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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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alles noch schlimmer gekommen war, als ein Toter in ihrem Salon saß. Und ein weiterer in der Gradieranlage. Vergiftet. »Das Ausseerland hat mich seit meinem ersten Besuch in seinen Bann geschlagen«, sagte sie.
    »Das war der Wassermann, der im See leben soll. Er zieht gern die Menschen in seinen Bann«, sagte Reinhard.
    »Na hoffentlich nicht.«
    »Ist nur symbolisch zu verstehen.«
    »Was für ein Glück«, sagte Berenike und erinnerte sich daran, wie sie einmal fast ertrunken wäre im See.
    »Und doch hat der See eine magische Anziehungskraft.« Reinhard sah wie durch sie hindurch. »Meine Familie ist nach der Flucht hierher gekommen und heimisch geworden. 1945, weißt du.« Sein Blick traf jetzt auf Berenike, blieb lange an ihr haften. Etwas zu lange. »Mein Vater stammt aus Böhmen. Er ist geistig nie von dort weggegangen. Die Familie musste damals weg. Dabei war er noch ein Kind, ein ganz kleines Kind.«
    »Das tut mir leid«, sagte Berenike und fühlte sich ihm seltsam nahe.
    »Schon gut, du kannst nichts für diesen historischen Schwachsinn.«
    »Du musst mir einmal mehr darüber erzählen«, bat sie und nahm eine Teetasse aus dem Regal. Sie war glänzend schwarz. Passte zu Reinhard, dachte sie.
    »Gern, Berenike.«
    Nähe, Wärme. Wie gut das tat. »Meine Großmutter ist auch in Tschechien aufgewachsen und …«
    Die Tür ging auf, jemand rief etwas, und der Moment zwischen ihnen war vorbei.
    *
    Noch mehr Gäste strömten in den Salon. Ragnhild trat ein, Berenikes frühere Aushilfskellnerin. Jetzt leitete sie eine Feng-Shui-Pension in der Nähe und hatte sich bereits mehrmals in Gäste verliebt … die dann natürlich wieder abgereist waren.
    »Ich habe mich für das Seminar angemeldet«, erklärte sie und stellte einen großen Korb auf die Theke. Stricknadeln und ein rotes Wollknäuel sahen oben heraus. »Es findet doch heute statt?«
    »In der Tat, allen mörderischen Umstände zum Trotz, liebe Ragnhild. Eine Viertelstunde hast du noch, ehe es losgeht.« Berenike ließ ihren Blick über Ragnhilds körperbetont geschnittenes grünes Kleid wandern, das perfekt mit ihrem roten Haarschopf harmonierte. »Ich bin etwas überrascht – du willst Stricken lernen?«
    »Warum nicht? Ich sehne mich danach, etwas Dauerhaftes mit meiner Hände Arbeit zu erschaffen. Würde dir das nicht gefallen, Berenike?« Ragnhild strich sich die roten Locken aus dem Gesicht.
    »Mag sein. Aber wie du siehst, habe ich alle Hände voll zu tun.« Berenike wies auf den gut besuchten Salon. »Außerdem habe ich all dies hier selbst erschaffen.«
    »Stimmt. Handarbeiten ist schon noch einmal etwas Anderes.«
    »Eine Kurta selber nähen fände ich schon praktisch.« Ablenken würde eine solche Tätigkeit sicher. Bloß nur nicht Nähen, dafür hatte sie einfach keine Begabung.
    Die Tür ging auf und ein kerniger Typ in Lederhose und grünen Stutzen stampfte herein. »Griaß eich«, tönte er, stellte sich an die Bar und musterte Berenike.
    »Hallo, Paul.« Berenike reichte ihm die Karte. »Bitte sehr.«
    Paul zwinkerte ihr vertraulich zu. Allzu vertraulich. »Sagt’s«, er lümmelte sich betont lässig an die Theke, ohne jemanden anzusehen. »Warum sitzt ihr alle so herum … so … schmähstad?«
    »Weil die Sylvie womöglich ein Geist ist«, murmelte Sepp kryptisch. Er wirkte blass unter seiner sonnengebräunten Haut.
    »Wieso? Wie meinst das, Sepp?«
    »Sie ist verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Seit gestern Abend schon.« Sepps Hände strichen über die Tischplatte. »Dabei hat sie davor von Monikas Geist geredet.«
    »Ach?« Paul blickte Sepp an, ohne zu blinzeln, dann wanderte sein Blick zu Berenike. »Und du wieder mitten im Geschehen, was?« Er wirkte seltsam wissend. Verdammt!
    »Hast du nicht noch mit Sylvie geredet nach ihrer Lesung?«, fragte Ragnhild plötzlich und umklammerte ihren Handarbeitskorb.
    »Ich?« Paul schnappte sich die Karte. »Wieso? Ich weiß nicht.«
    »Ich mein, ich hätt’ euch beisammenstehen gesehen.«
    »Klar hab ich mit ihr g’redet. Aber wer nicht? Was dann passiert ist – wer weiß das schon?« Er wandte sich Berenike zu. »Auf den Schock dieser Frage … Sag, servierst du wirklich ausschließlich Tee?«
    Berenike nickte, deutete auf ein Schild hinter ihr. ›Strictly tea is served‹. Das hatte sie einmal in Budapest gelesen und die Idee geklaut. Sie sah, wie Reinhard grinste, und räusperte sich. »Was darf ich dir bringen, Paul?«
    »Wenn du echt koan Schnaps nicht hast … dann

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