwohnung vermietet. Die Gäste haben sie nicht gesehen. – Bitte, Berenike, könntest du die Finger von der Theke lassen? Ich putze …«
    »Oh, ’tschuldigung.« Berenike setzte sich auf einen Hocker, legte die Hände unter die Oberschenkel. »Oder ist Sylvie vor dem Trubel geflohen? War ihr vielleicht alles zu viel?«
    »Ohne Stefan?« Lieselotte rubbelte heftig über einen Fleck. »Das glaubst du doch selbst nicht. Du kennst die beiden, sie sind unzertrennlich.«
    »Stimmt.«
    »Außerdem hat Stefan nichts über Sylvies Verbleib gewusst.« Lieselotte betrachtete ihr Werk. Dermaßen geglänzt hatte die Theke schon lange nicht mehr. »Also angeblich.«
    »Hat jemand die Polizei informiert?« Berenike sprang auf. Sie würde Jonas anrufen. Ja, das würde sie. Und dann führte an ihrem eigenen Geständnis kein Weg mehr vorbei. Mit ein bisschen Glück war es in der Zwischenzeit unwichtig geworden …
    »In der Nacht offenbar nicht, sagt Sepp. Heute wird man es tun müssen. Du könntest das tun, Berenike. Stefan wollte noch warten …«
    »Stefan? Das ist schon merkwürdig.«
    »Genau. Er müsste am meisten besorgt sein, am meisten Interesse haben, die Polizei einzuschalten. Sie ist schließlich seine Freundin.«
    Etwas blitzte in Berenikes Kopf auf.

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