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Goettinnensturz

Goettinnensturz

Titel: Goettinnensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Buerkl Anni
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sein?«
    »Mein Kollege will sie mit dem Scheiner gesehen haben.«
    »Meinem Vermieter?«, entfuhr es Berenike. Sie schauderte. Der Alpen-Mafioso hatte ihr schon einige böse Überraschungen im Leben bereitet, seit sie hierher gezogen und von ihm die Räume des Salons gepachtet hatte. Was sollte sie machen, sie war von ihm abhängig, wenn sie ihr Lokal weiterführen wollte. Es gab sonst keine passenden Örtlichkeiten.
    »Ja, Berenike.« Stefan starrte sie an. »Weißt du am Ende etwas?« Er kniff die Brauen unschön zusammen, gar nicht mehr der lässige Bademeister …
    »Nein«, sagte sie schnell, und der Bademeister-Autor entspannte sich ein wenig. »Ich weiß von nichts. Sylvie vermietet Liegenschaften, nicht wahr? Vielleicht hat sie deswegen mit ihm zu tun.«
    »Meinst?« Neuerliches Stirnrunzeln. Die Frauen würden ihn nicht mehr lange lieben.
    »Ja, warum nicht?«
    Stefans Gesicht war anzusehen, dass es in seinem Kopf arbeitete. Er schwieg.
    Unterdessen schwang die Tür auf, Reinhard, wie üblich in Schwarz, kam herein. Er brachte nach Sonne und Frühlingserde duftende Luft mit. »Grüß euch!« Er winkte in die Runde und stellte sich an den Rand der Theke, abseits von der Gruppe. Seine Fröhlichkeit war direkt schockierend … »Servus, Berenike! Ist Jonas vielleicht da?«
    Berenike wischte über die Theke. Jemand hatte Wasser verschüttet. »Leider kann ich dir nicht helfen, Reinhard.«
    »Schade«, machte Reinhard und sah sie eindringlich an. »Da kann man halt nichts machen.«
    »Du wirst bald eine weitere Leiche haben«, sagte Sepp düster.
    »Wieso?«
    »Sylvie, eine Autorin, ist nach ihrer gestrigen Lesung hier verschwunden.«
    »Oh du meine Güte!«, entfuhr es Reinhard, jetzt gar nicht mehr fröhlich, »hoffentlich nicht.«
    Sepp zuckte die Achseln und wandte sich seinem Notizblock zu, den er aus der Schachtel geholt hatte.
    »Was wolltest du denn von Jonas?«, fragte Berenike.
    »Ach, nur so. Ist nicht wichtig.« Neugierig beäugte Reinhard ihre Tee-Karte.
    ›Salon für Tee und Literatur
    Inhaberin Berenike Roither‹

    »Wow. Ich wusste nicht, dass das Lokal dir gehört! Schön hast du es hier.«
    Sie lächelte. »Danke. Möchtest du etwas trinken?« Sie würde bald die Preise etwas anheben müssen. Die gestiegenen Großhandelskosten ließen keine andere Wahl. Und dann neue Karten von Maja, der Grafikerin, machen lassen. Aufgaben gab es immer genug.
    »Gern.« Er blätterte in der Karte und bestellte Assamtee und ein Stück Apfelkuchen.
    Berenike beglückwünschte ihn zu der Wahl. »Den Kuchen hat Lieselotte gebacken, mit Äpfeln von hier.«
    »Es gibt noch Äpfel?«
    »Klar. Bei der entsprechenden Qualität und Lagerung halten sich die schon. Sind halt echt steirische Äpfel.«
    Während sie mit dem Teegeschirr hantierte, sah Reinhard sich anerkennend um. »Alle Achtung. Dein Lokal macht sicher nicht gerade wenig Arbeit.«
    Ein Lachen entsprang wider Willen ihrer Kehle. »Kein Vergleich zu deinem Job, fürcht ich. Leichen aufschnipseln …«
    »Oh, für Außenstehende ist mein Beruf natürlich gruselig. Aber ich mag ihn. Ich kann etwas zur Gerechtigkeit beitragen! Ich war immer schon neugierig. Der Tod ist ein weites Feld, vieles kann passiert sein. Mich interessiert, wie Menschen sterben – und warum. Wie bei den aktuellen Mordopfern.« In Reinhards Augen glitzerte es.
    »Unser Inspektor Kain hat bei der Monika zuerst an einen Unfall geglaubt. Der Narr.«
    »Genau. Wo ist er übrigens? Hat ihn schon wer gesichtet, Berenike?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Na, er wird schon auftauchen.«
    »Dann wird Jonas mit ihm ein Hühnchen rupfen.«
    »Das glaub ich.« Reinhard lächelte. »Na, reden wir von was Angenehmerem. Du bist nicht von hier, oder?«
    »Hört man das immer noch?« Sie ließ ein Lachen perlen. Wie gut das tat. Als könnte es diesen Stein in ihrem Inneren erweichen.
    »Doch, man hört es.« Reinhards Grinsen tat gut. Lenkte ab. Fast fühlte es sich an wie früher, so sorglos. Sich niemals auf was Festes einlassen. Man wusste ja, was dabei herauskam. War das Herz einmal beteiligt, tat es weh …
    »Ich bin in Wien aufgewachsen«, erzählte Berenike und merkte unwillkürlich, wie lange das schon her war. Ihre Kindheit in der bürgerlichen Josefstadt, ihre chaotische Familie, die unverheirateten Eltern – damals ein Skandal – mit ihren eigenen Troubles. Berenikes toller Job. Dann die große Krise. Die erste Zeit im Ausseerland. Wie sie aufzuatmen geglaubt hatte. Und wie dann

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